Hansa Rostock und Trainer Peter Vollmann gehen künftig getrennte Wege. Das Training leitet vorerst Hansas Co-Trainer Michael Hartmann.

Rostock. Der Trainer muss gehen, doch die Probleme bleiben: Nur eine Woche nach dem Treuebekenntnis durch die Klubführung hat sich der abstiegsbedrohte Fußball-Zweitligist Hansa Rostock von Chefcoach Peter Vollmann getrennt. Angesichts von nur einem Sieg in 17 Hinrundenspielen kam die Beurlaubung des beliebten Aufstiegstrainers alles andere als überraschend, sie allein wird die prekäre Lage beim Ostseeklub aber nicht ändern. Neben dem Kampf gegen die eigenen Problemfans, die Finanzlöcher und das drohende „Geisterspiel“ muss Hansa nun auch noch einen neuen Trainer finden. Der soll schon am Freitag beim Auswärtsspiel beim SC Paderborn auf der Bank sitzen.

„Im Moment kommt es knüppeldick für uns. Es sind stürmische Zeiten für die Hansa-Kogge, aber wir bringen sie wieder in ruhiges Fahrwasser“, sagte Vorstandsboss Bernd Hofmann. Er selbst verschleppt seit drei Wochen einen Infekt, denn eine Pause gönnt ihm der Krisenklub nicht. Hofmann erwartet spätestens am Mittwoch die Entscheidung des DFB-Sportgerichts über die Strafe wegen der Ausschreitungen im Heimspiel gegen den FC St. Pauli.

Parallel dazu führen er und Manager Stefan Beinlich Gespräche mit den Kandidaten für den vakanten Chetrainerposten, den vorübergehend Vollmanns Assistent Michael Hartmann besetzt. Gehandelt werden die derzeit vereinslosen Wolfgang Wolf (bis Februar Kickers Offenbach), Peter Hyballa (bis September Alemannia Aachen) und Michael Oenning (bis September Hamburger SV).

Der ebenfalls gehandelte Michael Frontzeck winkte bereits ab. „Hansa ist ein Traditionsklub im Osten, ein attraktiver Verein. Aber ich stehe nicht zur Verfügung“, sagte der ehemalige Bundesligatrainer von Borussia Mönchengladbach.

„Wir suchen keinen reinen Feuerwehrmann. Der neue Trainer muss zwar Begeisterung entfachen können, er ist aber auch als Psychologe und Trainingsfachmann gefragt“, sagte Hofmann. Der Hoffnungsträger dürfte schon am Mittwoch vorgestellt werden, denn es gibt viel zu tun. Mit nur elf geschossenen Toren hat Hansa die mit Abstand harmloseste Offensive der Liga, der jungen Mannschaft fehlt es an Durchschlagskraft und an Qualität.

Die Bitte nach dringend benötigten Verstärkungen im Winter dürfte sich der neue Trainer aber sparen. Das drohende „Geisterspiel“ ohne Zuschauereinnahmen würde dem mit 16 Millionen Euro verschuldeten Klub mehrere hunderttausend Euro kosten. „Wir hatten letztes Jahr die Finanzen gut im Griff, aber die erneuten Ausschreitungen reißen neue Löcher in die Kassen“, sagte Hofmann.

In der vergangenen Saison hatte man auch sportlich keine Sorgen. Vollmann, der im Sommer 2010 die Nachfolge von Marco Kostmann angetreten hatte, entfachte nach dem bitteren Abstieg neue Euphorie. Mit einer Mannschaft voller junger und talentierter Spieler schaffte der 53-Jährige gleich im ersten Jahr die angestrebte Rückkehr in die 2. Liga.

„So etwas vergisst man nicht. Peter Vollmann, Manager Paule Beinlich und ich hatten ja alle neu bei Hansa angefangen, deswegen tut diese Trainerentlassung besonders weh“, sagte der Klubboss: „Aber leider ist Fußball ein Tagesgeschäft.“ Deswegen war die Rückendeckung, die Vollmann vor einer Woche von den Vereinsverantwortlichen erhalten hatte, nach der 0:3-Niederlage am Sonnabend bei der SpVgg Greuther Fürth auch nichts mehr wert.

Vollmann verabschiedete sich am Montag noch persönlich von der Mannschaft und in einem Brief auch von den Rostocker Journalisten. Darin bedankte er sich für die angenehme Zusammenarbeit und schrieb von einem „schweren Abgang“ aus Rostock. (sid)