Oberbürgermeister Christian Ude: “Bewerbung für 2018 nicht für die Katz', sondern für die Zukunft“. Kandidatur für 2022 aber unwahrscheinlich.

München. Die Stimmung war gedrückt, da taten ein paar Worte der Zuversicht Not. Mit einem entschiedenen „Ja, aber ...“ stellten DOSB-Präsident Thomas Bach und der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude also eine erneute Bewerbung um die Olympischen Winterspiele in Aussicht. Die brutal gescheiterte Kandidatur von „München 2018“ sei einfach zu gut gewesen, als dass sie ein für allemal begraben werden sollte, sagten beide. Den Zeitpunkt für einen weiteren Anlauf ließen Bach und Ude wohlweislich offen, vielleicht kommt er auch nie, eher unwahrscheinlich ist eine Kandidatur für 2022.

Bach nannte auf der Abschlussveranstaltung von „München 2018“ die Idee und das Konzept der Bewerbung einen „Schatz“, den „wir nicht vergraben dürfen“ - er ließ damit auch durchblicken, dass die Gedanken von Berlin oder Hamburg an eine Ausrichtung von Sommerspielen überflüssig sind. Ude sagte, „für die Katz' haben wir nicht konzipiert und nachgedacht, sondern für die Zukunft“. Und Katarina Witt, die Kuratoriumsvorsitzende von „München 2018“, packte die beiden Herren gleich bei der Ehre. Mit Blick in den Saal des Alten Rathauses sagte sie: „Hier sind viele, deren Herz für eine verdiente gemeinsame Fortsetzung schlägt.“

Bach freilich ließ sich nicht aus der Reserve locken. Er sagte „Ja“ zu München, doch das „Aber“ war laut vernehmbar. Der DOSB-Präsident sprach von sorgfältigem Abwägen, von genauem Überlegen, er streifte alle Faktoren, die eine erneute Bewerbung scheitern lassen oder verzögern könnten. Bereits kurz nach der klaren Niederlage von München (25 Stimmen) gegen Pyeongchang (63) am 6. Juli im südafrikanischen Durban hatte er erklärt, es werde sich frühstens im ersten Halbjahr 2012 zeigen, ob eine erneute Bewerbung von München sinnvoll sei - und dies hänge auch von der „innenpolitischen Situation“ ab.

Im Grunde müsste für eine erneute Bewerbung der Schwung von „München 2018“ genutzt werden. Doch ob Bach und Ude dies wollen und können? Für Winter-Olympia 2022, für das sich bislang nur das Schweizer Davos interessiert, droht es nicht zu klappen - wegen der innenpolitischen Situation. Im Herbst 2013 müsste eine Bewerbung für 2022 auf den Weg gebracht werden. Ude, die treibende und einende politische Kraft hinter „München 2018“, will sich dann aber zum bayerischen Ministerpräsidenten wählen lassen. Ob der dann an Olympia denken will?

Auch der Bundestag wird im Herbst 2013 neu gewählt, und fraglich ist, ob eine Diskussion um eine Olympia-Bewerbung 2022 bis dahin auf der politischen Agenda steht. Recht unwahrscheinlich ist auch, dass sich Udes Nachfolger als Stadtoberhaupt gleich eine Kandidatur ans Bein bindet - zumal im Frühjahr 2014 gleich noch Kommunalwahlen in Bayern anstehen. Zudem haben die Grünen in München schon angekündigt, eine zweite Kandidatur nicht mittragen zu wollen.

Anfang September 2013 steht darüber hinaus ein Kongress des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) an - und Bach wird nachgesagt, dass er sich in Buenos Aires gerne zum Nachfolger von Präsident Jacques Rogge wählen lassen möchte. Zugleich eine Kandidatur für Olympia 2022 zu stemmen zu wollen, ist vielleicht etwas zu viel des Guten.

(sid/abendblatt.de)