Eigene Olympiapläne hat die Stadt vorerst beerdigt
Die Geburtsstunde der Münchner Olympiabewerbung für die Winterspiele 2018 schlug vor dreieinhalb Jahren in Hamburg. Am 8. Dezember 2007, einem kalten Sonnabendnachmittag, votierten die Delegierten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in der Handelskammer einstimmig für die Kandidatur. Damit waren Hamburgs eigene Pläne für die Ausrichtung Olympischer Spiele für Jahrzehnte auf Eis und Schnee gelegt. Immerhin rang der damalige Handelskammer-Präses Karl-Joachim Dreyer DOSB-Präsident Thomas Bach einen Mutmacher für die Jahre 2028/2032 ab: "Zehn Jahre nach den Winterspielen kann Deutschland Sommerspiele in Hamburg gut verkraften."
Hamburgs neuer Sportsenator Michael Neumann (SPD) hat das Thema Olympia bereits von der Tagesordnung genommen und realistische Prioritäten gesetzt: "Jetzt kommt es erst einmal darauf an, eine verlässliche und überparteiliche Strategie im Breiten-, Leistungssport und bei der Eventgestaltung zu entwickeln, die es uns ermöglicht, sich in zehn Jahren um jedes Sportereignis in der Welt erfolgreich bewerben zu können." Den Dekadenplan versucht bis zum 1. Oktober eine fünfköpfige "Zukunftskommission Hamburger Sport" unter Vorsitz von Dr. Michael Beckereit und Karl Schwinke zu erarbeiten. Beckereit ist Geschäftsführer von Hamburg Wasser und Vorstandsvorsitzender des Olympiastützpunktes Hamburg/Schleswig-Holstein, SPD-Politiker Schwinke ist der neue Staatsrat für Bezirke und Sport.
2001 hatte sich Hamburg das bisher letzte Mal um Olympia beworben. Die Kampagne für 2012 scheiterte zwei Jahre später, als überraschend Leipzig die nationale Zustimmung erfuhr. Nur ein Jahr später waren die Sachsen wieder aus dem Rennen, weil das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Stadt mit ihren rund 500 000 Einwohnern schon in der Vorausscheidung eliminierte. Hauptargumente: zu klein, zu schlechte Infrastruktur. Hamburg dagegen, hieß es damals aus dem IOC, hätte bei den Fakten mit dem späteren Sieger London konkurrieren können.
Seitdem hält sich in Hamburg hartnäckig eine Verschwörungstheorie. Die sechs deutschen Wintersportverbände hätten am 12. April 2003 im Münchner Park-Hilton-Hotel geschlossen für Leipzig gestimmt, da ihnen die Chancenlosigkeit der Stadt bewusst war. Damit hätten sie das Thema Sommerspiele auf absehbare Zeit beerdigen und eine Kandidatur Münchens für Winterspiele vorantreiben können. Die Strategie, so sie dann eine bewusste war, ging auf.
Hamburg wiederum hatte auch danach wenig Glück beim Werben um internationale Großveranstaltungen. Einzig für die Triathlon-WM 2007 erhielt die Stadt den Zuschlag. Die wurde ein großartiger Erfolg und war noch ein Jahr später bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking Gesprächsthema.