Laut Beckenbauer gibt es „keinen echten Favoriten“ – Dennoch spricht einiges für die Südkoreaner.
Durban. Unmittelbar vor der Entscheidung über die Vergabe der Olympischen Winterspiele im Jahr 2018 herrscht im deutschen Lager großer Optimismus. Mit dazu beigetragen hat auch Franz Beckenbauer, der am Dienstag in Durban angereist war und dafür sorgen will, dass München die Spiele doch noch bekommt. Der Favorit ist aber nach wie vor der südkoreanische Vertreter Pyeongchang, während Annecy (Frankreich) nur Außenseiterchancen eingeräumt werden.
„Die Koreaner sind mit einer unglaublichen Präsenz hier in Durban vertreten. Der Präsident ist schon seit Samstag hier mit einem beachtlichen Sicherheitsaufkommen“, sagte Ude am Dienstag beim Empfang des Fliegers mit Münchner Fans über Südkoreas Staatspräsident Lee Myung-bak und fügte an: „Man kann von allem auch zu viel machen.“ Er versprach aber, dass sich München von dem Konkurrenten nicht einschüchtern lassen werde und kündigte für den Fall des Triumphs eine Fete im deutschen Haus an: „Dann gibt es ein großes Fest: Dabei können wir hoffentlich auch verkünden: O'zapft is.“
Beckenbauer: „Es gibt keinen echten Favoriten“
Die Hoffnungen von München ruhen bei der finalen Präsentation am Mittwoch ab 8.45 Uhr auch auf Beckenbauer. Er hatte am 6. Juli 2000 die Fußball-WM nach Deutschland geholt – exakt elf Jahre später soll er seine Heimatstadt nun als erste Metropole der Welt zum Ausrichter von Olympischen Sommerspielen (1972) und Winterspielen (2018) machen. Kurz nach 17 Uhr wird IOC-Präsident Jacques Rogge den Umschlag mit dem Namen des Ausrichters öffnen.
Beckenbauer erwartet eine enge Entscheidung. „Es gibt keinen echten Favoriten“, sagte der Ehrenspielführer der Fußball-Nationalmannschaft. Kurz zuvor erst war er dort eingeflogen worden, als letzter Joker der Münchner Olympiabewerbung. Beckenbauer erinnerte an die Fußball-Weltmeisterschaft vor fünf Jahren, die auch dank seines Engagements in Deutschland stattfand. „Das war ein Sommertraum. Jetzt freuen wir uns auf einen Wintertraum. Die Welt zu Gast bei Freunden“, sagte Beckenbauer. Er sei Bayer und Münchner und wolle, dass seine Landsleute die Spiele daheim erleben können.
IOC-Mitglied Kasper rechnet mit schneller Entscheidung
Favorit auf den Zuschlag dürfte aber nach wie vor Pyeongchang sein. Die Südkoreaner bewerben sich nach den vergeblichen Anläufen für 2010 (Ausrichter: Vancouver) und 2014 (Ausrichter: Sotschi) bereits zum dritten Mal. Das einflussreiche IOC-Mitglied Gian-Franco Kasper rechnet mit „einer Entscheidung im ersten Wahlgang“ – wohl für Pyeongchang.
Deren Chef des Organisationskomitees, Cho Yang Ho, zeigte sich zuversichtlich: „Ans Verlieren denken wir nicht.“ Die Südkoreaner bringen nach insgesamt zehn Bewerbungsjahren neben besten Kontakten zum Internationalen Olympischen Komitee (IOC) vor allem gewichtige finanzielle Argumente ein – schließlich ist der Hauptunterstützer Samsung Topsponsor der olympischen Bewegung.
München setzt Begeisterung für den Wintersport dagegen. Ex-Skirennfahrer Markus Wasmeier sagte: „München kann genauso ein Wintermärchen werden wie Lillehammer 1994.“ Laut Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer würden es die „umweltfreundlichsten Spiele der Geschichte“.
Der ebenfalls in Durban angereiste Bundespräsident Wulff hob noch einmal die Bedeutung der Spiele für Deutschland hervor: „Für unser Land wäre es ein Riesengeschenk. Ich bin hier, um die Zusicherung zu geben, dass wir emotionale und enthusiastische Spiele ausrichten werden, wenn wir den Zuschlag bekommen. Ganz Deutschland fiebert natürlich der Entscheidung entgegen.“
Der Tag der Olympia-Entscheidung in Durban
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) vergibt an diesem Mittwoch im südafrikanischen Durban die Winterspiele 2018. München konkurriert mit dem südkoreanischen Pyeongchang und Annecy in Frankreich um den Zuschlag. Der Ablauf am Tag der Entscheidung:
8.30 Uhr: Eröffnung der 123. IOC-Session durch Präsident Jacques Rogge im Convention Center von Durban.
8.45 Uhr: Abschlusspräsentation von München.
10.25 Uhr: Präsentation von Annecy.
12.05 Uhr: Präsentation von Pyeongchang.
14.45 Uhr: Bericht der IOC-Evaluierungskommission.
15.20 Uhr: Testwahl der IOC-Mitglieder.
15.35 Uhr: Wahl der Olympiastadt 2018 für die XXIII. Winterspiele. Es gibt bei drei Kandidaten maximal zwei Wahlgänge.
17.00 Uhr: IOC-Präsident Rogge verkündet den Gewinner.
18.00 Uhr: Unterzeichnung des Ausrichtervertrages durch die siegreiche Stadt und anschließend Pressekonferenz mit dem IOC.