Franz Beckenbauer will helfen, dass sich das IOC morgen im Durban für die Olympische Winterspiele in München entscheiden wird.

Durban. Den letzten Joker hoben sich die Strategen bis zum letzten Zug auf. Er habe gehört, dass eine "sehr besondere Fußballpersönlichkeit" auf dem Weg nach Durban sei, orakelte der Kommunikationsdirektor der Münchner Olympiabewerbung 2018, Jochen Färber. Und Katarina Witt, als Kuratoriumschefin das Lächeln der deutschen Charmeoffensive, sagte auf dem Podium der Pressekonferenz: "Darf ich das denn bekannt geben?" Aber ja doch, steht doch schon seit Langem fest: "Franz Beckenbauer kommt am Dienstag an. Er war von Anfang an Teil unserer Bewerbung."

Ein bisschen Glück, glaubt Witt wie auch IOC-Vizepräsident Thomas Bach, kann bei so einer Bewerbung entscheidend sein. Und das scheint Beckenbauer lebenslang abonniert zu haben, er hat schon zwei WM-Trophäen und schließlich gleich die gesamte Weltmeisterschaft nach Deutschland geholt.

Die letzten Stunden eines wahren Langstreckenlaufes haben begonnen. Morgen um 17.11 Uhr wird der Umschlag geöffnet, der den Namen der Gastgeberstadt der Olympischen Winterspiele 2018 enthält. Das Ende eines langjährigen Bewerbungswettbewerbs, bei dem, so Witt, "nur die Goldmedaille zählt". Die letzten Stunden Dauerlächeln, die letzten Stunden Stimmenfang bei den 110 IOC-Mitgliedern gegen den lange übermächtig erscheinenden Konkurrenten Pyeongchang (Südkorea), der zuletzt zweimal knapp gescheitert war - und unbeeindruckt dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) weiterhin jeden Wunsch von den Lippen ablas.

Von einer Übermacht ist in Durban längst keine Rede mehr. Noch im vergangenen Dezember schien die Bewerbung an einem Tiefpunkt angekommen zu sein, als die Umfragewerte im Keller waren und sich das Bewerbungsteam nur mühsam von dem Rücktritt des unglücklich agierenden Bewerbungschefs Willy Bogner erholte.

Hört man der deutschen Delegation zu, dann entsteht der Eindruck, dass dies alles Jahre, nicht Monate her ist. "Wir haben uns kontinuierlich gesteigert, und die jüngsten Umfragen zeigen 80 Prozent Zustimmung", sagte Witt. Das Olympia-Informationsportal bidsinfo.com sah München zuletzt nur knapp hinter Pyeongchang, das IOC-nahe US-Branchenmagazin "Around the Rings" platzierte München auf seinem vierteljährlichen Bewertungsindex sogar knapp vorne. Doch letztlich ist die Entscheidungsfindung der 110 IOC-Mitglieder nur schwer kalkulierbar. Südkorea steht für das Erschließen neuer Märkte, München setzt beim finalen Stimmenfang vor allem auf das Thema Nachhaltigkeit, das bei so vielen vorangegangenen sportlichen Großereignissen keine Rolle gespielt hat. Dreiviertel aller benötigten Anlagen existieren bereits. Letztlich müsse nur eine Fläche "kleiner als ein Fußballfeld permanent neu gebaut werden", sagte der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Vesper, "das werden die ersten klimaneutralen Spiele, die einen neuen Standard für den Weltsport setzen werden."

Es ist ein klarer Gegenentwurf zur pompösen Bewerbung der Südkoreaner. Und das trifft ganz das Gusto der deutschen Politik. Weit mehr als bei vorangegangenen Bewerbungen stehen die Volksvertreter hinter München 2018, obwohl schon die rund 33 Millionen Euro teure Bewerbung, die allein aus Sponsorengeldern finanziert werden sollte, über sechs Millionen Euro aus öffentlichen Kassen verschlungen hat. Sollte München den Zuschlag bekommen, müsste mit Kosten in Höhe von 1,5 Milliarden Euro Veranstaltungsetat und Infrastrukturinvestitionen von weiteren 1,5 Milliarden Euro gerechnet werden. Zumindest letztere wird überwiegend der Staat zu tragen haben.

Dennoch begleitet der Bundestag die Münchner Bewerbung im Vergleich zu den Initiativen von Berchtesgaden (1992), Berlin (2000) und Leipzig (2012), denen es zuweilen an Transparenz mangelte, wohlwollend gegenüber. München unterscheide sich, "da kaum zusätzliche Sportstätten in Deutschland gebaut werden müssen", sagte das Mitglied im Sportausschusses des Bundestags, Klaus Riegert (CDU).

München sei "aus Erfahrung klug geworden", betonte auch Martin Gerster (SPD), Mitglied im Sportausschuss. Er halte es für "nicht redlich", die für München 2018 notwendigen Infrastrukturprojekte in die Kalkulation einzubeziehen: "Denn Straßen und Bahnstrecken werden nach den Spielen auch weiterhin genutzt werden." Einen wirtschaftlichen Nutzen habe man bei dieser Bewerbung ohnehin nie angestrebt. Letztlich hat es der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) am treffendsten ausgedrückt: "Wir wissen nun wirklich, wie man eine Party schmeißt." Und eine Party kostet Geld.