Der ehemalige Schiedsrichterbeobachter verklagt den Referee auf Schadenersatz. Der erste Tag im Landgericht endete ohne Entscheidung.

Hechingen. Die Schiedsrichter-Schlammschlacht zwischen Manfred Amerell und Michael Kempter geht in die nächste Runde. Das Landgericht Hechingen vertagte am Donnerstag die Entscheidung im Prozess auf den 18. April. Zuvor waren im Saal 168 erneut pikante Details aus der Beziehung des früheren DFB-Schiedsrichterbeobachters Amerell und des ehemaligen Fifa-Referees Kempter erörtert worden.

Sowohl Amerell als auch Kempter rückten vor etwa 60 Zuschauern und 20 Journalisten nicht von ihren Standpunkten ab. Laut Amerell, der Kempter wegen Verletzung seines Persönlichkeitsrechts auf 150.000 Euro Schadenersatz verklagt, habe es sich um eine „einvernehmliche Beziehung“ gehandelt. Kempter warf seinem einstigen Mentor erneut sexuelle Belästigung vor.

Möglich ist aber durchaus, dass es dennoch zu einem Vergleich kommt. „Der Weg dazu ist offen. Manfred Amerell möchte seinen Ruf wieder herstellen und nicht sein Leben lang mit Rechtsstreitigkeiten fortführen“, sagte Amerells Anwalt Jürgen Langer.

Christoph Schickhardt sieht seinen Mandanten Kempter in der besseren Position. „Entweder das Ganze wird beendet, oder wir gewinnen“, erklärte Schickhardt: „Das erklärte Ziel ist es, dass der junge Schiedsrichter in ein paar Jahren wieder ganz oben pfeift. „

Zunächst einmal findet die Fortsetzung des Prozesses im schriftlichen Verfahren statt. Demnach haben beide Parteien bis zum 14. März Zeit, weitere Schriftsätze einzureichen. Das Landgericht wird eine Entscheidung am 18. April (11.00 Uhr) verkünden. Möglich ist eine Urteilsverkündung, aber auch die Fortsetzung des Verfahrens.

Im Saal 168 des Landgerichts Hechingen ging es erneut hoch her. Kempter wiederholte seine Vorwürfe. Er sei von Amerell schon als 18-Jähriger genötigt worden. Amerell habe ihn auf den Mund geküsst und im Genitalbereich berührt. „Ich war passiv, aber es war klar, dass ich das nicht wollte. Aus jetziger Sicht hätte ich energischer dagegen vorgehen müssen“, sagte Kempter, der seine bisher letzte Partie am 10. April 2010 in der 3. Liga leitete, zum Teil spürbar verlegen.

Laut Amerell sei die Beziehung „über Jahre von beiden Seiten gewachsen. Dazu führte der 63-Jährige Kempters zahlreiche „Liebes-Mails“ an. Zudem erklärte Amerell erneut: „Ich habe das Private und mein Amt beim DFB strikt getrennt.“

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hält sich aus dem Zivilprozess von Amerell und Kempter heraus. Ob Kempter wieder auf den Platz zurückkehren wird, will die Schiedsrichterkommission um den Vorsitzenden Herbert Fandel nach dem Ende des Prozesses entscheiden. Der DFB verweist darauf, dass er nicht abschließend prüfen könne, was zwischen Amerell und Kempter vorgefallen sei. Diese Klärung sei Aufgabe der Gerichte. Erst wenn diese Ergebnisse vorliegen, könne über etwaige Pflichtverletzungen und die weitere Laufbahn Kempters entschieden werden.