Manfred Amerell wirft Schiedsrichter Kempter vor, bei einem Leistungstest Ergebnisse von zwei Kollegen manipuliert zu haben.

München/Hamburg. Manfred Amerell hat neue Vorwürfe gegen Michael Kempter erhoben und den FIFA-Referee wegen Manipulationsverdachts beim DFB-Kontrollausschuss angezeigt. Der ehemalige Schiedsrichterfunktionär des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wirft Kempter unsportliches Verhalten vor. Der Unparteiische soll bei einer Leistungsprüfung im Juni 2008 Ergebnisse von zwei Kollegen zu deren Gunsten manipuliert haben. „Man muss bestimmte Zeiten erfüllen, und er hat andere Zeiten eingetragen“, sagte Amerell am Freitag.

Die Anzeige gegen Kempter beim DFB wurde von Amerells Anwalt Jürgen Langer per Pressemitteilung veröffentlicht. Vom DFB gab es dazu zunächst keine Stellungnahme. Kempter, der am Sonntag das Spiel der Oberliga Baden-Württemberg zwischen 1899 Hoffenheim II und TSG Balingen leiten soll und damit zum zweiten Mal seit Beginn der Affäre vor gut zwei Monaten wieder pfeifen wird, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die neue juristische Auseinandersetzung ist das nächste Kapitel in der seit Februar laufenden Schiedsrichter-Affäre. Kempter hatte seinen Schiedsrichter-Beobachter Amerell beschuldigt, ihn sexuell belästigt zu haben. Amerell, der von seinen DFB-Ämtern zurücktrat, bestreitet dies. Beim DFB legte er mehrere hundert E-Mails und SMS vor, die belegen sollen, dass die Beziehung zu Kempter auf dessen Einverständnis beruhte.

Im Zuge der Affäre war auch DFB-Präsident Theo Zwanziger wegen seines öffentlichen Umgangs mit den Vorfällen in die Kritik geraten. Der größte Sportfachverband der Welt hatte als Konsequenz aus Kempters Vorwürfen, die von drei anderen namentlich nicht genannten Referees untermauert werden, bei einem Außerordentlichen Bundestag am 9. April eine umfassende Reform des Schiedsrichterwesens beschlossen.

Seine nun geäußerten Manipulationsvorwürfe will Amerell durch eine E-Mail Kempters belegen können. Diese liege auch dem DFB vor, sagte er. „Mir geht es nur um die Wahrheit“, sagte Amerell. Kempter soll laut Amerell in seiner Funktion als Lehrwart im Amateurbereich in Baden-Württemberg falsche Zeiten notiert und zwei Referees somit zum Bestehen der Prüfung verholfen haben. Dies soll der 27-Jährige seinem früheren Schiedsrichter-Vorgesetzten in der privaten Korrespondenz „gestanden“ haben. Über die Motivation Kempters für dieses angebliche Fehlverhalten könne er allerdings nichts sagen. „Dies alles zu bewerten, ist nun Aufgabe des DFB“, sagte Amerell.