Ihre Worte rührten die Nation am Tag nach dem Selbstmord von Robert Enke. Ein Jahr danach versucht sie, ihr Leben neu zu ordnen.
Hannover. Teresa Enke will keine öffentliche Person sein. Abgeschieden wohnt die Witwe des toten Torwarts mit ihrer Adoptivtochter Leila auf einem umgebauten Bauernhof in Empede. Dort wo sie auch schon mit ihrem verstorbenen Mann Robert lebte. Sie zieht die Anonymität vor, nimmt am öffentlichen Leben in Hannover fast gar nicht teil. „Sie lebt sehr zurückgezogen“, sagte Ronald Reng, Autor der Biografie von Robert Enke und Freund der Familie. „Sie hat herausgefunden, dass es ihr besser geht, je weniger über sie in der Öffentlichkeit geredet wird.“
Es ist ein schmerzhafter und mühevoller Weg bei der Suche nach Alltag und einer Form von Normalität. „Es geht ihr nicht besonders gut“, berichtete Jörg Neblung, Enkes Freund und Berater. Gegen Werder Bremen war Teresa Enke Ende September das erste Mal wieder bei einem Spiel von Hannover 96 im Stadion, vor ein paar Tagen schaute sie beim internationalen Reitturnier auf dem Messegelände von Hannover zu. Ansonsten tritt sie höchstens bei Veranstaltungen der Robert-Enke-Stiftung auf.
Ein einziges Mal hat Teresa Enke seit ihrer viel beachteten Pressekonferenz am Tag nach dem Selbstmord ihres Mannes mit Journalisten über ihr Leben danach gesprochen. Im Juni in Barsinghausen sagte sie bei einer Informationsveranstaltung der Stiftung: „Ich habe eine kleine Tochter, ich muss mich zusammenreißen.“
Seit dem 10. November vergangenen Jahres ist sie Witwe. Seitdem der Torwart der deutschen Nationalmannschaft Selbstmord beging, seine Frau und die jetzt adoptierte Tochter Leila alleine zurückließ. Das kleine Mädchen gibt Teresa Enkes Leben Sinn, aber auch die Arbeit in der Robert-Enke-Stiftung. Sie ist Vorstandsvorsitzende und will über das Thema Depression aufklären – jene schwer zu fassende Krankheit, an der ihr Mann litt und die ihn in den Tod trieb. „Es geht auch um Enttabuisierung“, erklärte die Frau, die am Tag nach Robert Enkes Tod die Menschen beeindruckt und berührt hat. „Er hatte Angst, dass das rauskommt“, hatte sie damals bei einer spontanen Pressekonferenz über die Krankheit berichtet. Und sie hatte diesen Satz gesagt, der alle, die ihn hörten, so tief berührte: „Wir haben gedacht, wir schaffen alles und mit Liebe geht das. Aber man schafft es doch nicht immer.“
Für ihren mutigen und ungewöhnlichen Auftritt erhält Teresa Enke am 8. Dezember den Leibniz-Ring des Presse Clubs Hannover. Der wichtigste Teil des neuen Lebens ist aber ihre Tochter, deren Adoption inzwischen auch offiziell abgeschlossen ist. Um die 19 Monate alte Leila dreht sich ihre kleine Welt unweit von Hannover. „Wir sind im Dorfleben mit drin“, berichtete sie. Die Nachbarn „haben mir sehr geholfen und haben sich gekümmert. Das ist ein ganz tolles Gefühl.“
Ein anderer Teil des Lebens ohne ihren Mann ist die Stiftung, aber mit klaren Prioritäten: „Ich habe eine Tochter, und es muss im Rahmen bleiben.“ Andererseits sagte sie: „Ich will versuchen zu helfen. Die Arbeit gibt mir Kraft.“ Die Hauptarbeit machen andere, vor allem Jan Baßler, der Geschäftsführer. „Ich habe noch nicht soviel Kraft, dass ich mich jeden Tag damit befassen kann“, sagte sie im Juni dazu. In der Öffentlichkeit hat sie seither nicht mehr gesprochen. Trotz der vielen Anfragen vor dem Jahrestag gibt es keine großen Interviews, keine Auftritte bei Talkshows wie „Beckmann“ oder „Kerner“. „Das, was ich dazu zu sagen hatte, ist gesagt“, erklärte Teresa Enke im Juni ihre Zurückhaltung: „Das war einmalig.“