Trotz des Sieges bei 1899 Hoffenheim wurde die Stimmung durch die Sprunggelenks-Verletzung von Franck Ribery getrübt.

München/Sinsheim. Die Befürchtungen haben sich zumindest zum Teil bestätigt. Gips und mindestens vier Wochen Pause für Superstar Franck Ribery. Bayern München hat den Befreiungsschlag von Hoffenheim teuer bezahlt. Am Tag nach dem 2:1 (0:1)-Last-Minute-Sieg bei 1899 Hoffenheim wurde bei dem Franzosen, der mit Tränen in den Augen vom Platz getragen worden war, bei einer Kernspintomographie ein Riss des vorderen Außenbandes und der Kapsel im rechten Sprunggelenk diagnostiziert. Trainer Louis van Gaal , der kurz vor einer Vertragsverlängerung bis 2012 steht, wirkte trotzdem erleichtert.

«Ich hatte Schlimmeres befürchtet. Wir hatten Glück im Unglück. Jetzt müssen wir schauen, dass sich Franck gut auskuriert», sagte der Tulpen-General, der einen Ausfall seines Juwels bis zur Winterpause befürchtet hatte. Nach Auskunft von Bayern-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfarth muss Ribery zehn Tage einen Gips tragen, anschließend folgen zehn Tage im Spezialschuh und zehn Tage Aufbautraining. Läuft alles perfekt, kann Ribery in der zweiten Oktoberhälfte wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.

Damit fehlt den Bayern im Spitzenspiel gegen Tabellenführer Mainz 05 am Sonnabend mit Ribery und dem ebenfalls Langzeitverletzten Arjen Robben die gefürchtete Flügelzange. «Wir müssen nachlegen und höllisch aufpassen, dass wir von Mainz keine Konter um die Ohren gehauen bekommen», sagte van Gaal mit Blick auf das anstehende Topspiel.

Neben Ribery stand der Holländer im Mittelpunkt - er wollte mit Blick auf eine Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrages aber noch keinen Vollzug melden. «Es ist noch keine Entscheidung gefallen. Die wird es wohl bis Weihnachten geben. Aber vielleicht habe ich auch noch Bedingungen, die der Vorstand nicht akzeptieren will», erklärte van Gaal, der sich möglicherweise eine Option als Bondscoach der Niederlande für die WM 2014 offen halten möchte.

Einigkeit herrschte über den Auftritt des Münchner Starensembles in der Rhein-Neckar-Arena von Sinsheim. «Wenn jemand behauptet, Bayern hätte Glück gehabt, dann hat er das falsche Spiel gesehen», sagte Präsident Uli Hoeneß mit zornesrotem Gesicht. Sportdirektor Christian Nerlinger sprach von einer «beeindruckenden Leistung», einem «großen Ausrufezeichen» und sah den Erfolg als Wendepunkt zum Guten: «Jetzt haben wir den Zeitpunkt erreicht, wo wir nicht mehr zurückzublicken brauchen auf die WM oder die Vorbereitung. Jetzt geht der Blick nach vorne.»

Ausgerechnet Pechvogel Ribery hatte die Wende eingeleitet. Der Franzose war beim einem Torschuss vor dem 1:1 durch WM-Torschützenkönig Thomas Müller (63.) umgeknickt und danach ausgewechselt worden. Dass die Münchner derlei Rückschläge verkraften, bewiesen sie in Hoffenheim einmal mehr eindrucksvoll. Die nach drei torlosen Spielen als «Nullpen» verhöhnten Bayern ließen sich auch vom schnellsten Gegentreffer der Saison durch «Turbo» Vedad Ibisevic nach 36 Sekunden nicht schocken. «Ich habe meinen Spielern in der Halbzeit gesagt, dass sie es immer weiter probieren sollen», erklärte van Gaal in Oliver-Kahn-Manier.

Es war Daniel van Buyten, der wie Bastian Schweinsteiger zum Auftakt gegen den VfL Wolfsburg in der Nachspielzeit für den 2:1-Sieg sorgte. «Dieses Tor widme ich meinem Vater und meiner Tochter», sagte der belgische Abwehrhüne.

Bei Hoffenheim wollte sich Trainer Ralf Rangnick nicht lange mit der ersten Niederlage seit dem 0:2 am 10. April beim 1. FC Köln beschäftigen. «Das späte Gegentor und die Niederlage sind kein Beinbruch, wenn wir es schaffen, uns nicht mehr mit der Vergangenheit, sondern mit der Zukunft zu beschäftigen», sagte Rangnick: «Wir wollen schon am Freitag in Köln eine neue Serie starten.»