Der WM-Berater Horst Schmidt ist der Meinung, dass Südafrika Fortschritte im Bereich der Sicherheit und Infrastruktur gemacht hat.
Mainz. Sicherheitsfragen beantworten, die Infrastruktur unter die Lupe nehmen, für Nachhaltigkeit sorgen - eigentlich hätte Horst R. Schmidt in seiner Eigenschaft als Berater der Organisatoren knapp zwei Monate vor dem Beginn der Fußball-WM in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) genug zu tun. Doch zu allem Überfluss musste der 68-Jährige zuletzt auch noch Entspannungspolitik zwischen Südafrika und Deutschland betreiben, um den „Bärendienst“ von Uli Hoeneß vergessen zu machen. „Südafrika war entrüstet über diese Aussage. Da war die Meinung über Deutschland auf dem Tiefpunkt. Mittlerweile ist das Verhältnis zu Deutschland wieder besser, die Sache ist gekittet“, sagte Schmidt bei einer Podiumsdiskussion in Mainz mit Blick auf die Aussage des Präsidenten von Rekordmeister Bayern München. Hoeneß hatte erklärt, dass er die WM-Vergabe nach Südafrika „immer für falsch“ gehalten habe.
Im Gegensatz zu Hoeneß ist Schmidt davon überzeugt, dass das Land am Kap der guten Hoffnung bereit für die erste WM auf dem Schwarzen Kontinent ist. Im Bereich Sicherheit und Infrastruktur haben die WM-Gastgeber nach Ansicht des Aschaffenburgers, der zwischen Südafrika, dem Sitz des Weltverbandes FIFA in Zürich und Deutschland pendelt, ihre Hausaufgaben gemacht. „Der Staat und die Polizei arbeiten mit großer Sorgfalt am Thema Sicherheit. Die Polizei war im Aufbau nach dem Ende der Apartheid. Das hat seine Zeit gebraucht. Mittlerweile macht alles einen soliden Eindruck“, äußerte Schmidt, der das Problem der Kriminalität angesichts von 18.000 verübten Morden im Jahr aber auch nicht schönreden will.
„Das Phänomen der Gewalt wird bei der WM eine Rolle spielen. In der Statistik gibt es zwar Fortschritte, allerdings ohne dass man von der bedenklichen Gesamtbilanz wegkommt. Während der WM wird aber eine starke Polizei-Präsenz vorhanden sein“, meinte Schmidt, der die ausländischen Besucher zur Vorsicht mahnt: „Die Fans sollten sich nicht auf Abenteuer einlassen. Man sollte in Gruppen unterwegs sein und nicht in gewisse Bereiche der Großstädte gehen.“
Nicht nur die Polizei-Präsenz lässt sich der Staat etwas kosten. Das Land investierte 15 Milliarden Euro in die Infrastruktur. Laut Schmidt wurde das Geld aber gut angelegt. „Die Investitionen sind gut zu sehen. Vor allem an den Flughäfen. Aber auch im Nahverkehr, dessen Züge in desolatem Zustand waren“, meinte der Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes (DFB): „Das geplante Schnellbussystem ist leider etwas zurückgeblieben, weil es Widerstand der Taxifahrer gibt.“
Widerstand gegen die WM ist in Südafrika laut Schmidt aber kein großes Thema. „Laut einer Umfrage gibt es in der Bevölkerung 85 bis 90 Prozent Zustimmung für die WM. Natürlich gibt es auch Stimmen, die sagen, dass der Staat das Geld besser in soziale Maßnahmen gesteckt hätte“, sagte der gebürtige Nürnberger: „Aber nennenswerten Widerstand gegen die WM gibt es nicht - dafür sind die Menschen auch viel zu stolz. Südafrika tritt schließlich für ganz Afrika an.“
Der Widerstand gegen die WM wird von den großen Erwartungen überlagert. „In Südafrika ist man der Ansicht, dass die angestrebte Wiedervereinigung der Menschen nach der Apartheid die Investitionen rechtfertigen. Die Grenzen aus der Zeit der Apartheid sollen durch die WM überwunden werden“, erläuterte Schmidt.
Den Hoffnungen auf gesellschaftliche Verbesserungen stehen allerdings Sorgen um den wirtschaftlichen Aufschwung gegenüber. „Die Erwartungen, dass sich mehr Beschäftigung ergibt, waren sehr groß. Die Bauprojekte haben Beschäftigung gebracht - aber die sind jetzt zu Ende“, meinte Schmidt: „Es stellt sich die Frage, ob sich die entstandenen kleinen Unternehmen halten können. Südafrika ist die Lokomotive Afrikas. Dort wird sich entscheiden wie es weitergeht. Die Erwartung ist, dass sich manches stabilisiert. Aber Erwartungen sind immer höher als die Wirklichkeit.“