Sylt. René Dahm eröffnete vor vier Jahren sein Abby‘s Café. Dieses hat ein besonderes Siegel erhalten, auf das der 56-Jährige stolz ist.
Die vielfältige Gastronomie ist ein Aushängeschild von Sylt. Auf der Insel gibt es zahlreiche Restaurants, Bistros und Cafés, Touristen haben die Qual der Wahl. Doch die Gastro-Branche hat es nicht einfach: Viele Betriebe klagen über zu wenig Personal und steigende Kosten in vielen Bereichen. Zudem ist die Konkurrenz auf der Insel groß. Da ist es wichtig, etwas Besonderes zu bieten.
So wie René Dahm. Der 56-Jährige begrüßt das Abendblatt zum Gespräch in seinem Abby’s Café in Rantum. In seiner Auslage sind viele Kuchen zu finden, die mit dem Hinweis „glutenfrei“ gekennzeichnet sind. „Ich bin der erste Gastronom auf der Insel, der von der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft (DZG) geprüft wurde und auch ein entsprechendes Siegel erhalten hat“, berichtet Dahm.
Sylt: Gastronom René Dahm hat Siegel der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft erhalten
Er reicht ein Stück von der glutenfreien Eierlikörtorte. Für die Backkunst ist seine Frau Constanze zuständig. Mit dem iismeer habe ein weiteres Restaurant auf Sylt nachgezogen, aber ansonsten gebe es in Schleswig-Holstein nur noch einen gastronomischen Betrieb – in Büsum –, der sich DZG geprüft nennen dürfe, sagt Dahm. Die Prüfer der DZG hätten sich bei ihm auch ein Bild vor Ort von der Backstube und den Produkten gemacht.
„Bei einer Zöliakie wird der in vielen Lebensmitteln enthaltene Eiweißkleber Gluten nicht vom Körper vertragen. Das kann zu Unwohlsein, Magenkrämpfen und anderen schmerzhaften Reaktionen führen“, so der Gastronom. In Deutschland seien rund 800.000 Menschen von Zöliakie betroffen.
Vor vier Jahren hat er sein Café mit dem lauschigen Garten am Strandweg eröffnet. In dem reetgedeckten Gebäude hat auch die Tourist-Information Rantum ihren Sitz. In der ersten Etage ist der Kursaal untergebracht – ein beliebter Ort für Lesungen, Konzerte und andere Events. Hier oben kümmert sich Dahm um den Betrieb der Bar.
In Abby‘s Café in Rantum auf Sylt gibt es glutenfreien Kuchen und Brötchen
In den ersten Wochen nach der Eröffnung sei er häufig nach glutenfreiem Kuchen gefragt worden. Für Dahm war das ein Auftrag. Heute gibt es bei ihm neben konventionell hergestellten Kuchen immer mehrere glutenfreie Varianten. „Wir verwenden kein herkömmliches glutenfreies Mehl, sondern machen in den meisten Fällen unser Mehl selbst aus Mandeln oder Haselnüssen. Oder wir verwenden Mais- und Kartoffelstärke“, sagt er. „So war es auch nur logisch, dass der glutenfreie Kuchen um eine glutenfreie Variante zum Frühstück ergänzt wurde.“
So gebe es jetzt im Café zu norddeutschem Käse, Wurst von der Insel und hausgemachter Konfitüre auch glutenfreie Brötchen. Beim Abendblatt-Gespräch verrät Dahm, dass er ein unruhiger Geist sei, immer wieder neue Dinge machen müsse. Das spiegelt sich auch in seinem Lebenslauf wider.
Sylt: Wahlinsulaner Dahm hat auch schon als Holzfäller und Makler gearbeitet
René Dahm ist in Demmin in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen. „Ich habe in der Heimat als Holzfäller gearbeitet, bin 1989 kurz nach dem Mauerfall nach Hamburg gegangen.“ Dort hat er seine spätere Frau Constanze, die aus Bremerhaven stammt, kennengelernt. Am 3. Oktober 1991, am Tag der Deutschen Einheit, kam Sohn Jannick zur Welt.
In der Hansestadt Demmin arbeitete er auf dem Rollfeld in der Flugzeugabfertigung und auch zwei Jahre als Fahrradkurier. „In Hamburg habe ich zudem meine Ausbildung zum Kaufmann der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft gemacht.“ Und der Wahlinsulaner nennt weitere Stationen: „Ich habe mich als Makler selbstständig gemacht und ein Bauunternehmen geführt. Danach hatte ich in Nordfriesland einen Dachdeckerbetrieb.“
René Dahm von Sylt machte sich auch als Senfproduzent einen Namen
Die Familie zog 2005 in die Nähe von Husum. Seine Frau eröffnete in Bredstedt einen Feinkostladen. Und in dem Ort machte sich Dahm 2017 mit der Senfmanufaktur „Watt‘n Senf“ selbstständig. Bis zu 60.000 Gläser habe diese pro Jahr verkauft.
Um diese Gläser einzupacken, nutzte der Unternehmer Zeitungspapier. „Dabei bin ich auf eine kleine Anzeige gestoßen, in der ein neuer Nutzer für den seit Jahren leer stehenden Lesesaal in Rantum gesucht wurde.“
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Es war wohl mal wieder Zeit für etwas Neues. Denn Dahm zögerte nicht lange. Kurzentschlossen besichtigte er das Gewerbeobjekt gemeinsam mit seiner Frau und bekam schließlich den Zuschlag. Zuvor hatte er Sylt nur einmal besucht.
Sylter Gastronom bietet in Abby‘s Café auch eine kleine Feinkostecke
„Meine Frau hat ein Faible fürs Backen. Und wir beide hatten Lust auf ein eigenes Café. Wir haben die Räume komplett umgebaut“, sagt der 56-Jährige. Das Café verfügt auch über eine kleine Feinkostecke, in der künftig vermehrt glutenfreie Produkte angeboten werden sollen.
René Dahm ist mit seinem Abby‘s Café – benannt nach seiner verstorbenen Deutsch-Kurzhaar-Hündin – angekommen. Erst vor Kurzem hat der Gastronom seinen Mietvertrag am Strandweg um sechs Jahre verlängert. Und nach Feierabend? Dann genießen Dahm und seine Frau, die in List leben, Spaziergänge am Meer.