Westerland/Sylt. Sylts Bürgermeister Nikolas Häckel kämpft um seinen Job. Am Sonntag fällt die Entscheidung auf der Insel: Chefsessel oder Ruhestand?

Bürgermeister Nikolas Häckel (parteilos) steht auf der Insel Sylt mit dem Rücken zur Wand. Dem 50-Jährigen droht am morgigen Sonntag (29. September) die Abwahl und damit der Verlust seines Postens. Häckel möchte aber trotz seines Burnouts, weshalb er bis zuletzt krankgeschrieben war, zurück auf den Chefsessel im Rathaus in Westerland. In einem Interview mit dem TV-Sender Sylt 1 sagte Häckel jetzt, dass die Gemeinde ihn noch vor der Wahl zum Amtsarzt geschickt habe und dieser ihm „Einsatzfähigkeit attestiert“ habe.

„Stimmen Sie für die Abwahl des Bürgermeisters Nikolas Häckel?“ Diese Frage können bis zum Abend rund 12.473 Bürger der Gemeinde Sylt entscheiden. „Für eine Abwahl des Bürgermeisters müssen mindestens 20 Prozent aller Abstimmungsberechtigten die Abstimmungsfrage mit „Ja“ beantworten, was derzeit 2.494 Stimmen entspricht“, sagt Florian Korte, Sprecher der Gemeinde Sylt.

Sylt: Showdown auf der Insel – Bürgermeister Häckel vor der Abwahl

Kommunalpolitiker hatten am 18. Juli mehrheitlich für ein Abwahlverfahren gegen den hauptamtlichen Sylter Bürgermeister Nikolas Häckel gestimmt. Sie werfen ihm unter anderem die aktuelle Haushaltsmisere, fehlende Kommunikation, mangelhaftes Vertrauen sowie Unzulänglichkeiten bei seiner Verwaltungsarbeit vor.

Eine Briefwahl haben laut Korte zuletzt 2.649 Stimmberechtigte beantragt. Am späten Sonntagabend sollen die Ergebnisse feststehen, sagt der Sprecher.

Häckel selbst zeigt sich kämpferisch: „Als überzeugter Demokrat freue ich mich auf den Abstimmungssonntag und hoffe natürlich auf eine Bestätigung unserer und meiner Arbeit, um die begonnenen Projekte für Sylt und die Sylter weiter voranzutreiben“. 

Wird das Verwaltungsoberhaupt am Sonntag von den Syltern aus dem Amt gewählt, tritt er mit Ablauf des Tages, an dem das Ergebnis feststeht, in den einstweiligen Ruhestand, sagt Hans-Martin Slopianka, Sprecher des Kreises Nordfriesland.

Nikolas Häckel droht auf Sylt am Sonntag der einstweilige Ruhestand

Laut Gemeindeordnung muss die Neuwahl einer Bürgermeisterin oder eines Bürgermeisters spätestens sechs Monate nach dem Abstimmungsergebnis erfolgen. Wird die Mehrheit für die Abwahl nicht erreicht, bleibt Häckel im Amt.

Seinen Posten behält er auch, wenn zu wenige Wähler an die Urnen gehen und dadurch das nötige Quorum nicht zustande kommt, sagt Korte. Das gelte demnach auch bei Stimmengleichheit. In allen drei Fällen müsse allerdings zuvor der Hauptausschuss über die Wiedereingliederung des seit Monaten krankgeschriebenen Bürgermeisters beraten.

Nikolas Häckel ist seit Februar krankgeschrieben. Bereits im Sommer 2023 hatte der hauptamtliche Sylter Bürgermeister seine Amtsgeschäfte mehrere Wochen nicht wahrgenommen.

Bürgermeister von List, Kampen, Wenningstedt-Braderup und Hörnum sind gegen Häckel

Die Bürgermeisterin und die Bürgermeister der anderen vier Sylter Inselgemeinden (List, Kampen, Wenningstedt-Braderup und Hörnum) hatten sich Mitte August öffentlich für Häckels Abwahl ausgesprochen. 

Gegen Häckels Abwahl macht die Gruppe Sölring Underground seit rund zweieinhalb Wochen auf Youtube mobil. „Wähl mit Nein!“ heißt es im Refrain eines der Lieder – dazu ist ein Bild mit Menschen am Strand zu sehen, die eine rote Flagge mit dem Schriftzug „Nein“ schwenken. 

Häckel führt die Verwaltung auf der Nordseeinsel seit 2015. Vertreten wird er derzeit durch seinen Stellvertreter, Carsten Kerkamm (CDU).

Sylts Bürgermeister erstattete Anzeige wegen Anschuldigungen auf Facebook

Zuletzt hatte sich Nikolas Häckel auch gegen „Anschuldigungen“ in den sozialen Netzwerken zur Wehr gesetzt. Wie einer, der aufgibt, klang er da nicht, vielmehr kämpferisch. Er habe bereits rechtliche Schritte eingeleitet, teilte Häckel damals auf Facebook mit.

In dem Post vom 3. September, veröffentlicht gegen 21.15 Uhr, sprach Häckel, ohne allerdings konkreter zu werden, von „ehrabschneidenden und haltlosen Anschuldigungen gegen meine Person“. Von Beiträgen, die „einzig und allein“ dazu gedient hätten, ihn als Bürgermeister vor der Wahl „zu verunglimpfen und die Wähler zu verunsichern“.

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Häckel teilte weiter mit, dass „alle erhobenen Vorwürfe völlig unbegründet sind“. Seine Anwälte hätten Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Flensburg erstattet, um „diesen Diffamierungen“ entgegenzutreten.

Den Facebook-Post mit nur eingeschränkter Kommentar-Funktion nutzte Häckel aber auch, um sich für die wichtige Wahl in Position zu bringen. Er setze sich seit 2015 als Bürgermeister „unermüdlich“ für die Gemeinde und das Wohl der Insel ein...

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