Sylt. Niklas Seckler ist seit Jahren im Familienbetrieb tätig. Er verrät, wie man einen Tisch in dem berühmten Restaurant ergattert.
Die ersten Gäste werden in etwa 90 Minuten erwartet – und in der Sansibar in Rantum auf Sylt herrscht rege Betriebsamkeit. Die Mitarbeiter decken Tische ein, checken die Reservierungen, füllen Kühlschränke auf. In der Küche laufen die Vorbereitungen bereits seit Stunden auf Hochtouren.
Denn um 12 Uhr beginnt der ganz normale „Wahnsinn“, wie Niklas Seckler den Alltag in Deutschlands wohl berühmtester Holzhütte in den Dünen bezeichnet. Der 31-Jährige wirkt tiefenentspannt, begrüßt die Mitarbeiter, es herrscht eine lockere Atmosphäre. Immer an seiner Seite seit gut einem Jahr ist Hund Buddy, ein Australian-Shepherd-Pudel-Mix.
Sansibar Sylt: Das berühmte Restaurant wurde vor 46 Jahren eröffnet
Sein Vater Herbert hat die Sansibar vor 46 Jahren gegründet, zu einer Marke und einem der bekanntesten Restaurants in Deutschland gemacht. Aber heute soll es um den Juniorchef gehen. Selbst bezeichnet sich Niklas Seckler so nicht. „Wir haben hier keine Titel, ich versuche einfach, meinen Vater so gut wie möglich zu unterstützen.“
Zum exklusiven Gespräch bittet Niklas Seckler das Abendblatt in den legendären Weinkeller, in dem rund 36.000 Flaschen und einige Schätze lagern. Für den großen Durst gibt es auch Sechs-Liter-Magnumflaschen vom Spitzenweingut Cheval Blanc aus dem Bordeaux. Sie gelten als Rarität.
Sylt: Niklas Seckler hat in der Sansibar früher seine Hausaufgaben gemacht
Niklas Seckler verfügt über Weinexpertise. „Wir haben das Glück, hier die besten Weine der Welt verkaufen zu dürfen“, sagt er. „Ich habe mir mein Wissen nach und nach angeeignet, denn uns besuchen oft Top-Winzer, die uns dann ihre Weine vorstellen und darüber sprechen. Außerdem durfte ich schon viele Weingüter besuchen.“
Mit der Sansibar ist Seckler aufgewachsen. „Ich bin nach dem Unterricht mit dem Bus hierhergefahren und habe Hausaufgaben gemacht.“ Die Schule war aber nicht so seine Sache, wie er verrät. „Ich war ein guter Schüler, war aber nicht so oft beim Unterricht.“
Seit 14 Jahren ist Niklas Seckler jetzt an Bord, hat hier in der Sansibar seine Kochausbildung gemacht. „Gleich am ersten Tag habe ich zwölf Stunden in der Küche gestanden. Klar, das war anstrengend – und in den ersten Tagen haben mir echt die Füße geblutet.“
Sansibar hat 364 Tage im Jahr geöffnet – Heiligabend wird mit Mitarbeitern gefeiert
Und bis heute ist er dem Betrieb treu geblieben, hat immer mehr Verantwortung übernommen, ist fast jeden Tag im Lokal und gilt als Nachfolger von Herbert Seckler. „Ich kümmere mich am liebsten um die Gäste“, sagt Niklas Seckler, der drei Schwestern hat. „Die Bürosachen sind nicht so mein Ding.“ Irgendwie sei er auch ein bisschen Mädchen für alles, stehe auch mal mit in der Küche. Und er hat den Service immer im Blick, damit alles reibungslos läuft.
Die Sansibar hat 364 Tage im Jahr ab 12 Uhr geöffnet, bis 23.30 Uhr gibt es Küche. Geschlossen ist nur Heiligabend. Seckler: „Da feiern wir hier mit unseren Mitarbeitern samt Familien ein großes Fest.“ An Rekordtagen habe man fast 5000 Gäste und bis zu 200 Mitarbeiter, von denen viele seit Jahren dabei sind.
Einen Tisch für 20 Uhr in der Sansibar zu bekommen, ist fast unmöglich – nur im Januar und Februar besteht eine gewisse Chance. Auch um 18 Uhr ist das Restaurant meistens komplett ausgebucht. „Bei uns kann man 364 Tage im Voraus einen Tisch buchen. Das machen tatsächlich auch viele.“ Dementsprechend klingelt ab 12 Uhr ununterbrochen das Telefon. Denn online kann nicht reserviert werden.
Sansibar Sylt: Niklas Seckler gibt Tipps, um einen Tisch zu ergattern
Der Gastroexperte hat aber einen Tipp parat: „Es lohnt sich, selbst wenn man zunächst keinen Erfolg hat, immer wieder anzurufen. Denn wir haben ja auch einige Stornierungen.“ Und draußen bekomme man selbst bei großem Andrang mit ein wenig Wartezeit eigentlich immer einen Tisch. „Wir haben das immer im Blick, denn wir wollen unsere Gäste ja glücklich machen.“
Seine knapp bemessene Freizeit verbringt der Ur-Sylter mit seiner Freundin. Und er widmet sich intensiv dem Kraftsport und hat seit Neuestem auch seine Liebe zum Yoga entdeckt. Zudem genießt er ausgiebige Spaziergänge mit Hund Buddy.
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Längst ist die Sansibar übrigens nicht mehr nur ein Restaurant. Auf der Insel gibt es mehrere eigene Shops, in denen Mode, Wein, Gewürze oder auch Hundenäpfe gekauft werden können. Abgebildet auf den Produkten sind natürlich immer die gekreuzten Säbel, das Markenzeichen der Sansibar. Alle Produkte können auch online bestellt werden.
Sylt: Sansibar lockt auch Promis an – Scooter, Christian Lindner und Co
Über eine Expansion auf dem Festland denkt Niklas Seckler aber nicht nach. Es gibt Lizenzen für Sansibar-Restaurants in den Luxuskaufhäusern Breuninger in Düsseldorf und Stuttgart, aber das war es auch. „Wir haben höchste Ansprüche an Qualität. Wenn wir jetzt überall in Deutschland Restaurants eröffnen würden, dann könnten wir nicht immer persönlich vor Ort sein. Deshalb beschränken wir uns auf Sylt.“
Die Sansibar Sylt – Prominente fühlen sich von dem berühmten Laden magisch angezogen. Wer dort so verkehrt, ist kein Geheimnis und in den Medien und sozialen Netzwerken nachzulesen: Vor Kurzem hat hier Scooter-Frontmann H.P. Baxxter die Hochzeit mit seiner Sara gefeiert, der Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und seine Franca hatten das schon im Juli 2022 getan. Vor etwa einem Jahr war Weltstar Jon Bon Jovi in der Sansibar.
Niklas Seckler würde jedoch nie über all die Promis sprechen, die sich hier seit Jahrzehnten die Klinke in die Hand geben. Er sagt: „Wir haben ganz tolle Gäste, viele kenne ich persönlich. Und ich genieße es, mit diesen auch mal zusammen auf der Terrasse zu sitzen und ein Glas Wein zu genießen.“ Das ist dann für Niklas Seckler sogar ein bisschen wie Urlaub.