Stapelfeld. Im Müllheizkraftwerk Stapelfeld beginnt die heiße Phase. So geht es in der Anlage bis zum Übergang in den Regelbetrieb weiter.
Der Neubau des Müllheizkraftwerks (MHKW) in Stapelfeld geht buchstäblich in die heiße Phase. In dem 120-Megawatt-Kessel, der mit seiner Größe und Leistung neue technische Maßstäbe setzt, brennt das Feuer. Der Betreiber EEW Energy from Waste Stapelfeld (EEW) hat jetzt erstmals die Brenner zum An- und Abfahren gezündet. Für das Unternehmen ist dies ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum Regelbetrieb, der fürs zweite Quartal 2025 angepeilt wird. Der Neubau ersetzt die nebenan stehende, 1979 eingeweihte Müllverbrennungsanlage (MVA), die im Anschluss stillgelegt und abgebaut wird.
„Es hat gedauert, doch nun biegen wir auf die Zielgerade ein – nach Corona und weltweiten Störungen der Lieferketten sowie dem Ausbruch des Ukrainekriegs und damit einhergehenden krisenbedingten Lieferengpässen“, sagt Joachim Manns, Mitglied der Geschäftsführung von EEW. „Wir alle freuen uns darauf, den Ersatzneubau endlich seiner Bestimmung zu übergeben und in einem technologisch hochmodernen Kraftwerk die Ressource Abfall unter höchsten Umweltstandards sicher, schadlos und effizient verwerten zu können.“
Im neuen Müllheizkraftwerk Stapelfeld brennt jetzt das Feuer
Die Hightech-Anlage kann bei mindestens 850 Grad Celsius jährlich bis zu 350.000 Tonnen Restmüll verbrennen. Diese Menge schafft die 45 Jahre alte MVA mit zwei Öfen. Etwa 100.000 Tonnen Abfall kommen aus den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg. Dank modernster Technik sollen künftig 225.000 Megawattstunden Strom produziert werden, mehr als doppelt so viel wie jetzt. Hinzu kommen bis zu 400.000 Megawattstunden Fernwärme. Diese reichen rechnerisch, um 50.000 Haushalte zu beheizen.
Mit der warmen Inbetriebsetzung und dem daran anschließenden Probebetrieb der sicherheitsrelevanten Komponente nimmt EEW eine wichtige Etappe. „Grob gesagt markiert die mechanische Fertigstellung einer verfahrenstechnischen Anlage den Beginn der Inbetriebnahmeaktivitäten“, sagt Projektleiter Felix Ranseder. Zunächst seien in der sogenannten kalten Inbetriebsetzungsphase alle Kabel, Motoren und Leitungen auf Funktion überprüft worden, so der Ingenieur weiter.
Jetzt folgen das erste Müllfeuer und Start der Dampfproduktion
„Mit der warmen Inbetriebnahme kommen wir im wahrsten Sinn des Wortes in die heiße Phase unseres Projektes und haben mit dem erfolgreichen ersten Zünden des Brenners sowie dem ersten Feuer einen wichtigen Zwischenschritt in Richtung Regelbetrieb geschafft“, sagt Ranseder. An das Anfahren mit Start der Kesselanlage schließen sich in den kommenden Wochen der Übergang zum ersten Müllfeuer und der Beginn der Dampfproduktion an. Über „damit einhergehende Geräuschentwicklungen“ werde EEW die unmittelbaren Nachbarn und die Öffentlichkeit vorab gesondert informieren.
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Mitte 2021 hatten die Arbeiten auf dem direkt an der A1-Anschlussstelle Stapelfeld gelegenen Grundstück begonnen. Damals hatte EEW gehofft, schon im Jahr 2023 fertig zu sein. Der Grundstein wurde schließlich im November 2022 gelegt. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) lobte damals die effiziente Energiegewinnung: „Dieser Neubau leistet einen wertvollen Beitrag zur Erreichung unserer ehrgeizigen Energiewende- und Klimaschutzziele in Schleswig-Holstein.“
Bau der Klärschlammverbrennung wurde im Juli gestoppt
Nach eigenen Angaben investiert die EEW-Gruppe, die der chinesischen Holding Beijing Enterprises gehört, mehr als 220 Millionen Euro in Stapelfeld. In dieser Summe war allerdings auch die separate Klärschlammverbrennungsanlage (KVA) enthalten, deren Bau die Geschäftsführung im Juli dieses Jahres überraschend aus wirtschaftlichen Gründen gestoppt hat. Auf der einen Seite seien die Investitionskosten um bis zu 50 Prozent gestiegen, auf der anderen Seite die zu erwartenden Einnahmen deutlich gesunken. Die Denkpause von zwei Jahren soll genutzt werden, um eine tragfähige Lösung zu finden.
Stapelfeld ist einer von 17 Standorten der EEW-Gruppe in Europa. Mit mehr als 1500 Beschäftigten werden jährlich rund fünf Millionen Tonnen Abfälle verwertet. Dabei entsteht Strom für 700.000 Haushalte. Das Unternehmen will bis 2030 klimaneutral sein und bis 2045 klimapositiv wirtschaften. Eine zentrale Rolle spiele dabei die CO2-Abscheidung in den Anlagen.