Ahrensburg. Parteien beantragen Änderungen im neuen Flächennutzungsplan. Der ist schon seit 2011 in Arbeit – und immer noch nicht fertig.
Er hat sich zu einer unendlichen Geschichte entwickelt, der neue Flächennutzungsplan für Ahrensburg. Seit 2011 arbeiten das Hamburger Büro WRS Architekten & Stadtplaner und die Experten im Rathaus an dem Entwurf. Dieser sollte längst beschlossen sein. Nun ist der F-Plan mal wieder auf der Zielgeraden – und die Kommunalpolitiker haben noch einmal etliche Verbesserungsvorschläge. Dabei geht es unter anderem um Neubaugebiete, das Sportzentrum Beimoor-Süd und eine Erweiterung des Gewerbegebiets am Beimoorweg.
So möchte die SPD wieder sechs sogenannte Wohnbaupotenzialflächen einzeichnen lassen: Spechtweg/Brauner Hirsch (170 Wohneinheiten/WE), östlich Ginsterweg (100 WE), östlich Vogelsang (20 WE), Obstwiese Erlenhof (30 WE), östlich Starweg (130 WE) und Erlenhof Nord (400 WE). Ahrensburg sei eine Einpendlerstadt, so der SPD-Fraktionsvorsitzende Béla Randschau. Sehr viele Menschen arbeiteten hier, suchten aber vergeblich nach Wohnungen. „Allein mit Innenverdichtung funktioniert das nicht, alle Entwicklungsmöglichkeiten müssen aufgezeigt werden“, sagt Randschau.
Ahrensburg: Weitere Neubaugebiete bald doch möglich?
Damit flammt eine vor fünf Jahren geführte Debatte darüber, wie viel Wachstum die Stadt verträgt, erneut auf. Anfang 2019 hatte eine Mehrheit aus CDU und Grünen mit teilweiser Zustimmung der Wählergemeinschaft WAB eine komplette Liste mit denkbaren Bauflächen gestrichen. In den Jahren zuvor hatte es lautstarke Proteste von Nachbarn der angedachten Flächen gegeben.
Ein weiteres großes Theme in der gemeinsamen Sitzung von Bau- und Planungsausschuss sowie Umweltausschuss war der Wegfall der Gewerbefläche nördlich am Beimoorweg, die nun als landwirtschaftliche Fläche dargestellt ist. Der WAB-Fraktionsvorsitzende Peter Egan spricht sich vehement gegen diese Änderung aus: „Wir brauchen das Gewerbe, um unsere hohen Investitionen in den Schulbau zu schaffen.“ Den Hinweis der Verwaltung, dass die Fläche außerhalb der Siedlungsgrenzen liege und der F-Plan dann vom Land nicht genehmigt werde, ließ Egan kalt. „Da sollten wir klare Kante zeigen“, sagt er.
Politiker wollen es auf Streit mit Landesplanung ankommen lassen
SPD und FDP sehen das genauso, haben dazu gemeinsam einen entsprechenden Antrag formuliert. „Die Fläche hat existenzielle Bedeutung für den städtischen Haushalt“, sagt Béla Randschau. Einig sind sich Sozialdemokraten und Liberale auch darin, den Sportpark Beimoor-Süd wieder zu manifestieren. „Wenn wir den Sportentwicklungsplan ernst nehmen, müssen wir umsetzen, was da steht“, sagt Hartmut Bade (FDP). Es gebe nicht genug Außensportanlagen, und auch der Hockeyplatz könne nicht dauerhaft im Naturschutzgebiet Auetal bleiben.
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Der Umweltausschussvorsitzende Wulf-Dietrich Köpke (WAB) führte gleich eine ganze Liste mit für ihn „problematischen Abwägungen“ auf. Zudem bemängelte er, dass die politisch nicht gewollte Nordtangente (die Umgehungsstraße zwischen der L82 und dem Kornkamp im Gewerbegebiet) immer noch aufgeführt werde.
Die Planungskosten für den F-Plan liegen jetzt schon bei 250.000 Euro
Andrea Becker, Stadtplanerin im Rathaus, warnte davor, den Entwurf jetzt noch einmal umzuschmeißen. „Wenn der Prozess weiter in die Länge gezogen wird, besteht die Gefahr, dass wir wieder bei Null anfangen müssen“, sagte sie. Einige Gutachten seien mittlerweile so alt, dass sie bald nicht mehr anerkannt werden könnten. „Und die Vorgabe der Siedlungsgrenzen können nicht einfach ignoriert werden.“ Bis jetzt seien zudem Planungskosten von rund 250.000 Euro zusammengekommen.
Ihre Kollegin Stefanie Soltek ergänzte, dass die Landesplanung in puncto Gewerbegebiet bereits Entgegenkommen signalisiert habe. Wenn der neue Regionalplan des Landes fertig sei, könnte Ahrensburg bei entsprechenden Vorgaben sofort mit einer Änderung des F-Plans starten.
Die alte Karte aus dem Jahr 1974 wurde mehr als 50-mal geändert
Das neue Kartenwerk soll den noch per Hand in bunten Farben gezeichneten Plan aus dem Jahr 1974 ablösen. Damals hatte Ahrensburg rund 26.000 Einwohner, heute sind es 35.000. Der immer noch gültige F-Plan wurde bereits mehr als 50-mal geändert. Üblicherweise soll er die Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Stadt über 15 Jahre abstecken. Dementsprechend lag der Zielhorizont für den neuen F-Plan zum Planungsstart beim Jahr 2025, verschob sich über 2030 auf nunmehr 2040.
Anfang 2015 sprach der damalige Bürgermeister Michael Sarach mit Blick auf das langwierige Verfahren von der „ersten echten Bewährungsprobe“ in seiner Amtszeit. Seine Hoffnung, spätestens 2016 den finalen Beschluss zu haben, erfüllte sich allerdings nicht. Bei der ersten öffentlichen Präsentation des aktuellen Entwurfs im März 2022 zeigte sich das Planungsbüro optimistisch, dass die Stadtverordneten Anfang 2023 endgültig entscheiden werden.
Nun soll es Anfang nächsten Jahres so weit sein – wenn es denn keine umfangreichen Änderungswünsche mehr gibt. Beim ersten Beratungstermin verzichteten die beiden zuständigen Ausschüsse auf eine Abstimmung über den F-Plan. Diese soll dann Anfang Dezember beim nächsten gemeinsamen Treffen erfolgen.