Ahrensburg. Hallenbad in Ahrensburg verlangt künftig eine Bahnmiete. Sportvereine warnen: Modell sei existenzbedrohend. Angebote könnten wegfallen.

Das Badlantic in Ahrensburg schreibt seit Jahren tiefrote Zahlen. Um das Minus zu reduzieren, bitten die Stadtwerke als Betreiber jetzt die Sportvereine zur Kasse. Ab dem 1. Januar sollen sie deutlich mehr für die Nutzung des Hallenbades zahlen. Vereinsvertreter sind entsetzt.

„Für uns ist das neue Abrechnungsmodell existenzbedrohend“, sagt Lars Einnolf, stellvertretender Leiter der Schwimmabteilung beim Ahrensburger Turn- und Sportverein (ATSV). Die Mehrkosten führten dazu, dass man die Mitgliedsbeiträge ab dem kommenden Jahr mehr als verdoppeln müsse.

Badlantic Ahrensburg: Schwimmbad erhöht Preise für Vereine drastisch

„Es ist wahrscheinlich, dass dieser Schritt Austritte nach sich ziehen wird, weil viele Mitglieder die höheren Beiträge nicht bezahlen können oder wollen“, prognostiziert Einnolf. Perspektivisch werde die Konsequenz sein, dass der ATSV bestimmte Angebote einstellen und Gruppen auflösen müsse.

Der Aufsichtsrat der Stadtwerke hat das neue Gebührenmodell für das Badlantic im September 2023 beschlossen. Es tritt in zwei Schritten in Kraft. Für private Besucher gelten die neuen Preise bereits seit dem 1. September. Wer an der Kasse ein Ticket kauft, zahlt seitdem bei den meisten Tarifen 50 Cent mehr. Für online erworbene Eintrittskarten gelten weiter die alten, günstigeren Preise.

Bislang rechnen die Sportvereine Einzeleintritte für ihre Mitglieder ab

Im zweiten Schritt soll die Tarifstruktur für den Vereinssport angepasst werden. Kern der Reform ist die Einführung einer Bahnmiete für Sportgruppen. Bislang rechnen die Vereine für ihre Mitglieder Einzeleintritte ab. Dabei gilt ein vergünstigter Vereinspreis von 3,70 Euro für Erwachsene und 2,10 Euro für Kinder. Die Differenz zum regulären Gruppeneintrittspreis, der für Erwachsenen bei 6,10 Euro und für Kinder bei 3,60 Euro pro Person liegt, übernimmt die Stadt. Das Badlantic stellt ihnen kostenfrei nach Absprache Bahnen und Becken zur Verfügung.

Das soll sich nun ändern: Künftig sollen die Vereine statt Einzeleintritten 40 Euro Miete pro Bahn und Stunde im Sportbecken zahlen. In der Kernzeit von 16 bis 20 Uhr werden sogar 60 Euro fällig. Für Angebote zum Schwimmen lernen, darunter fallen laut Definition „alle Schwimmkurse, die zum Schwimmen ermächtigen oder zum Erhalt der Rettungsfähigkeit dienen“, etwa das Schulschwimmen, die Abzeichenkurse für das Seepferdchen und Bronze sowie das Training der Rettungsschwimmer, gilt unabhängig von der Zeit eine vergünstigte Miete von 30 Euro je Bahn. Die Lehrschwimmhalle kann für 40 Euro je Stunde genutzt werden.

Stadt übernimmt 75 Prozent der Kosten für Kurse zum Schwimmen lernen

Diese Preise gelten aber nur, wenn sich die Vereine für ein Jahr im Voraus verpflichten. Die flexiblen, monatlich kündbaren Tarife kosten extra. Hier werden 55 Euro Bahnmiete fällig, in der Kernzeit sogar 80 Euro. Schwimm-Lern-Kurse werden mit 40 Euro berechnet. Die Lehrschwimmhalle kostet 80 Euro.

Von der Stadt gibt es auch weiterhin eine Förderung. Die Stadtverordneten haben beschlossen, die Bahnmieten für Schwimmlehrangebote zu 75 Prozent und für alle sonstigen Angebote zu 25 Prozent zu übernehmen, um die Mehrkosten für die Vereine abzufedern. Dafür stellt die Stadt jährlich 93.000 Euro bereit, rund 46.000 Euro mehr als bei dem derzeitigen Modell.

Ahrensburger TSV zahlt als Hauptnutzer künftig das Doppelte

Für die Sportvereine wird es dennoch erheblich teurer. Was die neue Tarifstruktur für jeden einzelnen Verein genau bedeutet, hat die Stadtverwaltung ausgerechnet. Der ATSV beispielsweise, der mit seinen rund 300 Mitgliedern in der Schwimmabteilung mehr Hallenzeiten im Badlantic nutzt als alle anderen Vereine zusammen, zahlt demnach bislang abzüglich des städtischen Zuschusses jährlich etwas mehr als 18.000 Euro. Künftig ist es mit rund 48.000 Euro mehr als doppelt so viel.

Mehr aus Ahrensburg

Auch die übrigen sechs Vereine, die das Badlantic nutzen, werden mit Ausnahme der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), deren Training in die günstigere Schwimm-Lern-Kategorie eingeordnet wird, in Zukunft jährlich hohe dreistellige bis mittlere vierstellige Beträge mehr zahlen müssen.

Die Vereine müssen die Mehrkosten auf ihre Mitglieder umlegen

„Das ist für uns nicht zu stemmen, ohne dass wir die Mehrkosten auf unsere Mitglieder umlegen“, sagt Einnolf. Um wie viel genau die Beiträge steigen werden, werde noch kalkuliert. „Es wird aber spürbar sein.“ Die Attraktivität des Vereinssports werde leiden. „Wie argumentiere ich, dass die Leute bei uns im ATSV schwimmen und nicht einzeln privat trainieren, wenn das viel günstiger ist?“, fragt Einnolf.

Ein weiteres Problem: Die fixe Bahnmiete führe dazu, dass das Schwimmen im Verein für die übrigen Mitglieder teurer werde, je weniger Teilnehmer eine Trainingsgruppe habe. Die Vereine würden dazu gedrängt, möglichst viele Sportler auf einer Bahn zu versammeln. „Im Erwachsenenbereich ab 13 Jahren ist aber mit mehr als acht Leuten kein vernünftiges Training mehr möglich.“ Durch die Buchung ein Jahr im Voraus liege das wirtschaftliche Risiko zudem vollständig bei den Vereinen.

Kleine Vereine sind von dem neuen Tarifmodell besonders betroffen

Noch dramatischer sind die Konsequenzen für kleine Vereine wie die Tauchsportgruppe Ahrensburg (TSGA) mit ihren 50 Mitgliedern. „Einer ersten Berechnung zufolge werden wir pro Jahr etwa 100 Euro auf den Mitgliedsbeitrag draufschlagen müssen“, sagt der Vorsitzende Lukas Otto. Das entspreche bei einem derzeitigen Beitrag von 150 Euro einem Plus von 70 bis 80 Prozent. Otto befürchtet, dass sich die Jugendgruppe des Vereins in der Folge auflösen wird.

Badlantic Ahrensburg
Das Badlantic in Ahrensburg ist nicht nur bei Badegästen beliebt, sondern wird auch von den Sportvereinen genutzt. © HA | Filip Schwen

Für den Verein Sport und Gesundheit Ahrensburg (VSGA) werden sich die Kosten laut dem Vorsitzenden Klaus-Dieter Graap in etwa verdreifachen. Der Verein bietet Wassergymnastik für Menschen mit Behinderung sowie Kurse im Bereich Reha-Sport an. Dazu nutzt der VSGA das Warmwasserbecken im Badlantic, das künftig 70 Euro Miete in der Stunde kostet. „Bisher erhalten Menschen mit Behinderung beim Eintritt eine Ermäßigung“, sagt Graap. Bei der Bahnmiete gebe es eine solche Regelung nicht.

Stadtwerke verteidigen Umstellung: Bahnen werden effizienter genutzt

Wolfgang Mohr, Vertriebs- und Marketingchef bei den Stadtwerken, verteidigt die neue Tarifstruktur. Das derzeitige Modell führe zu einer ineffizienten Nutzung, da das finanzielle Risiko ausschließlich beim Badlantic liege. „Für die Vereine spielt es keine Rolle, wie optimal ihre Kurse belegt sind, da die Kosten für ungenutzte oder schwach ausgelastete Bahnen nicht von ihnen getragen werden“, sagt er.

Zusätzlich führe dieses Modell zu Unzufriedenheit bei den übrigen Gästen, da das Sportbecken für den öffentlichen Badebetrieb gesperrt werde. „Es kam immer wieder zu Beschwerden, wenn nur wenige Vereinsmitglieder ganze Bahnen blockierten“, so Mohr. Durch die Umstellung auf Bahnmieten solle dieses Problem gelöst werden, indem eine effizientere Auslastung der Bahnen gefördert und die Verfügbarkeit für andere Nutzergruppen verbessert werde.

Stadt muss Verlust des Badlantic in Höhe von zwei Millionen Euro im Jahr ausgleichen

„In anderen Bädern sind Bahnmieten seit Längerem Standard“, sagt Mohr. Mit der Anpassung an dieses marktübliche Modell folge das Badlantic einem allgemeinen Trend und könne so seine wirtschaftliche Stabilität verbessern. Letzteres hatte die Ahrensburger Politik vor dem Hintergrund eines jährlichen Defizites von mehr als zwei Millionen Euro, das die Stadtkasse ausgleichen muss, immer wieder gefordert. Die neuen Tarife lägen immer noch unter dem Durchschnitt der Bäder in der Region, betont Mohr.

Für die Vereinsvertreter ist nachvollziehbar, dass die Stadtwerke beim Badlantic finanziell unter Zugzwang stehen. „Alles wird teurer. Wir hätten das mitgetragen, wenn es um 20 oder 30 Prozent Mehrkosten ginge“, sagt Lars Einnolf. Aber ein Kostenplus von 100 Prozent und weitere Verschlechterungen seien schwer zu verkraften. Für den Schwimmsport in Ahrensburg sei das ein herber Schlag – mit ungewissen Folgen.