Trittau. Kritik an Absperrung im Herrenruhmweg reißt nicht ab. Viele Bürger unterstützen Protest der Anwohner und fordern Öffnung der Straße.
So viel Aufmerksamkeit wie bei der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses Trittau wäre für manchen Kommunalpolitiker auch bei weniger kontrovers diskutierten Sachverhalten wünschenswert. Die Zuschauer drängten sich im Sitzungssaal, einige standen an den Wänden, weil die Plätze nicht für alle ausreichten. Grund für das gesteigerte Interesse der Bürger war die angekündigte Information über den aktuellen Sachstand bezüglich der Sperrung im Herrenruhmweg.
Ziel dieser Maßnahme: die Verkehrsberuhigung in dieser und den umliegenden Straßen des Wohnviertels. Doch nach dem Dafürhalten vieler Bürger hat sich die Situation sogar noch verschlimmert, weil der Fahrzeugverkehr sich auf die angrenzenden Straßen verlagert. Es herrsche Verkehrschaos. Das Thema brannte den Beschwerdeführern offensichtlich so auf den Nägeln, dass sie gar nicht erst abwarteten, was die Verwaltung zu berichten hatte, sondern ihren Unmut und ihre Kritik schon zu Beginn der Sitzung unmissverständlich zum Ausdruck brachten.
Verkehrschaos in Trittau: Drohen nach Herrenruhmweg weitere Straßensperrungen?
Auch die Heidrun Weber nutzte die Gelegenheit, um dem Ausschuss ein Schreiben und eine Liste mit 166 Unterschriften zu übergeben. Die Unterzeichner argumentieren, dass der Weg als Verbindungsstraße benötigt wird. „Das ist aus Umweltaspekten und aus der Be- beziehungsweise Überlastungssituation der Straßen Mühlenweg und angrenzenden Straßen, Post- und Rausdorfer Straße, dringend erforderlich.“ Der Appell schließt mit den Worten: „Wir bitten darum, diese unglückliche Entscheidung zu überdenken und die Schließung für den Pkw-Verkehr rückgängig zu machen.“
Seit August ist der Herrenruhmweg zwischen den Abzweigungen Lindenweg/Finkenweg und Schulstraße gesperrt. Weil ihn das zu einer beidseitigen Sackgasse macht, ist es dem Durchgangsverkehr unmöglich, auf dem kürzesten Weg von der Rausdorfer zur Hamburger Straße – und umgekehrt – zu gelangen. Denn alle bisherigen Versuche, die verkehrsberuhigte Straße nach der Sanierung so unattraktiv wie möglich für Autofahrer zu machen, zeigten keinerlei Wirkung.
Erfolgreicher Protest der Anwohner bringt Anlieger der Nebenstraßen auf den Plan
Anwohner protestierten gegen die zunehmende Lärmbelastung und Gefährdung durch Raser und den Schwerlastverkehr, der sich durch die beschauliche Wohnstraße wälzte. Sie sammelten Unterschriften für die Sperrung des Herrenruhmwegs für den Durchgangsverkehr. Die Politik reagierte und beschloss, in der Mitte der Straße zwei Sperrpfosten einzurichten.
Ein Erfolg, könnte man meinen. Doch die Verlagerung des Verkehrs in die Nebenstraßen brachte wiederum deren Anlieger auf den Plan. Im August forderten 73 von ihnen in einem an die Verkehrsbehörde des Kreises und Bürgermeister Oliver Mesch gerichteten Schreiben die Aufhebung der kürzlich erfolgten Sperrung. Auch bei der Ausschusssitzung wurde noch einmal deutlich, wie weit die Positionen der unterschiedlichen Interessengruppen auseinanderliegen.
Verkehrschaos in Trittau: Hat die Sperrung das genaue Gegenteil bewirkt?
So äußerte ein Bürger, dass das Ziel, den Verkehr im Herrenruhmweg einzuschränken, verfehlt worden sei. „Ich bin der Meinung, dass Sie damit genau das Gegenteil – zumindest für den oberen Teil des Herrenruhmwegs zwischen Lindenweg und Rausdorfer Straße – erreicht haben“, sagte der Mann. Selbst die Anwohner von Linden- und Ostlandweg müssten nun durch den Herrenruhmweg fahren, weil ihnen der direkte Zugang zur Hamburger Straße verwehrt sei. „Das heißt, in diesem Teil des Herrenruhmwegs hat sich überhaupt keine Entlastung ergeben, es sind nur noch mehr Straßen in Mitleidenschaft gezogen worden.“
Verkehrssituation wird durch aktuelle Umleitungen noch verschärft
Bürgermeister Oliver Mesch betonte, dass es zu früh sei, um die Situation abschließend zu beurteilen. „Es braucht Zeit, bis sich solche Änderungen ins kollektive Autofahrergedächtnis eingebrannt haben.“ Der Umleitungsverkehr durch die Sperrungen der L93 und L94 verschärfe die Lage zusätzlich. Außerdem sei die Verkehrszählung noch nicht abgeschlossen. Aktuell stehe die Anlage im Lindenweg und komme danach in der Campestraße zum Einsatz.
„Es ist vielleicht für den Moment unbefriedigend, wenn man sagt, man muss das Ganze noch beobachten“, gab der Verwaltungschef zu. „Aber ich bin der festen Überzeugung, nach zwei Monaten sollte man der Sache noch etwas Zeit geben, damit man nachher eine objektivere Datenbasis hat.“ Sie bilde die Grundlage, damit der Ausschuss über das weitere Vorgehen beraten könne. Ein Mann stellte jedoch die Aussagekraft dieser Daten infrage. „Es muss ja immer ein Vergleich von vorher zu nachher sein.“ Derartige Verkehrszählungen habe er aber in den betreffenden Straßen in der Vergangenheit nie beobachtet.
Es gibt unterschiedliche Vorschläge zur Unterbindung der Querverkehre
Mesch bestätigte das, verwies aber auf vorliegende Zahlen zu Fahrzeugbewegungen aus seiner Einschätzung nach vergleichbaren Straßen. Das überzeugte einen Anwohner der Campestraße nicht. „Unterm Strich höre ich eigentlich nur Ausreden“, meinte der Mann, der angab, dass „500 Autos und noch mehr“ täglich durch die Straße führen. „So ruhig wie es vorher war, ist es aktuell überhaupt nicht.“ Er habe Angst um die Sicherheit seiner Kinder, argumentierte er. „Was berechtigt den Herrenruhmweg dazu zu sagen, den sperren wir und die anderen sind uns egal? Erklären Sie mir das“, forderte er.
Andere schlugen eher versöhnlichere Töne an und versuchten einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden. Ein Mann gab an, er habe von der Straßenverkehrsbehörde erfahren, dass es auch möglich sei, die Campestraße ebenfalls zu sperren. „Das wäre für mich ein schlüssiges Konzept. Sie wollen im Herrenruhmweg keinen Durchgangsverkehr und wir in der Campestraße.“
Vorsitzender appelliert an Bürger, sich nicht gegeneinander aufwiegeln zu lassen
Weitere Vorschläge betrafen Linden- und Ostlandweg. Sie könnten zu Spielstraßen umfunktioniert oder die Campestraße von der Schulstraße aus zur Einbahnstraße gemacht werden. „Dann bleibt die Verkehrsberuhigung im Herrenruhmweg bestehen, und es werden sogar noch weniger durchfahren, weil sie nicht durch den Lindenweg in die Campestraße hineinfahren können“, so die Argumentation..
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„Wir haben im Vorhinein gesagt, dass wir uns Maßnahmen vorbehalten, um unerwünschte Querverkehre zu unterbinden“, erläuterte der Ausschussvorsitzende Jens Hoffmann (CDU). Eine Zählung im Herrenruhmweg vor dessen Ausbau habe ergeben, dass dort 3500 Fahrzeuge pro Tag unterwegs gewesen seien. Der aktuelle Verkehr durch Lindenweg und Campestraße betrage weniger als zehn Prozent davon. „Dass das trotzdem zu viel ist, steht außer Frage.“ Sein Appell an die Zuhörer lautete, sich nicht gegeneinander aufwiegeln zu lassen. „Das bringt uns nicht weiter.“
Ob es weitere Straßensperrungen geben wird, entscheidet die Verkehrsbehörde
Ob die Vorschläge aus der Einwohnerschaft grundsätzlich genehmigungsfähig seien, ließe sich schon im Vorwege bei der Verkehrsbehörde erfragen. Peter Sierau (BGT) meinte, man könne den Lindenweg am Ende zur Campestraße zur Sackgasse machen. Noch mehr Vorschläge für Sperrungen hatte Harald Martens (CDU) auf Lager: „Man sollte überlegen, ob man von der Vorburgstraße her kommend die Campe- und die Schulstraße sperrt und die beiden abhängt, sodass dort überhaupt kein Durchgangsverkehr mehr möglich ist.“
Am Ende lagen viele Lösungsansätze auf dem Tisch. „Wir werden das Thema weiter im Ausschuss beraten. Wir sind sehr bemüht, dass es für alle Bürger ein friedliches Miteinander gibt und ein Verkehrsaufkommen, das nicht die eine Gruppe überfordert und eine andere zusätzlich belastet“, sagte Hoffmann zu. Die endgültige Entscheidung über die Rücknahme der Sperrung oder die Umsetzung weiterer Maßnahmen liegt bei der Straßenverkehrsbehörde.