Großhansdorf. Umsetzung des Radkonzeptes wird konkret. Schüler sollen profitieren. Über welche drei Straßen in der Gemeinde diskutiert wird.
Auf drei Straßen in Großhansdorf haben künftig Radfahrer Vorrang: Barkholt, Himmelshorst und Up de Worth sollen die ersten drei Fahrradstraßen in der Waldgemeinde werden. Dafür haben sich alle vier Fraktionen im Bau- und Umweltausschuss ausgesprochen. Die Politiker folgen damit der Empfehlung des Lübecker Büros Urbanus, welches das Ende 2023 beschlossene Radverkehrskonzept für Großhansdorf erstellt hat.
Schon damals fanden sich die drei Straßen neben dem Kortenkamp, dem Neuen Achterkamp, dem Alten Achterkamp und der Heidkoppel in der Liste potenzieller Fahrradstraßen. Barkholt, Himmelshorst und Up de Worth kommt aus Sicht der Planer Priorität zu, weil sie für viele Kinder und Jugendliche Teil des Schulwegs sind.
Radverkehr in Großhansdorf: Waldgemeinde plant drei neue Fahrradstraßen
In den vergangenen Monaten haben die Experten die Trassen genauer hinsichtlich ihrer Eignung und möglicher Hindernisse bei der Umsetzung unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Bei Himmelshorst und Up de Worth wäre eine Umwandlung unproblematisch. Erstere könnten nur noch für motorisierten Anwohnerverkehr freigegeben werden, letztere im nördlichen Teil ganz für Autos gesperrt werden. „Beim Barkholt sind die Voraussetzungen komplexer“, so Verkehrsplaner Stefan Luft.
Dem 1,1 Kilometer langen und 5,50 Meter breiten Himmelshorst komme eine Funktion als Schulweg mit regionaler Anbindung zu, da er besonders von Jungen und Mädchen aus der Nachbargemeinde Hoisdorf genutzt werde. Es gebe im nördlichen Bereich bereits ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen, außerdem lägen keine wichtigen Verkehrsziele an der Straße, die mit dem Auto angefahren würden und es werde nur vereinzelt am Rand geparkt.
Lastwagenfahrer ignorieren Durchfahrtsverbot für Himmelshorst
Eine Radarmessung ergab laut Luft ein Verkehrsaufkommen von etwa 200 Kraftfahrzeugen und 60 Fahrrädern am Tag. Damit seien knapp ein Drittel der Nutzer Radfahrer. Die Erhebung habe aber auch gezeigt, dass das Lkw-Verbot regelmäßig ignoriert werde. „Wir haben trotz des Durchfahrtsverbots einen Lkw- und Transporteranteil von 23 Prozent am Kfz-Verkehrsaufkommen“, so Luft.
Die Straße Up de Worth werde vor allem von Kindern aus dem Großhansdorfer Norden genutzt, die die Grundschule Wöhrendamm besuchen. „Wir haben hier sehr schmale Gehwege, weshalb es sinnvoll ist, das Radfahren auf der Fahrbahn sicherer zu machen“, so Luft. Die Straße ist rund 600 Meter lang und 5,50 Meter breit.
Situation am Barkholt ist wegen Rathaus, U-Bahn und Gastronomie komplexer
Etwa 220 Kraftfahrzeuge nutzen die Straße Up de Worth laut Messung täglich. 120 Radfahrer am Tag machen einen Anteil von 35 Prozent am Verkehrsaufkommen aus. Auch hier gebe es keine wichtigen Verkehrsziele und nur vereinzelt geparkte Autos auf der Fahrbahn, so Luft „Zu beachten ist allerdings die Anfahrt der Feuerwehr, die ihre Wache an der Einmündung in den Wöhrendamm hat.“
Anders stellt sich die Lage beim Barkholt dar. An der Straße liegen das Rathaus, der Waldreitersaal, die U-Bahnstation Kiekut, ein Restaurant und Geschäfte. „Wir haben hier mehrere Ziele, die per Kfz angefahren werden“, so Luft. Auf dem Barkholt, wo Tempo 30 gilt, fahre rund ein Drittel (29 Prozent) zu schnell. Es gebe intensives Straßenrandparken, insbesondere im nördlichen Abschnitt. Auf dem knapp 900 Meter langen Barkholt zählten die Planer in den Abendstunden gegen 22 Uhr, wenn die meisten Anwohner zu Hause sind, 19 geparkte Autos.
Verkehrsaufsicht beim Kreis muss neue Fahrradstraßen genehmigen
Die Straße, die weiter über den Kortenkamp direkt zum Schulzentrum und zu den Sportanlagen führt, sei teilweise nur 4,50 Meter breit, somit stehe weniger Platz für den Verkehr zur Verfügung. Gleichzeitig zählten die Planer mit 300 Fahrzeugen am Tag und 140 Fahrrädern sowohl das höchste motorisierte als auch das höchste Radverkehrsaufkommen der drei untersuchten Straßen. In diesem Bereich sei die Verkehrssituation für Radfahrer somit besonders unübersichtlich, die Einrichtung einer Fahrradstraße aber zugleich komplizierter als bei Himmelshorst und Up de Worth, so Luft.
Großhansdorf kann die Entscheidung über die Ausweisung neuer Fahrradstraßen nicht selbst treffen. Die Gemeinde kann lediglich einen begründeten Antrag bei der Verkehrsaufsicht des Kreises Stormarn stellen, die anschließend zustimmen muss. „Die Verkehrsaufsicht hat bereits zu erkennen gegeben, dass es beim Barkholt Bedenken gibt“, sagte Luft.
Für Großhansdorfs Kommunalpolitiker hat der Barkholt Priorität
Der Barkholt war auch jene potenzielle Fahrradstraße, über die beim Bürgerforum zum Radverkehrskonzept Ende April am heftigsten diskutiert wurde. Anwohner äußerten die Befürchtung, dass es künftig zu wenig Parkmöglichkeiten gibt. Denn in Fahrradstraßen darf nur abschnittweise und in vorgezeichneten Flächen auf der Fahrbahn geparkt werden.
Aus Sicht der Großhansdorfer Kommunalpolitiker hätte aber gerade der Barkholt als direkter Zubringer zum Schulzentrum Priorität. „Wir sollten ihn nicht aus den Augen verlieren, gerade wegen der hohen Anzahl an Radfahrern“, sagte Axel Pitschmann (CDU). Dass „zwei Anwohner geschrien“ hätten, sei für ihn kein Gegenargument.
FDP pocht auf weitere Informationen zu den geschätzten Kosten
Sabine Estorff (SPD) plädierte dafür, auch den Kortenkamp zeitnah zur Fahrradstraße zu machen und nicht erst im zweiten Schritt. „Aufgrund der Nähe zum Schulzentrum hat das für mich Priorität“, sagte sie und bekam Zuspruch von Udo Kasel (Grüne). „Wir sollten im direkten Umfeld der Schulen beginnen und das Fahrradstraßennetz von dort aus weiterentwickeln“, sagte er.
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Auch für die FDP habe die Schulwegesicherung „oberste Priorität“, so Fraktionschef Carsten Pieck. Nicht ganz außer Acht lassen könne man aber die Kosten. Bevor konkrete Fahrradstraßen bei der Verkehrsaufsicht beantragt werden, müsse der Ausschuss wissen, welche Umgestaltungsmaßnahmen erforderlich seien und wie teuer diese würden.
An der Straße Up de Worth würde eine neue Beschilderung ausreichen
Laut Verkehrsplaner Luft würde an der Straße Up de Worth mutmaßlich eine einfache Beschilderung ausreichen, während man sich beim Himmelshorst etwa Gedanken über einen Modalfilter, eine für Fußgänger und Radfahrer passierbare Sperre für den Autoverkehr im nördlichen Bereich Gedanken machen müsse. Da das Lkw-Verbot bereits wiederholt missachtet werde, sei es wahrscheinlich, dass auch ein generelles Kfz-Verbot ignotriert werde. „Dann bräuchten wir aber eine Wendemöglichkeit für Autos“, so der Experte.
Die genauen Maßnahmen und eine Kostenschätzung werde die Verwaltung in Absprache mit den Verkehrsplanern in den kommenden Monaten vorlegen, kündigte Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß an. Auch werde man in eine Vorabstimmung mit der Verkehrsaufsicht eintreten und etwa die Möglichkeiten für den Barkholt erörtern. Wenn die Ergebnisse vorliegen, sollen die Politiker entscheiden, welche Fahrradstraßen die Verwaltung wirklich beim Kreis beantragt.