Trittau. Initiative finanziert Konzept für die Erweiterung des denkmalgeschützten Wahrzeichens von Trittau. Aber es gibt auch kritische Stimmen.

Kultur ist Teil des gesellschaftlichen Lebens. Kulturveranstaltungen können jedoch nur stattfinden, wenn dafür ausreichend Räume zur Verfügung stehen. Und genau das ist in Trittau nach wie vor nicht der Fall. Das Bürgerhaus verfügt zwar über eine kleine Bühne, hat jedoch nur rund 60 Sitzplätze. Etwas mehr Platz bietet der Mahlboden der historischen Wassermühle, der aber alles andere als ideal für kulturelle Formate ist. In der Gemeinde gibt es keinen größeren Saal, der es Veranstaltern oder Vereinen wie den Trittauer Laienspielern und Kino + Trittau ermöglicht, mit ihren Darbietungen ein größeres Publikum zu erreichen. Alle bisherigen Anläufe der Politik, das zu ändern, verliefen im Sande.

Der neu gegründete Kultur- und Förderverein Trittauer Wassermühle will das ändern. Wie berichtet, hatte der Kulturausschuss in einer Sitzung im Mai dieses Jahres über das Entwicklungspotenzial der Trittauer Wassermühle hin zu einem kulturellen Zentrum diskutiert. Die Kommunalpolitiker kamen zu dem Schluss, dass zunächst ein Konzept für einen Anbau an das historische Gebäude erstellt werden müsse, um die Möglichkeiten einer Erweiterung der Räumlichkeiten auszuloten. Der Bauausschuss wurde gebeten, ein Architektenbüro mit einer Machbarkeitsstudie über eine mögliche Erweiterung zu beauftragen. Der verwies jedoch auf die angespannte Haushaltslage. Stattdessen sollte Bürgermeister Oliver Mesch bei der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn anfragen, ob diese bereit wäre, das Vorhaben zu finanzieren.

Trittauer Wassermühle soll einen Anbau bekommen – für ein Kulturzentrum

Doch die lehnte das Ansinnen ab, wie Mesch nun mitteilte. Swen Faustmann war ebenfalls zugegen. Der Trittauer Hobbymusiker ist einer der wichtigsten Kulturakteure in der Gemeinde und Vorsitzender des Vereins. Von dessen Gründung berichtete der Ausschussvorsitzende Bernd Marzi (SPD) den Anwesenden. Auch davon, dass der Verein angeboten habe, einen finanziellen Beitrag zur Beauftragung einer Begutachtung zu leisten. Vorausgesetzt, die Gemeinde beteilige sich ebenfalls an den Kosten von rund 5000 Euro, die für das Projekt veranschlagt werden. Die Argumentation lautete, dass eine Begutachtung ein notwendiger Schritt sei, der nicht viel koste, aber Planungssicherheit für die Zukunft bringe.

Harald Martens (CDU) brachte daraufhin Befürchtungen innerhalb seiner Fraktion zur Sprache, dass es nach langer Planung zum wiederholten Mal nicht zu einer Umsetzung kommen könnte. Als Beispiel nannte sein Fraktionskollege Jens Hoffmann die Multifunktionshalle, die nicht realisiert worden sei. Außerdem gebe es bereits viele wichtige Großprojekte in Trittau, so Hoffmann, der darauf verwies, dass für das Jahr 2024 keine weiteren finanziellen Mittel für kulturelle Projekte zur Verfügung stünden.

Trittau: Die vorhandenen Spielstätten Bürgerhaus und Wassermühle sind nicht barrierefrei

Die Reaktion auf den Vorstoß des Vereins stößt dem Vorsitzenden sauer auf. Swen Faustmann sagt: „Die Politik hat es abgelehnt, sich die Architektenkosten für die Entwurfsstudie mit uns zu teilen.“ Vor allem CDU und BGT hätten sich dagegen ausgesprochen, während Grüne und SPD dem Vorschlag offen gegenübergestanden hätten. Die mangelnde Unterstützung für den Anbau eines barrierefreien Veranstaltungsraumes an die Wassermühle nennt Faustmann einen „Schlag ins Gesicht von Menschen, die aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen bislang nicht an Veranstaltungen teilnehmen können“. Denn in den beiden vorhandenen Spielstätten kann von Barrierefreiheit keine Rede sein.

Weil die Kommunalpolitik nicht mitzieht, hat sich der Kulturverein dazu entschlossen, das Vorhaben auf eigene Faust zu realisieren. Das nötige Geld wollen die etwa 20 Mitglieder durch Spenden, Privatdarlehen und eigene Veranstaltungen auftreiben. Zum Vergleich: Das diesjährige Schützenfest hat die Gemeinde mit 7500 Euro gesponsert, hinzu kamen 1500 Euro für die Jugendarbeit des Schützenvereins, zusammen macht das 9000 Euro. Im Gegensatz dazu gibt es null Euro für ein langfristiges Projekt, das sich die Bürger seit Langem wünschen, wie unter anderem das Ortsentwicklungskonzept ergeben hat.

Trittauer Wassermühle: Erste Benefizveranstaltung des Kulturvereins ist Blues-Night

Faustmann hält allerdings nichts davon, ein Projekt gegen ein anderes aufzurechnen. „Die angespannte Haushaltslage sorgt natürlich dafür, dass der Spielraum immer enger wird“, sagt er. Daher wolle der Verein sich um Fördergelder bemühen. Voraussetzung sei jedoch, „dass wir eine Vorstellung davon haben, was möglich ist und was das kostet. Solange wir nichts Konkretes haben, ist damit kein Blumentopf zu gewinnen.“

Band FEEL VIOLET
Die Bluesband Feel Violet bringt in der Wassermühle einen gefühlvollen und groovigen Mix aus Blues, Rock und Soul auf die Bühne. © Martin Witten | martin witten

Als erste Benefizveranstaltung organisiert der als gemeinnützig anerkannte Verein gemeinsam mit dem Musik-Club Trittau eine Blues-Night am Sonnabend, 26. Oktober. Sie startet um 19.30 Uhr in der Wassermühle (Am Mühlenteich 3). Zu Gast sind die Band Feel Violet und das Duo André Closius & Martin Friedenstab. Die fünfköpfige Band rund um Frontfrau Violetta Topcev bringt eine energiegeladene, abwechslungsreiche Mischung aus Blues, Rock und Soul auf die Bühne. Zu den groovigen Rhythmen von Bass und Schlagzeug, fetten Gitarrensoli und herrlichen Hammond- und Piano-Klängen lässt es sich ausgiebig feiern und tanzen.

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Das Duo präsentiert eigene Stücke und interpretiert Klassiker des Blues, Boogie und Ragtime aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Friedenstab und Closius harmonieren perfekt in Gitarrenspiel und Gesang und bieten ein unterhaltsames Programm, das nicht nur Blues-Puristen gefallen dürfte. Karten sind im Vorverkauf für 15 Euro im Buchladen Wenck (Poststraße 31) und unter eventfrog.de erhältlich.

„Wir wären froh, wenn uns die Politik unterstützen könnte“, sagt Faustmann. Gerade in so schwierigen Zeiten wie diesen halte die Kultur die Gesellschaft zusammen und ermögliche Begegnungen, die so sonst nicht stattfinden würden. Der Verein sehe eine Aufgabe darin, die von der Bevölkerung geäußerten Wünsche nach einem Kulturzentrum durchzusetzen. „Viele wünschen sich auch eine feste Gastronomie in der Wassermühle, das ließe sich in ein neues Konzept integrieren“, glaubt Faustmann. Weitere Informationen über die Ziele des Vereins und zu Kontaktmöglichkeiten finden sich unter kulturmuehle-trittau.de.