Bad Oldesloe. Weil Spielplatz fehlt, spielen Kinder auf Betonklötzen und an einer gefährlichen Straße. Hilferuf stößt bei Eigentümer auf taube Ohren.

Wer in einer kleinen Mietwohnung auf beengtem Raum wohnt, ohne viel Tageslicht und Bewegungsmöglichkeiten, dem kann schon mal die Decke auf den Kopf fallen. Erst recht, wenn man den wenigen Platz mit anderen Menschen teilt. Für viele Menschen in den Hölk-Hochhäusern ist diese Situation Alltag. In den Häusern in Bad Oldesloe wohnen rund 400 Menschen, darunter rund 70 Kinder. Für sie ist die Enge in den Wohnungen oft eine besondere Belastung, teilweise leben fünf Kinder in zwei kleinen Zimmern. Es fehlt Platz zum Spielen und Toben.

Umso wichtiger scheint es, dass die Kinder außerhalb der Wohnung Spielmöglichkeiten haben. Doch: Genau das sei nicht der Fall, kritisieren Mütter aus den Hölk-Hochhäusern. Drei von ihnen, Jahanara Ahmadi, Farahnaz Gholami und Shokria Jafari, schlagen Alarm und haben sich mit Unterstützung des Quartiersmanagements Plan B zusammengetan und eine Petition gestartet, um auf die Situation aufmerksam zu machen. Denn ein per Einschreiben versendeter Brief an die Eigentümerin, die Lietmeyer-Unternehmensgruppe mit Sitz in Hildesheim, sei seit Anfang September unbeantwortet geblieben.

Hölk-Hochhäuser in Bad Oldesloe: Mütter schlagen Alarm – Kinder in Gefahr?

„Zum Spielen ist das Gelände nicht wirklich geeignet. Zwar gibt es einen Basketballkorb und die Tischtennisplatte, darüber hinaus finden sich hier aber keine Spielgeräte mehr. Von den Spielgeräten, die es früher einmal auf der Wiese auf der Südseite des Geländes gab, sind keine mehr übrig. Die Sitzecke hinter dem Basketballkorb ist ebenfalls kaum noch nutzbar“, heißt es in dem Brief an Daniel Lietmeyer, der unserer Redaktion vorliegt.

Vor allem für die kleineren Kinder bleibe damit nur das gefährliche Spielen auf den Betonklötzen, heißt es weiter. Auch die viel befahrene Straße Poggenseer Weg sei gefährlich. „Um selbstständig auf umliegende Spielplätze zu gehen, sind viele der Kinder noch zu klein“, heißt es in dem Schreiben. Entsprechend seien die Kinder darauf angewiesen, dass Eltern Zeit haben, sie zu begleiten. „Dabei ist es für Kinder sehr wichtig, dass sie auch allein spielen und sich ausprobieren können.“

Hölk Hochhäuser
Die Hölk Hochhäuser sind seit Ende 2022 im Besitz der Lietmeyer-Unternehmensgruppe. © Juliane Minow | Juliane Minow

Hölk-Hochhäuser in Bad Oldesloe: Mütter bitten, Gelände familienfreundlich zu gestalten

Um das Problem zu lösen, hatten die Mütter Lietmeyer um Hilfe gebeten: „Wir möchten Sie bitten, das Gelände kinder- und familienfreundlich zu gestalten. Besagte Sitzecke könnte zu einem tollen Ort für Eltern und Großeltern werden, um zusammenzusitzen, zu grillen, unseren Kindern Freiraum zu lassen und sie gleichzeitig im Blick zu behalten. Für einen Spielplatz haben die über 70 Kinder aus den Hochhäusern reichlich Ideen, die wir gern mit ihnen sammeln und strukturieren möchten.“

Weil eine Rückmeldung auf den Brief ausgeblieben sei, haben die Mütter nun den nächsten Schritt gemacht. Eine Unterschriftenaktion stieß auf Resonanz. Mehr als 100 haben die Verantwortlichen gesammelt und fordern Lietmeyer auf, „seiner Verantwortung als Vermieter nachzukommen und den Spielplatz wiederherzustellen“. Auch für eine Instandsetzung der Sitzecke machen sie sich stark.

Hölk-Hochhäuser: Mütter haben mehr als 100 Unterschriften gesammelt, zur Übergabe kam es nicht

Eigentlich sollten die Unterschriften am Dienstag, 1. Oktober, in der Mietersprechstunde übergeben werden. Doch dazu kam es nicht, wie Sozialarbeiter Jakob Wendebourg von Plan B auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt. „Die Sprechstunde ist ausgefallen“, so Wendebourg. Das sei bei Weitem nicht das erste Mal und in der Vergangenheit gehäuft vorgekommen. Daher seien die Unterschriften mit einem Schreiben an Lietmeyer noch am selben Tag ebenfalls per Einschreiben verschickt worden. Eine Reaktion sei bislang ausgeblieben.

Vor vielen Jahren habe es laut dem Sozialarbeiter bei den Hölk-Hochhäusern einen Spielplatz gegeben, der aber seit langer Zeit Geschichte ist und auch von den vorherigen Eigentümern nicht wiederhergestellt worden sei. Im Bebauungsplan ist eine Fläche für einen Spielplatz eingezeichnet. Seit Ende 2022 sind die Häuser im Besitz der Lietmeyer-Unternehmensgruppe. Es ist der elfte Eigentümer seit dem Jahr 2000.

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Laut Wendebourg schreibt die Landesbauordnung in Schleswig-Holstein die Schaffung von Spielmöglichkeiten für Kinder sogar vor. „Für Neubauten ist es verpflichtend, bei Bestandsbauten müssen besondere Gründe vorliegen, wie etwa der Schutz und die Gesundheit von Kindern, was meiner Einschätzung nach in diesem Fall gegeben ist“, so Wendebourg. Er und die Verantwortlichen wünschen sich von Lietmeyer eine Gesprächsbereitschaft und eine Einbeziehung der Kinder bei der Schaffung von Spielmöglichkeiten.

Bei Daniel Lietmeyer nachgefragt, will dieser von dem Brief, der Anfang September an ihn gegangen sein soll, nichts wissen. „Ich habe ihn nicht bekommen“, sagt er. Wie das sein könne, obwohl er per Einschreiben verschickt worden sein soll, könne er sich nicht erklären. Losgelöst davon seien Umbaumaßnahmen am Standort des ehemaligen Spielplatzes in Planung. „Dort soll ein Sandspielbereich hergestellt werden“, sagt Lietmeyer. Geplant sei, dass die Maßnahme noch in diesem Jahr umgesetzt werde. Eine Beteiligung der Bewohner und Kinder an dem Prozess sei nicht vorgesehen.