Bad Oldesloe. Neuer Eigentümer versprach, die maroden Häuser auf Vordermann zu bringen. Doch Mieter beklagen weiter Mängel, die nicht behoben werden.
Wer dieser Tage an den Hölk-Hochhäusern in Bad Oldesloe vorbeifährt, der stellt fest: Vor nicht allzu langer Zeit sah es hier noch ganz anders aus. Jahrelang verfielen die maroden Häuser, glichen eher Bauruinen als Immobilien, in denen rund 400 Menschen wohnen. Immer wieder haben die Hochhäuser in den vergangenen Jahren die Eigentümer gewechselt.
Seit Ende 2022 sind sie im Besitz der Lietmeyer-Unternehmensgruppe mit Sitz in Hildesheim. Es ist der elfte Eigentümer seit dem Jahr 2000. Chef Daniel Lietmeyer hatte damals versprochen, die Häuser grundlegend zu sanieren, vorhandene Mängel systematisch zu beseitigen.
Trotz Sanierung der Hölk-Hochhäuser: Kakerlaken und Schimmel in Wohnungen
Zumindest äußerlich scheint er das Versprechen wahrzumachen: Von außen erscheinen die Hochhäuser in einem völlig neuen Bild. Die marode, schmutzige Hausfassade ist frischer, heller Farbe gewichen. „Wir haben die Fassaden und die Balkone neu gemacht, Asbest demontiert, die Dämmung erneuert, zum Teil Bäder und Wohnungen saniert, Korridore saniert“, sagt Daniel Lietmeyer auf Nachfrage unserer Redaktion. Vor dem Eigentümerwechsel seien bereits Heizung und Fahrstühle erneuert worden.
Doch: Ein Blick in die Wohnungen der Hölk-Hochhäuser zeigt: In mehreren gibt es nach wie vor teils schwerwiegende Mängel. Quartiersmanagerin Maria Herrmann und ihr Kollege Jakob Wendebourg sind täglich mit den Bewohnern im Austausch, berichten von Problemen wie Schimmel, Wasserschäden und Kakerlaken, die teils trotz vieler Nachfragen nicht behoben werden.
Bewohner berichten von Mängeln, die lange nicht behoben werden
Eine dieser Wohnungen ist die von Familie Tiala (alle Namen von der Redaktion geändert). Hier wohnen Mutter, Vater und zwei kleine Kinder. Im September hatte sich der Verein Mieter helfen Mietern in einem Schreiben an Lietmeyer gewandt. Der Schriftwechsel liegt unserer Redaktion vor. „Die Wohnung unseres Mitglieds ist massiv mit Schimmel befallen. Insbesondere sind das Schlafzimmer und das Wohnzimmer betroffen“, heißt es darin.
Insbesondere der vierjährige Junge habe immer wieder Krankheitssymptome, weshalb die Eltern einen Arzt aufgesucht hätten. „Der Arzt ist zu dem Schluss gekommen, dass eine schimmelfreie Wohnung dringend erforderlich ist“, so das Schreiben weiter. Ein Attest hat der Arzt ausgestellt. Auch weitere Mängel sind in dem Schreiben mit der Aufforderung zur Behebung aufgelistet.
Arbeiten wurden beauftragt, offenbar aber nicht ausgeführt
Eine Antwort von Lietmeyer erweckt den Eindruck, dass der Eigentümer sich um die Probleme gekümmert hat. Ein Mitarbeiter teilt darin mit, er sei persönlich in der Wohnung gewesen und habe die Mängel aufgenommen. Alle Arbeiten der angezeigten Mängel seien beauftragt und „werden in Kürze behoben sein“. Diese Nachricht stammt aus dem vergangenen Oktober.
Ein Besuch in der Wohnung der Familie zeigt: Da ist noch immer massiver Schimmel an den Wänden. „Es waren schon öfter Leute da und haben sich die Dinge angeguckt, aber keiner hat bis jetzt etwas gemacht“, sagt der Vater zweier Kinder. Dieses Problem sei kein Einzelfall, berichtet Maria Herrmann. „Wir erleben es immer wieder, dass bei Mängeln in den Wohnungen sehr oft nachgehakt werden muss, bis etwas passiert.“
Kakerlakenbefall bedeutet Gesundheitsgefahr vor allem für Kinder
Ähnlich ist es in der Wohnung von Familie Ahmad. Dort wohnen Mutter, Vater und ein achtjähriges Mädchen, ein zweites Kind ist unterwegs. Auch dieser Fall wird von Mietern helfen Mietern betreut. Anfang Mai wandte sich der Verein im Namen der Bewohner an Lietmeyer. Unter anderem gebe es in der Küche und im Bad diverse Mängel an Kacheln und Wänden. Eine Tür sei abgesplittert, teils löse sich Farbe und Lack. Mehrere Steckdosen seien mangelhaft verbaut, sodass für die Kinder Verletzungsgefahr bestehe. Ein Vor-Ort-Besuch in der Wohnung macht deutlich: Bislang wurden die Schäden nicht behoben.
Das vielleicht größte Problem: Die Wohnung sei von Kakerlaken befallen. Gerade für die Kinder sei das dramatisch. „Von dem Kakerlakenbefall geht eine erhebliche Gesundheitsgefahr insbesondere für das Neugeborene aus“, heißt es in dem Schreiben an Lietmeyer. Darin wurde eine Frist zur Beseitigung der Mängel bis zum 13. Mai gesetzt. Diese ist nun seit über einer Woche verstrichen, ohne dass etwas passiert ist.
In einem der Hochhäuser ist seit Wochen der Schalter des Aufzugs kaputt
Ein Problem, das alle Bewohner betrifft: In dem Hochhaus Poggenbreeden ist seit rund drei Wochen der Knopf des Aufzuges im Erdgeschoss kaputt. „Das heißt, wer unten steht und nach oben fahren möchte, muss immer in den ersten Stock laufen“, sagt Maria Herrmann. Für ältere und gebrechliche Menschen oder Bewohner, die schwer zu tragen haben, sei das ein großes Problem.
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„Eine Frau, die zwei Kinder hat, berichtete mir, wie schwierig der Alltag durch den kaputten Fahrstuhl für sie ist“, sagt Jakob Wendebourg, der seit April das Quartiersmanagement verstärkt. „Sie muss manchmal eine Viertelstunde mit dem Kinderwagen vor dem Fahrstuhl im Erdgeschoss warten, bis irgendwann zufällig jemand heruntergefahren kommt“, so der Sozialarbeiter.
Quartiersmanagerin kritisiert mangelnde Kommunikation
Die Sache mit dem Fahrstuhl ist nach Einschätzung von Maria Herrmann ein Beispiel für die mangelnde Kommunikation zwischen Lietmeyer und den Bewohnern. „Es hängt nirgendwo ein Zettel, auf dem steht, was los ist“, so Herrmann. Wie sie mittlerweile erfahren habe, soll die Aufzugsfirma beauftragt sein, die Beschaffung der Ersatzteile aber auf sich warten lassen.
Bei Daniel Lietmeyer nach den Problemen gefragt, sagt dieser: „An dem Fahrstuhl wird gerade etwas repariert, das kann passieren.“ Grundsätzlich habe die Unternehmensgruppe bereits viele Mängel beseitigt. Lietmeyer: „Wir haben kaum noch Themen offen. Ich möchte nicht sagen gar nichts, aber es ist kein Vergleich zu vor zwei Jahren. Es kann immer mal eine Kleinigkeit geben, aber das meiste haben wir im Griff.“ Dass es partiell Kakerlaken gebe, könne sein, es sei aber kein grundlegender Befall des Hauses. Vereinzelt gebe es, auch dem widersprach Lietmeyer nicht, noch Problemwohnungen. Es dauere seine Zeit, bis nach und nach alle Mängel behobenen seien.