Bad Oldesloe. Lietmeyer-Gruppe aus Hildesheim verspricht eine umfassende Sanierung der beiden Hochhäuser. Die Bewohner sind mehr als skeptisch.

Mit einer knappen, 15-zeiligen Mieterinfo hat die LEG Immobilien SE die Bewohner der Hölk-Hochhäuser in Bad Oldesloe darüber informiert, dass die 1972/73 errichteten Gebäude zum 1. Dezember in das Eigentum der Lietmeyer-Gruppe übergehen werden.

Nach Abendblatt-Recherchen wird das zu 100 Prozent inhabergeführte Unternehmen aus Hildesheim der elfte Eigentümer seit 2000 sein, nachdem LEG die beiden Wohntürme erst Anfang dieses Jahres übernommen hatte. „Ob der erneute Verkauf eine nachhaltige Wende zum Besseren bedeutet, wird sich zeigen, in einem Jahr sind wir schlauer“, sagt Quartiersmanagerin Maria Herrmann.

Frust vieler Bewohner ist groß und sitzt tief

Bei den Bewohnern dominiert derweil unverhohlene Skepsis. „Nach den vielen schlechten Erfahrungen in den vergangenen Jahren ist der Frust groß und sitzt tief“, beschreibt Herrmann die allgemeine Stimmungslage. Der beständige Eigentümerwechsel sorge nicht gerade für Entspannung und Optimismus.

Zu viel ist den Bewohnern in den 220 Wohnungen der Hölk-Hochhäuser zugemutet worden. Rohrbrüche, Heizungsausfälle, Schimmel und defekte Aufzüge sorgten immer wieder für Unmut. Für Hermann ist klar, dass die Mängel im Zuge einer Generalsanierung endlich konsequent angegangen werden müssen.

Chef ist durch jeden Winkel der Häuser gekrochen

„Hier helfen nur noch substanzielle Eingriffe statt partieller Kosmetik“, so die resolute Managerin, die seit 2017 im Quartier tätig ist. Passiere das nicht, würden den Bewohnern die maroden Leitungen des anfälligen Heizungssystems bei einem strengen Winter endgültig um die Ohren fliegen.

Daniel Lietmeyer, Chef der gleichnamigen Unternehmensgruppe, weiß um die vielfältigen Probleme rund um die in Verruf geratenen Türme, die nach Schätzungen von Insidern zwischen zehn und 15 Millionen Euro gekostet haben. „Ich bin vor den Kaufverhandlungen persönlich mehrfach in Bad Oldesloe gewesen und buchstäblich in jedem Winkel der Hölk-Häuser herumgekrochen“, berichtete er im Gespräch mit unserer Redaktion. Er wisse genau, was da auf seine Firma zukomme.

Energetische Fassadensanierung in Aussicht gestellt

„Wir wollen uns grundsätzlich anders positionieren als unsere Vorgänger. Wir verfügen über die Expertise, das Know-how und das notwendige Geld, um die bestehenden Mängel in den kommenden Monaten systematisch zu beseitigen“, verspricht Lietmeyer. So sei neben einer energetischen Fassadensanierung auch eine umfassende Strangsanierung für „mehrere Millionen Euro“ geplant.

Anders als viele Kritiker beurteilt der Unternehmer die Substanz der Hölk-Hochhäuser unterdessen als weit nicht so schlecht, wie sie oft beschrieben wird. „Die beiden Dächer sind neu, die Heizungsanlage selbst und die Fahrstühle ebenfalls“, sagt Lietmeyer. Darauf lasse sich aufbauen, auch wenn noch sehr vieles zu tun bleibe.

Lietmeyer findet die Tower attraktiv und charmant

„Wir haben uns ganz bewusst für den Kauf der Hölk-Hochhäuser entschieden. Weil wir sie attraktiv finden, weil sie an ihrem Standort einen ganz eigenen Charme haben und wir sie für ein lohnendes Investment in die Zukunft halten“, begründet Daniel Lietmeyer das Engagement seiner Unternehmensgruppe.

Für Björn Wahnfried, SPD-Fraktionschef in der Oldesloer Stadtverordnetenversammlung, könnte der Lietmeyer-Einstieg tatsächlich eine Zäsur in der wechselvollen Geschichte der zuletzt nicht mehr aus den Negativschlagzeilen gekommenen 70er-Jahre-Bauten bedeuten. Anders als die Vorgänger hätten die Hildesheimer die Hölk-Tower eben nicht in einem riesigen Paket mit Tausenden anderen Wohnungen erworben, von denen für Investoren letztlich nur die begehrten und hochwertigen von Interesse seien.

Hohe Belegungsquote sichert erhebliche Erlöse ohne Risiko

„Objekte mit vielen Mietwohnungen werden in der Regel nicht nach ihrem Zustand bewertet, sondern nach den zu erwartenden Erträgen“, erklärt Wahnfried. Im konkreten Fall handele es sich vor allem um Sozialwohnungen für acht bis zehn Euro pro Quadratmeter, für die die Mieten in der Regel verlässlich vom Sozialamt gezahlt würden. Bei einer Belegungsquote von mehr als 95 Prozent sichere das erhebliche Erlöse ohne das Risiko gravierender Mitausfälle.

„Dennoch steht hier natürlich ein erheblicher Sanierungsbedarf mit entsprechenden Investitionen im Raum, die sich langfristig jedoch rentieren werden“, sagt der Diplom-Finanzwirt. Deshalb sei das Interesse der Lietmeyer-Gruppe für ihn durchaus nachvollziehbar.

Vorgänger LEG hatte Paket von 15.000 Wohnungen erworben

Optimistisch zeigt sich auch Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). Gegenüber dem NDR hatte er Vorgänger wie die börsennotierte LEG, die von der Berliner Adler Real Estate Anfang dieses Jahres insgesamt 15.000 Wohneinheiten übernommen hatte, als „Vermieter ohne Werte“ bezeichnet, denen das Wohl ihrer Bewohner im Grunde gleichgültig sei. Sie würden auf dem Wohnungsmarkt kaufen, was sie kriegen könnten, und die problematischen Immobilien in großen Paketen alsbald wieder abstoßen.

„Nach einer Videokonferenz mit Daniel Lietmeyer am Montag bin ich aber zuversichtlich, dass es für die Mieter der Hölk-Hochhäuser jetzt eine langfristige und gute Perspektive gibt“, sagt Breitner. Er habe den Eindruck gewonnen, dass dem neuen Eigentümer an einem langfristigen Engagement gelegen sei. „Ich hoffe, dass nach den mehrfachen Verkäufen in der Vergangenheit auf der Eigentümerseite nun endlich Ruhe einkehrt, die Wohnungen jetzt in einen guten Zustand versetzt werden und auf Dauer erhalten bleiben“, so der VNW-Direktor.