Reinbek. Die Freiwillige Feuerwehr und die Kirche haben für den runden Geburtstag ein großes Familienfest für den 28. September organisiert
Das Dorf Schönningstedt, heute ein Stadtteil von Reinbek, blickt auf stolze 800 Jahre Geschichte zurück. Grund genug, kräftig zu feiern, immerhin ist der Stadtteil somit älter als Reinbek selbst. Dazu haben sich die Feuerwehr Schönningstedt, der Verein der Heimatfreunde Schönningstedt und die Ansgar Kirchengemeinde mit der Stadt Reinbek zusammengesetzt und ein Jubiläumsprogramm für Sonnabend, 28. September, ausgeheckt. Die Idee dazu hatte Claus Brettner, Wehrführer in Schönningstedt und Urschönningstedter, auf dem Neujahrsempfang, als Bürgermeister Björn Warmer einige fällige Jubiläen aufzählte, steckte Brettner ihm den runden Geburtstag seines Stadtteils.
Eine Windmühle, eine eigene Kirche, eine eigene Freiwillige Feuerwehr, eine eigene Grundschule, vier kleine Gewässer, ein eigener Kleingärtnerverein und der letzte städtische Kindergarten – sie alle gehören zu Schönningstedt. Einige Reinbeker und Reinbekerinnen wundern sich vielleicht, warum ein vermeintlich kleiner Stadtteil doch noch über so viel Eigenleben verfügt. Claus Brettner versteht die Frage nicht so ganz. „Immerhin leben hier um die 3000 Menschen im Kernort. Die Zahl unserer Einwohner hat sich vervielfacht.“ Die Feuerwehr lädt von 16 Uhr an zum Familienfest in die Feuerwehr ein. Gemeinsam mit Hermann Becker hat er außerdem einen Dorfrundgang mit Geschichten aus der Geschichte ausgetüftelt.
800 Jahre Schönningstedt – und das Dorf feiert
Treffpunkt ist um 14.30 Uhr an der Schönningstedter Mühle. Wehrführer Claus Brettner und Hermann Becker wollen gemeinsam interessante Punkte in Schönningstedt, wie den Schönningstedter Hof oder die Armenkate, ansteuern und dazu die eine oder andere Anekdote liefern. „Entstanden ist Schönningstedt aus einem Dorf mit fünf Hufen, wie die Höfe damals hießen“, erzählt Brettner. Wenn man mit den beiden durchs Dorf läuft, scheint er jeden Zweiten persönlich zu kennen. Er berichtet, für wen diese fünf Landwirte die „Armenkate“ unterhielten, die heute noch unweit des Salteiches steht.
Hermann Becker hingegen scheint nicht nur ein Schönningstedter Geschichtslexikon auf zwei Beinen zu sein, er hat auch viele Geschichten selbst miterlebt, beispielsweise warum während seiner Kindheit der Müller die „Rottenbeeter“, also kleine Hunde als „Rattenbeißer“ den Katzen vorzog. Oder was Schönningstedts einzige Lehrerin in der Nachkriegszeit, Frau Peters, angestellt hatte, sodass es für die Kinder aus Schönningstedt und Ohe plötzlich keinen Unterricht mehr hatten. Dabei hatte sie zwei riesige Schulklassen in zwei Schichten zu unterrichten.
1974 wurde Schönningstedt der Stadt Reinbek zugeschlagen
„In der Nachkriegszeit hat sich die Zahl der Einwohner durch die Geflüchteten wie im übrigen Schleswig-Holstein verdoppelt“, berichtet Claus Brettner. 1939 waren es noch 1493 Bewohnerinnen und Bewohner, 1946 schon 3300. Und Becker ergänzt: „Die landwirtschaftlichen Flächen aber hatten sich ebenso wenig verdoppelt wie die Ernte. Die Mühle hatte also nicht mehr ausreichend Mehl um genug Brote für die Geflüchteten zu backen.“ Hilfe sei aus den USA gekommen, die den Futtermais aus ihrem „Cornbelt“ nach Deutschland geschickt haben. Dieses Maisbrot sei wegen seiner hart gebackenen Schalen darin aber äußerst unbeliebt gewesen.
1974 wurde die Gemeinde Schönningstedt mit einer Gesamtfläche von 2149 Hektar und 5914 Einwohnern von der Stadt Reinbek eingemeindet und zum Stadtteil degradiert. Damals zählten auch Neuschönningstedt, Ohe mit Sachsenwaldau und Gut Schönau, Gut Silk, die Flächen des heutigen Stadtteils Krabbenkamp zu der Gemeinde. Warum auch die Stemwarder Siedlung Reinbek zugeschlagen wurde sowie Wiesenfeld samt einem Teil des heutigen Gewerbegebietes Glinde zugeschlagen wurden, weiß Hermann Becker: „Das hatte zum Teil parteipolitische Gründe.“ Doch auch als Stadtteil hat Schönningstedt noch heute eine starke eigene Identität, was beispielsweise während der Bürgerwerkstatt für den „Stadtteilplan“ durchaus deutlich wurde.
Das Leben in der Ritterzeit und ein Rundgang durch die Kirche
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Gleichzeitig während des Dorfrundgangs können Interessierte gegen 15.30 Uhr mit Pastor Siaquiyah Davis und Herbert Fildebrandt, der auch am Bau der Oher Kapelle beteiligt war, durch die Kirche von St. Ansgar (Kirchenstieg 1) gehen und von ihnen gibt Einblicke in die Geschichte der Kirche erfahren.
Ab 15.15 Uhr können Kinder ab 7 Jahren von Stadtarchivar Carsten Walczok im Ansgar-Gemeindehaus alles aus dem „Leben und Alltag in der Ritterzeit“ erfragen. Dazu zeigt der Archivar viele Bilder von den Menschen der Ritterzeit. Lebten sie wirklich alle auf mächtigen Ritterburgen? Was aßen und tranken sie? Auch „große Kinder“ sind zu dem halbstündigen Vortrag willkommen.
Dorffest im Feuerwehrhaus mit Kaffee, Kuchen und Live-Musik
Um 16 Uhr kommen dann alle zum Dorffest am Feuerwehrhaus (Oher Straße 18) und auf der angrenzenden Freifläche zusammen. Eröffnet wird es von Bürgermeister Björn Warmer. Die Heimatfreunde bieten in der Remise der Feuerwehr gegen kleines Geld Kaffee und Kuchen an, die Feuerwehr sorgt ebenso für Gegrilltes und Getränke. Für die Kinder stehen eine Hüpfburg vom E-Werk Sachsenwald und das Kita-Außengelände mit Spielgeräten bereit. Im Feuerwehrhaus ist Tag der offenen Tür. Dort werden auch alte Fotos und Zeitungsartikel von Schönningstedt zu sehen sein. Ab 17 Uhr spielen die „Acoustic Bricks“ Rock- und Popmusik.