Ahrensburg. Verein vermutet viele Relikte aus der Zeit der Rentierjäger in privater Hand – und startet zu großem Festwochenende besondere Aktion.

Einer der wichtigsten Teile der Ahrensburger Geschichte droht nach und nach auf dem Müll zu landen. Tausende Fundstücke aus dem Tunneltal, in dem vor 12.000 bis 14.000 Jahren Rentierjäger lebten, könnten von den Erben der Sammler einfach weggeworfen werden. Das befürchtet die IG Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal. Der Verein möchte die Steinzeitwerkzeuge retten – und beteiligt sich deshalb mit einer außergewöhnlichen Aktion am Festwochenende 7./8. September zum 75-jährigen Bestehen der Ahrensburger Stadtrechte.

Beim Musikfestival Kultur4Ort am Sonnabend, 7. September, auf dem Rondeel hat der Verein einen Infostand und ruft dazu auf, mit Fundstücken vorbeizukommen. Der Vorsitzende Michael Merkel, Kurator und stellvertretender Direktor des Archäologischen Museums Hamburg, wird als Experte die steinzeitlichen Relikte bestimmen. Vermutlich liegen Zigtausende Steine in Privatsammlungen, in Kartons oder auf Kaminsimsen. „Wir möchten gern mit diesen Sammlern in Kontakt treten und uns austauschen“, sagt Vereins-Geschäftsführerin Svenja Furken.

Ahrensburgs Erbe bedroht: Wer hat Steinzeitfunde aus dem Tunneltal zu Hause?

In den 1960er-Jahren habe es einen regelrechten „Sammlerhype“ im Ahrensburger Tunneltal gegeben. „Damals waren am Wochenende zahlreiche Autos aus dem gesamten Bundesgebiet entlang der Straße Brauner Hirsch geparkt, deren Fahrer am legendären Stellmoorhügel Steinzeitartefakte sammelten“, so Furken. Dem Treiben wurde ein Riegel vorgeschoben, als das Gebiet in den 1980er-Jahren zum „Grabungsschutzgebiet“ erklärt und auch unter Naturschutz gestellt wurde. Heute dürfen die Flächen nicht mehr betreten werden. „Es ist ohnehin nichts mehr zu finden, da die Oberflächenfunde durch den Massenansturm damals weitgehend abgesammelt wurden“, sagt Svenja Furken.

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Steinartefakte aus dem Ahrensburger Tunneltal. © Michael Kukulenz | Michael Kukulenz

Der Verein bringt auch eine kleine Ausstellung, Postkarten und Infomaterial mit aufs Rondeel. An einem Basteltisch können Besucher selbst mit den steinzeitlichen Klingen der Rentierjäger arbeiten. Der Ahrensburger Forscher Alfred Rust hatte bei seiner Stellmoorgrabung von 1934/35 die weltweit ältesten Pfeile der Menschheitsgeschichte entdeckt. Auf einer Fläche von gerade einmal 1000 Quadratmetern wurden 30.000 Fundstücke geborgen.

Straßenfest auf Rondeel mit Partyband und Siegerin von „The Voice Kids“

Das Straßenfest Kultur4Ort bietet von 11 bis 21 Uhr ein abwechslungsreiches Programm auf zwei Bühnen und an vielen Ständen. Um 19 Uhr tritt Lisa-Marie Ramm auf, die im Jahr 2020 die Show „The Voice Kids“ gewann. Außerdem dabei: die Party-Band Caramel Club mit der Ahrensburger Sängerin Madeleine Lang, Lena Inter Jazz Projekt, das Oldie-Kabarett aus dem Marstall, der Gitarrist und Sänger Vincent Dellwig, zwei Chöre der Heimgartenschule, der Gospelchor der Schlosskirche, die Sambaschule Volksdorf, Tänzerinnen der Ballettstudios Holtz und Bewig sowie Kinder der Kita Schäferweg mit dem Stormarn-Lied aus dem Musical „Lilli in Sturmland“.

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Die Band Caramel Club mit der Ahrensburger Sängerin Madeleine Lang. © Benjamin Hüllenkrämer | Benjamin Hüllenkrämer

Am Sonntag, 8. September, folgt der Tag des offenen Denkmals: Besucher können das Rathaus (Manfred-Samusch-Straße 5) von 10 bis 16 Uhr besichtigen. Um 11 und 14 Uhr starten Führungen durch das Gebäude. Seltene Ein- und Ausblicke bieten die Balkone am Bürgermeisterzimmer und im sechsten Obergeschoss. Eine Ausstellung beschäftigt sich mit der Geschichte, den baulichen und handwerklichen Besonderheiten des 1970 eröffneten und seit 2014 denkmalgeschützten Gebäudes. Für Kinder gibt es eine Rathaus-Rallye.

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Um 17 Uhr beginnt am Sonntag das Wandelkonzert „Happy Birthday Ahrensburg“ im Schlossensemble. Musiker aus den vier Partnerstädten Esplugues (Spanien), Feldkirchen (Österreich), Viljandi (Estland) und Ludwigslust (Meklenburg-Vorpommern) spielen im Schloss, Marstall und in der Schlosskirche.