Ahrensburg. Lisa-Marie Ramm singt beim Straßenfest. Alle Details über das Wochenende mit Denkmaltag im Rathaus und Wandelkonzert am Schloss.
Knapp 18.000 Menschen leben Ende der 1940er-Jahre in Ahrensburg. Rund die Hälfte sind Flüchtlinge, die nach dem Zweiten Weltkrieg ein neues Zuhause suchen. Ausgebombte Hamburger und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten haben die Einwohnerzahl in die Höhe schnellen lassen. 1940 zählte der Ort gerade einmal rund 8000 Bürger.
Als Ahrensburg am 18. Januar 1949 die Stadtrechte verliehen bekommt, wird um das Ereignis nicht viel Aufhebens gemacht. Schleswig-Holsteins Innenminister Wilhelm Käber kommt zu einer Ratssitzung in die Gaststätte Lindenhof, um Bürgermeisterin Erika Keck die Urkunde zu überreichen. Die von den britischen Besatzern eingesetzte Ärztin war bundesweit die erste Frau im Bürgermeisteramt. Anschließend wird an jenem Dienstag doch noch ein wenig gefeiert: Beim Tanzabend für die Bevölkerung gibt es ausnahmsweise keine Polizeistunde.
75 Jahre Stadt Ahrensburg: Einwohnerzahl hat sich auf 35.000 verdoppelt
Heute leben mehr als 35.000 Menschen in der Stadt, die für sich selbst mit dem Slogan „Hamburgs schöne Nachbarin“ wirbt. Zum Jubiläum „75 Jahre Stadtrechte“ hat das Rathaus mit Partnern wie dem Schloss und dem Kulturzentrum Marstall ein abwechslungsreiches Programm für Sonnabend und Sonntag, 7. und 8. September, vorbereitet. „Das wird ein sehr lebendiges Wochenende“, sagt Bürgermeister Eckart Boege.
Musikalisch reicht die Bandbreite vom Festival Kultur4Ort auf dem Rondeel bis zum Wandelkonzert im Schlossensemble. Das seit zehn Jahren unter Debnkmalschutz stehende Rathaus (1970 eröffnet) kann beim Tag des offenen Denkmals besichtigt werden. „Und wir haben natürlich unsere vier Partnerstädte eingeladen“, sagt Petra Haebenbrock-Sommer, Fachdienstleiterin Jugend und Kultur in der Stadtverwaltung.
Künstler aus den vier Partnerstädten bringen musikalische Geburtstagsgrüße
Delegationen aus Esplugues (Spanien), Viljandi (Estland), Ludwigslust (Mecklenburg-Vorpommern) und Feldkirchen (Österreich) haben zugesagt. Darunter sind Stadtrat Joan Marín (Esplugues) sowie die beiden Bürgermeister Johan-Kristjan Konovalov (Viljandi) und Martin Treffner (Feldkirchen). Künstler aus den vier Orten überbringen musikalische Geburtstagsgrüße „Gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig, unsere europäischen Partnerschaften auch zu leben und füreinander Verständnis zu wecken“, sagt Wolfgang Schäfer, Vorsitzender des Freundeskreises Schloss Ahrensburg.
Kultur4Ort am Sonnabend, 7. September: Zum Jubiläum zieht das Straßenfest, das seit 2022 viermal im Westen, Osten, Süden und Norden zu Gast war, mitten ins Herz der Stadt. Auf dem Rondeel gibt es von 11 bis 21 Uhr ein facettenreiches Programm. Ein Höhepunkt ist der Auftritt der Stormarnerin Lisa-Marie Ramm. Die heute 19 Jahre alte Studentin gewann 2020 die TV-Show „The Voice Kids“. Ihr Coach Sasha sagte damals nach ihren beiden Finalsongs „Without You“ (Mariah Carey) und „The Voice Within“ (Christina Aguilera): „Sie hat eine gewaltige Stimme und ist eine wunderbare Person und ein toller Mensch.“
Für ausgelassene Stimmung auf dem Rondeel sorgt zudem die Partyband Caramel Club. Unterstützt wird sie dabei von der Sängerin Madeleine Lang, die in Ahrensburg lebt. Während das Bühnenprogramm weitgehend steht, sind drumherum noch Angebote möglich. Gruppen und Vereine, die sich präsentieren möchten, können sich unter der E-Mail info@ft-management an die Veranstaltungsagentur wenden.
Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September: Das Rathaus, das nach äußerst emotional geführten Diskussionen Anfang 2014 unter Schutz gestellt wurde, ist so etwas wie ein Jungspund unter den Denkmalen. Besucher können es von 10 bis 16 Uhr besichtigen und sich ein eigenes Bild machen. Um 11 und 14 Uhr starten Führungen durch das Gebäude. Außerdem sind seltene Ausblicke möglich, denn die Balkone am Bürgermeisterzimmer und im sechsten Obergeschoss werden für die Öffentlichkeit geöffnet.
Eine Ausstellung beschäftigt sich mit der Geschichte, den baulichen und handwerklichen Besonderheiten des für die 1970er-Jahre typischen Verwaltungsgebäudes und der Sanierung. Die Schau ist bis Ende Oktober zu sehen. Kinder können das Haus bei einer Rathaus-Rallye erkunden, bei der sie eine süße Aufmerksamkeit erhalten.
Rathaus: Elf Jahre von der Idee bis zur Einweihung
Elf Jahre dauerte es von der Idee bis zur Einweihung des Gebäudes. 1959 brachte der damalige Bürgermeister Kurt Fischer ein eigenes Rathaus im Zentrum der stark wachsenden Stadt bei der Stadtverordnetenversammlung ins Gespräch. Nachdem der Standort gefunden war, beschlossen die Kommunalpolitiker im September 1960 die Aufstellung eines neuen B-Plans. 1962 fanden Bürgerversammlungen und Diskussionen zu den Plänen statt. Vorausschauend wurden im Dezember 1963 zwei Bausparverträge in Höhe von zusammen 2,5 Millionen Mark abgeschlossen.
Nach dem einstimmigen Ja zum Bebauungsplan 1964 wurden Vorentwürfe präsentiert. Im Oktober 1966 beschlossen die Stadtverordneten einen Architektenwettbewerb, den im April 1967 der Ahrensburger Karl-Heinz Scheuermann gewann. Zur Begründung hieß es, der Entwurf füge sich harmonisch in den Platz zwischen Wochenmarkt und Stormarnplatz ein, und die flexible Raumaufteilung entspräche optimal den Anforderungen. Am 19. Juli 1968 mauerten Bürgervorsteher Kurt Nonne und Bürgermeister Manfred Samusch gemeinsam den Grundstein in die Eingangstreppe. Am 13. November 1970 wurde der Bau feierlich eingeweiht.
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2013 begann die Diskussion, ob das sanierungsbedürftige Rathaus renoviert oder besser abgerissen und neu gebaut werden sollte. Die Meinungen gingen weit auseinander. Ein Argument war, dass es Förderungen von Land und Bund zur Sanierung eines Denkmals in Höhe von rund zwei Drittel der Sanierungskosten geben würde. Und so stellte Ahrensburg den Antrag auf Aufnahme in das Denkmalbuch des Landes, der in Kiel am 6. März 2014 positiv entschieden wurde.
Wandelkonzert „Happy Birthday Ahrensburg“ am Sonntag, 8. September: Traditionell gibt es bei der Reihe im Schlossensemble immer einen Schwerpunkt – ob Künstler, Epoche oder Instrumentengruppe. Bei der neunten Auflage steht das Stadtrechte-Jubiläum im Mittelpunkt. Musiker aus den Partnerstädten treten auf. „Eine Besonderheit in diesem Jahr ist das vierte, gemeinschaftliche Abschlusskonzert“, sagt Christina Schlie, Geschäftsführerin des Kulturzentrums Marstall. Dort kommen alle Künstler und das Publikum am Abend zusammen.
Die ersten drei Konzerte beginnen gleichzeitig um 17 Uhr. In der Schlosskirche versprühen die 21 Jahre alte Sängerin Gisela Quirós, die auch Gitarre spielt, und der Gitarrist Raúl García Teruel spanische Lebensfreude. Im Marstall ist das Christine-Walser-Trio aus Ludwigslust mit der Namensgeberin am Klavier, Eckart Praetorius (Violine) und Volker Schubert (Violoncello) zu hören. Es spielt Musik von Clara Schumann und Werke des Schweriner Hoftheater-Intendanten Friedrich von Flotow. Der Gartensaal des Schlosses wird zur Bühne fürs Familienterzett Paumgarten aus Feldkirchen. Vater, Mutter und Tochter spielen nicht nur traditionelle Kärntner Volkslieder, sondern auch moderne, fremdsprachige Stücke.
Besucher wandeln zwischen Konzerten in Schloss, Kirche und Marstall
Beim Abschlusskonzert, das um 19.45 Uhr im Marstall beginnt, bringen Kelly Veinberg (Geige) und Vihur Põld (diatonisches Akkordeon) aus der estnischen Band HARU traditionelle Musik aus ihrer Heimat und eigene Kreationen auf die Bühne. Die anderen Künstler gesellen sich dazu.
Beim Wandelkonzert wechselt das Publikum den Ort im Stundentakt, sodass jeder Gast alle Gruppen hören kann. Es gibt 180 Plätze. Karten kosten an der Tageskasse (falls noch vorhanden) 24 Euro. Im Vorverkauf (Buchhandlung Stojan, Hagener Allee 3a, und online auf www.marstall-ahrensburg.de) sind es 22 Euro. Wie stets unterstützt die Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn die Veranstaltung.