Ahrensburg. Wo die Anlage entstehen soll und warum. Was Stormarn darüber hinaus plant, um den Straßenverkehr sicherer zu machen.

Die Hansestadt Hamburg hat im Vorjahr von Temposündern auf ihren Straßen die Rekordsumme von mehr als 44 Millionen Euro kassiert. Zwar entfiel das Gros davon mit über 32 Millionen Euro auf mobile Messgeräte. Weitere knapp 12 Millionen Euro brachten die 47 stationären Blitzer. Dagegen nehmen sich die 3,8 Millionen Euro in Stormarn geradezu bescheiden aus. Diese Bußgelder resultieren indes ausschließlich aus mobilen Messungen. Ganz einfach deshalb, weil es im Kreisgebiet bis heute keinen einzigen stationären Blitzer gibt. Das soll sich jetzt ändern.

Ordnungsausschuss berät am 12. September über zwei neue Blitzer

„In den vergangenen Jahren hat es zwar immer wieder einzelne Vorstöße und Anträge von Kommunen gegeben. Diese sind bisher aber stets abgewiesen worden“, sagt Dennis Möck (CDU), der dem Ordnungsausschuss des Kreistags vorsteht. Laut zuständiger Polizeidirektion in Ratzeburg und des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr (LBV.SH) gebe es in ganz Stormarn bislang keine auffälligen Unfall-Schwerpunkte, die stationäre Blitzer rechtfertigen würden.

Das wird inzwischen offenbar anders beurteilt. Bereits auf der nächsten Sitzung des Ordnungsausschusses am Donnerstag, 12. September, wird das Thema auf der Agenda stehen. Dann soll unter anderem über die Einrichtung von zwei stationären Blitzern befunden werden.

Zu viele Rotlichtverstöße auf großer Kreuzung in Ahrensburg

Der eine ist nun sogar von der Polizei selbst angeregt und empfohlen worden. Bei dem Standort handelt es sich um die Kreuzung Beimoorweg/Ostring/Bahntrasse in Ahrensburg. Sie zählt nicht nur zu den am stärksten frequentierten Verkehrsknotenpunkten in der Schlossstadt. „Hier hat die Polizei bei Kontrollen auch eine Vielzahl von Rotlichtverstößen festgestellt“, sagt Andreas Rehberg, Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Gefahrenabwehr der Kreisverwaltung. Aus diesem Grund favorisiere die Polizei an dieser Stelle einen Blitzer, der insbesondere Rotlichtverstöße registrieren soll.

Solch eine Anlage wünschen sich zudem die Kommunalpolitiker in Ammersbek. Dort sei sie vor allem an der Kreuzung von L225 (Alte Landstraße) mit Bramkampredder und Weg zum Brook längst überfällig. Bereits im September 2014 hatte es einen entsprechenden Vorstoß gegeben, der seinerzeit von der FDP ausgegangen war.

70 Prozent aller Fahrzeuge waren zu schnell unterwegs

Wie bereits berichtet, war es bei der letzten Sitzung des Bauausschusses vor den Sommerferien, nun auf Antrag der SPD, zum einstimmigen Beschluss gekommen, dass sich die Gemeindeverwaltung beim Kreis für eine stationäre Messeinrichtung einsetzen soll. Bürgermeister Horst Ansén steht voll und ganz hinter dieser Forderung.

Am Eingang zum Ammersbeker Ortsteil Rehagen komme es immer wieder zu gefährlichen Situationen, weil sich nur einer von vier Autofahrern an das dort geltende Tempolimit von 50 km/h halte. Das hätten aktuelle Geschwindigkeitsmessungen der Gemeinde hinreichend belegt. Bei mehreren Kontrollen zwischen Ende Januar und Mitte April waren jeweils mehr als 70 Prozent aller Fahrzeuge zu schnell. Mehr als 17.000 von über 26.000 waren mit Tempo 60 bis 80 unterwegs. Die schnellsten wurden mit 138 und 141 km/h gemessen.

Auch Großhansdorf und Siek wollen stationäre Blitzer

„Nicht wenige Autofahrer sind so schnell, dass sie nicht mehr rechtzeitig stoppen können, wenn die Ampel auf Rot umspringt“, berichtet der Bauausschussvorsitzende Holger Lehmann (SPD). Erschwerend hinzu kommt, dass es sich bei besagtem Standort um einen wichtigen Schulweg und den Übergang zur Kita Bünninstedt handelt. Außerdem befinden sich dort Haltestellen für den Schulbusverkehr gen Bargteheide.

Nicht nur in Ammersbek sind in den zurückliegenden Jahren immer wieder Forderungen nach stationären Blitzern laut geworden. Im Juni 2017 wollten Anwohner einen an der Kreuzung Ostring/An der Eilshorst am Rande von Großhansdorf haben. Ende 2020 hat die Gemeinde Siek die Prüfung eines Rotlicht-Blitzers an der Einmündung der A1-Abfahrt Ahrensburg in den Verlängerten Ostring (L224) forciert.

Oststeinbek hofft auf gemeinsames Vorgehen in Südstormarn

Zuletzt war in Oststeinbek die Anschaffung einer eigenen Blitzeranlage diskutiert worden. Mit Blick auf die Investitionskosten von rund 280.000 Euro und den personellen Aufwand für das Eintreiben der Bußgelder plädierte die Gemeindeverwaltung für eine Mietvariante. Außerdem wurde die Kooperation mit den anderen Südstormarner Großkommunen Reinbek, Glinde und Barsbüttel gesucht.

Möglicherweise wird die Idee aber ohnehin obsolet. Nach Informationen dieser Redaktion erwägt der Kreis, im kommenden Jahr in eine semistationäre Messanlage zu investieren. Bislang gibt es nur eine mobile ESO-Messanlage. Mit ihr wird der Verkehr auf allen Straßenarten bis zu Bundesstraßen überwacht. Kontrollen auf den Autobahnen obliegen dem Verkehrsüberwachungsdienst Neumünster.

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„Für die Kontrollen gibt es im Kreisgebiet rund 80 Messpunkte, die im Jahr mindestens einmal, zum Teil aber auch mehrmals angefahren werden“, sagt Andreas Rehberg. Eine Ausweitung der Kontrollen wäre mit einer weiteren Anlage möglich. Allerdings seien die Tempoüberschreitungen zuletzt rückläufig gewesen.

Wurden 2018 bei 457.000 kontrollierten Fahrzeugen noch 54.000 (11,8 Prozent) registriert, so waren es 2020 bei 504.000 Fahrzeugen 52.000 (10,3 Prozent) und im Vorjahr bei 417.000 Fahrzeugen noch 36.000 (8,6 Prozent). Deutlich rückläufig waren auch die erlassenen Fahrverbote: Waren es 2018 noch 234, so hat sich die Anzahl im Vorjahr auf 116 mehr als halbiert.