Bad Oldesloe. Cosy Crime ist ein Krimigenre, das bei Lesern Gefühl der Behaglichkeit weckt. Autorin aus Bad Oldesloe hat es für sich entdeckt.

„Aber dann müssen wir ja einbrechen.“ Lena hatte Bedenken. „Genau, Lenaschatz. Wir brechen ein“, sagte Hugo. „Das wird ein herrlicher Spaß.“ An diesem Spaß will Autorin Elisabeth Grimm ihre Leser teilhaben lassen. Hugo ist eine Figur aus dem ersten Band „Dampfnudeln, Butterkuchen und Mord“ ihrer Cosy-Crime-Reihe „Lenas Café“. Innerhalb eines Jahres hat die Diplom-Psychologin und niedergelassene Psychotherapeutin aus Bad Oldesloe fünf Bände der Krimiserie rund um die Cafébesitzerin und Hobbyermittlerin Lena veröffentlicht.

Handlungsort ist das fiktive Ahrensloe. Klingt wie ein Ort in Stormarn und ist es in gewisser Weise auch. Denn beim Schreiben hat die Oldesloerin vorwiegend ihre Heimatstadt im Sinn. Elisabeth Grimm sagt: „Es ist leichter, etwas zu beschreiben, das man vor Augen hat.“ Sie wisse von Oldesloer Lesern, die ihre Freude daran hätten herauszufinden, welche tatsächlich existierenden Orte ihr als Vorlage gedient hätten.

Psychologin schreibt humorvolle Krimis mit Wohlfühlfaktor

Cosy Crime ist ein Genre mit Wohlfühlcharakter. „Es ist weniger eine detaillierte Beschreibung des Tatgeschehens, dafür stehen die Figuren mehr im Vordergrund“, sagt die Autorin. Mit dem Anspruch, die Leser auf möglichst amüsante Weise zu unterhalten. Das bedeute jedoch nicht, dass Themen wie Depression und Missbrauch ausgespart würden. „Ich versuche schon den Hintergrund der Figuren aufzuzeigen und sie psychologisch zu durchleuchten“, so Grimm. Charakterliche Tiefe und ein amüsanter Schreibstil sind für sie keine Gegensätze, die sich nicht vereinen lassen.

Im Mittelpunkt ihrer Krimireihe steht Lena, eine 42 Jare alte Exil-Pfälzerin. Die Pfälzer und ihre Lebensart sind Elisabeth Grimm vertraut: Die 59-Jährige ist in Worms aufgewachsen, das direkt an der Grenze zur Pfalz liegt. Und ebenso wie ihre Hauptfigur hat Grimm in Schleswig-Hostein ihre neue Heimat gefunden.

Hobbyermittlerin bringt Pfälzer Lebensart mit nach Stormarn

Auf die Frage, ob es für die Heldin ihrer Bücher neben dieser Parallele im Lebenslauf menschliche Vorbilder im echten Leben gegeben habe, antwortet Elisabeth Grimm: „Lena ist eine reine Fantasiefigur.“ Aber sie bringe die Pfälzer Mentalität mit nach Norddeutschland. „Das unterscheidet sie so ein bisschen von den eher zurückhaltenden Norddeutschen. Sie sagt beispielweise gleich, was sie denkt. Und sie hat viel Temperament.“

Durch ihren stürmischen Charakter bringe sie sich schon mal in Lebensgefahr, sei sich dessen aber nicht unbedingt bewusst. „Weil sie schneller handelt und redet, als sie denkt“, erläutert Grimm, die die Figur der Cafébesitzerin mehr in Richtung sympathische Antiheldin und weniger als unfehlbare Ermittlerin angelegt hat. „Sie ist eine Hobbyermittlerin, die ständig über neue Leichen und dadurch sozusagen in ihre Fälle hineinstolpert“, beschreibt sie das Setting und lacht fröhlich. Das Genre entspricht ihrem Naturell: „Ich wollte etwas schreiben, das ich mag – das ist bei Cosy Crime der Fall. Meine Werke zählen zwar zu den Wohlfühlkrimis, könnten aber auch durchaus als Krimikomödien bezeichnet werden.“

Am Ende jedes Krimis spielt sich immer eine ähnliche Szene ab

Lenas Verhältnis zur Polizei lasse sich am besten mit wechselhaft beschreiben, so die Autorin. Insbesondere die Beziehung zu Kriminalkommissar Klaus Kimmel sei nicht immer ungetrübt. Wie gut, dass sie sich auf die Unterstützung eines Ü70-Damentrios verlassen kann. „Gerade Lotti, eine pensionierte Lehrerin, ist plietsch“, sagt Grimm. Sie sei für die Cafébetreiberin wie ein Fels in der Brandung, helfe ihr oft aus der Patsche. Natürlich ist Lenas Kater Misti immer mit von der Partie.

Wenn Lena gerade mal nicht ermittelt, kocht sie gern, besonders Gerichte nach Pfälzer Art. Das Kochen und Genießen in geselliger Runde ist fester Bestandteil ihrer Lebensphilosophie und ein Nebenschauplatz, der viel zur heimeligen Atmosphäre beiträgt. Der Stellenwert des Essens schlägt sich auch in den Folgetiteln „Achtsamkeit, heiße Maronen und Mord“, „Weihnachten, Fliederbeersuppe und Mord“, „Liebe, Kirschpralinen und Mord“ sowie dem neuesten, Ende Juli erschienen Band „Meer, Salzkaramell und Mord“, nieder. „Am Ende sitzen alle zusammen, essen und trinken und freuen sich, dass sie das alles überlebt haben.“ Ganz hinten im Buch erwartet die Leser noch ein Bonus: Ein Rezept aus dem jeweiligen Krimi zum Nachkochen.

Der Trend Cosy Crime kommt ursprünglich aus Großbritannien

Elisabeth Grimm hat schon als Kind viel gelesen. Im Alter von zwölf Jahren habe sie sich gewünscht, an einer Weiterbildung zur Schriftstellerin teilnehmen zu dürfen. Doch daraus wurde nichts. Den Wunsch von damals erfüllte sie sich Jahrzehnte später selbst. In den letzten Jahren besuchte sie einige Fortbildungsangebote zum Thema. „Die Idee bewegt mich schon lang“, gesteht Grimm. Den Ausschlag habe jedoch erst der Tod ihrer Mutter 2021 gegeben. „Ich brauchte einfach eine Beschäftigung.“

Die fünf Bände hat sie als Selfpublisherin herausgebracht. Zwar lag ihr das Angebot eines Verlages vor, aber es erschien ihr wenig attraktiv. Zuvor hatte sie bereits ein Kinderbuch mit dem Titel „Wo ist Oma Wagner“ geschrieben, das als Hörbuch veröffentlicht wurde. Es ist – wie könnte es anders sein – ein Kinderkrimi. Die Ermittler? Ein Mädchen und ein Kater.

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„Ein Jahr lang war ich eine Vielschreiberin“, sagt Grimm. Weil ihr das auf Dauer zu anstrengend sei, werde sie das Schreibtempo reduzieren. Fans ihrer norddeutschen Krimis müssen aber nicht das Ende der Serie fürchten. „Das sechste Buch habe ich schon im Kopf“, sagt die Autorin. „Aber jetzt fange ich erst einmal mit einer anderen Serie an. Cosy-Krimis spielen üblicherweise in England.“ Bei ihren dortigen Urlauben habe sie viele Eindrücke gesammelt. Dem Genre bleibt sie jedenfalls auch künftig treu.