Ahrensburg. Wo die meisten bellenden Vierbeiner im Kreis Stormarn wohnen. Und warum es so wenig Auslaufflächen für die Tiere gibt.

An Hunden scheiden sich in Stadt und Land die Geister. Für die einen sind sie innig geliebte Familienmitglieder, die das Leben bunter und abwechslungsreicher machen. Für die anderen sind sie ein stetiges Ärgernis. Vor allem, weil sie überall hinpinkeln und allenthalben stinkende Tretminen hinterlassen, wenn Frauchen und Herrchen zu faul sind, sich zu bücken. Dennoch steigt die Zahl der bellenden Vierbeiner von Jahr zu Jahr – auch im Kreis Stormarn.

Nach Angaben des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) und des Industrieverbands Heimtierbedarf (IVH) gab es im Vorjahr bundesweit 10,5 Millionen Hunde, in jedem fünften deutschen Haushalt mindestens einen. Damit sind sie allerdings nicht die beliebtesten unter insgesamt 34,3 Millionen Haustieren, die annähernd die Hälfte aller Haushalte bevölkern. Unangefochten an der Spitze rangieren nämlich Katzen: 15,7 Millionen sollen sich Schätzungen zufolge auf jeden vierten Haushalt verteilen.

Stormarns ungekrönte Hundehauptstadt ist Ahrensburg

Stormarns ungekrönte Hundehauptstadt ist Ahrensburg. „Laut unserer Statistik sind aktuell 1852 offiziell gemeldet, Tendenz steigend“, sagt Stadtsprecherin Petra Rogge. 2015 waren noch 1460 gezählt worden, 2021 waren es dann schon 1659. „Während der Corona-Pandemie kam es zu deutlich mehr Anmeldungen“, so Rogge.

Das bestätigen auch andere Kommunen im Kreis. So ist die Zahl der Hunde in Reinbek innerhalb von fünf Jahren von 1384 auf 1623 gestiegen, ein Plus von 17,3 Prozent, in Bad Oldesloe von 1239 auf 1523 (+ 22,9 Prozent). Auf den weiteren Plätzen folgen Bargteheide mit derzeit 916 Hunden, Glinde (885), die Gemeinde Trittau (688) und Reinfeld (602).

Hunde müssen binnen 14 Tagen angemeldet werden

Ob diese Zahlen den tatsächlichen Bestand widerspiegeln, darf bezweifelt werden. In den Statistiken werden nämlich nur jene Tiere erfasst, für die Steuern gezahlt werden. „Deshalb muss von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden“, sagt Kajsa Philippa Niehusen von der Stadtverwaltung in Reinbek. Ihr Glinder Kollege Tobias Senff weist darauf hin, dass laut Hundesteuersatzung der Stadt eine Ordnungswidrigkeit begeht, wer seinen Hund nicht anmeldet. So verhält es sich auch in anderen Städten und Gemeinden.

Normalerweise müssen Hunde von den Haltern binnen 14 Tagen gemeldet werden. Je nach Regelung in der Gemeinde erhält der Hundehalter eine Hundesteuermarke, die mitgeführt oder am Halsband des Hundes befestigt werden muss. Laut Landesgesetz, Paragraf 5, müssen Hunde, die älter als drei Monate sind, gechippt werden, also einen elektronisch auslesbaren Transponder erhalten.

Steuerstaffel in Ahrensburg ist seit 2007 unverändert

Die Kommunen legen unterdessen nicht nur aus Sicherheits- und Haftungsgründen gesteigerten Wert auf eine ordnungsgemäße Anmeldung von Hunden. Die daraus erwachsende Steuer hat zudem für die kommunalen Finanzen Relevanz. Praktisch jedes Jahr weist das Innenministerium in seinen Haushaltskonsolidierungserlassen ausdrücklich darauf hin, dass die Steuer für den Ersthund mindestens bei 120 Euro liegen sollte.

Nur zwei der sechs Stormarner Städte halten sich bislang daran: Bad Oldesloe und Glinde. Besonders hartnäckig verweigert sich seit Jahren Ahrensburg. Bereits 2015 und 2020 gab es Vorstöße der Stadtverwaltung zur Anpassung der Steuersätze, zuletzt Anfang dieses Jahres. Einmal mehr fand sich in der Kommunalpolitik indes keine Mehrheit dafür.

Gefährliche Hunde kosten in Bargteheide bis zu 1500 Euro

So verharrt der Eingangssteuersatz für den Ersthund seit 2007 weiter bei 80 Euro – so niedrig wie in keiner anderen Stadt des Kreises. Folglich liegen auch die Steuersätze für den Zweithund (100 Euro), den Dritthund (130 Euro) und gefährliche Hunde (480 Euro) zum Teil deutlich unter den Forderungen anderer Kommunen. In Glinde etwa werden 120, 160, 190 und 690 Euro fällig. In Bargteheide müssen für gefährliche Ersthunde 1200 und für jeden weiteren 1500 Euro berappt werden, in Reinfeld sind es zwischen 880 und 1296 Euro.

Während Bad Oldesloe im Vorjahr knapp 200.000 Euro an Hundesteuern verbuchen konnte, waren es in der Schlossstadt nur 149.500 Euro. Bei einer Anwendung jener von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Staffel 120, 140, 160, 550 Euro wäre nach ihren Berechnungen eine Mehreinnahme von mehr als 74.000 Euro möglich gewesen.

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Dafür punktet Ahrensburg mit vier verschiedenen Hundeauslaufflächen. Die sind im Kreisgebiet ansonsten rar gesät. Keine andere Stadt verfügt derzeit über eine. In Bargteheide soll jetzt zwar ein Auslauf geschaffen werden, allerdings nur temporär. So weichen Hundebesitzer oft nach Bargfeld-Stegen und Tangstedt aus. Jenseits der Kreisgrenzen sind der Höltigbaum und Trappenkamp gefragte Ziele. Südstormarner zieht es derweil zu ausgewiesenen Arealen in Lohbrügge und in der Wentorfer Lohe.

„Angesichts der vielen Hunde in den Stormarner Kommunen gibt es hier zweifelsohne einen erheblichen Nachholbedarf“, sagt Trittaus Bürgermeister Oliver Mesch. Andererseits bleibe die Ausweisung von Hundeauslaufflächen ein schwieriges Unterfangen. „Wir versuchen bereits seit Langem, geeignete Flächen zu finden. Bislang sind wir aber immer wieder gescheitert, entweder an Besitzverhältnissen, am Baurecht, oder am Naturschutz“, so Mesch.