Bargteheide. Neue Filiale des dänischen Konzerns feiert an der Lohe in Bargteheide Eröffnung. Warum Kritiker des Einkaufszentrums nicht verstummen.

Noch ist die neue Filiale des dänischen Möbelhauses Jysk Am Redder von hohen Zäunen umgeben. Aber mit der feierlichen Eröffnung am kommenden Montag, 26. August, werden die Bauarbeiten auf dem Famila-Areal (vorerst) abgeschlossen sein. Damit vollendet sich ein Einzelhandelsprojekt, das in der Stadt Bargteheide so umstritten war wie kein anderes in den zurückliegenden Jahrzehnten.

Monatelang war um die schiere Größe und die Zahl von Ansiedlungen neuer Verbrauchermärkte gerungen worden. Zwar musste die federführende Kieler Unternehmensgruppe Bartels-Langness (Bela) am Ende herbe Abstriche an ihren ursprünglichen Plänen hinnehmen, pries die geschlossenen Kompromisse aber dennoch als Gewinn für alle Beteiligten.

Futterhaus in Bargteheide hat bereits seit 8. August geöffnet

Am 10. Juli vergangenen Jahres hatte Bela auf dem 3,5 Hektar großen Gelände im Gewerbegebiet an der Lohe zuerst den Neubau seines Famila-Marktes mit 4100 Quadratmetern Verkaufsfläche vollendet. Mitte März dieses Jahres folgte dann die Tankstelle „Famila-Tank“. Anfang Juli wurde schließlich der riesige Parkplatzbereich fertiggestellt. Knapp ein Drittel der insgesamt 320 Stellplätze sind überdacht und mit einer Photovoltaik-Anlage versehen.

Bereits am 8. August ist der Fachmarkt für Haustierbedarf eröffnet worden. Die 433. Dependance der Kette Futterhaus in Deutschland und Österreich mit Hauptsitz in Elmshorn grenzt unmittelbar an die neue Famila-Filiale an und hat eine Verkaufsfläche von 520 Quadratmetern.

Jysk lockt mit 10-Prozent-Rabatt aufs gesamte Sortiment

Nach sechs Monaten Bauzeit will am kommenden Montag um 9 Uhr nun also auch Jysk in Bargteheide seine Pforten öffnen. „Wir starten mit unserem Standardsortiment. Es umfasst ungefähr 5000 Produkte, die zur Neueröffnung mit einem 10-prozentigen Rabatt verkauft werden“, sagt Unternehmenssprecher Michael Rotermund.

Am 26. August eröffnet die neue Jysk-Filiale im Bargteheide. Damit sind die Baumaßnahmen auf dem Famila-Areal an der Lohe vorerst abgeschlossen.
Am 26. August eröffnet die neue Jysk-Filiale im Bargteheide. Damit sind die Baumaßnahmen auf dem Famila-Areal an der Lohe vorerst abgeschlossen. © HA | Manfred Giese

Jysk, bis September 2021 hierzulande als Dänisches Bettenlager bekannt, betreibt in 48 Ländern mehr als 3400 Geschäfte, mit mehr als 940 die meisten davon in Deutschland. Erklärtes Ziel des dynamisch expandierenden dänischen Konzerns, dessen Gründer Lars Larsen seine ersten Geschäfte auf Jütland eröffnete, ist es, dass Kunden unabhängig von ihrem Wohnort höchstens 20 Autominuten von der nächsten Filiale entfernt sein sollen.

Dänisches Unternehmen hat 250.000 Euro investiert

„Der neue Jysk-Store in Bargteheide, der 943. in Deutschland und der vierte im Kreis Stormarn nach Ahrensburg, Bad Oldesloe und Trittau, umfasst insgesamt 1250 Quadratmeter. Davon sind etwa 950 Quadratmeter Verkaufsfläche. Hinzu kommt der Außenbereich für Gartenmöbel“, so Rotermund. Das Unternehmen habe in die Neuansiedlung mehr als 250.000 Euro investiert und fünf neue Arbeitsplätze geschaffen. Ab 2025 sei die Filiale auch Ausbildungsstandort.

Ursprünglich wollte Bela auf dem Areal an der Lohe auch noch einen Discounter sowie einen Bau- und Pflanzenmarkt ansiedeln. Dagegen hatte sich heftiger Widerstand geregt, angeführt von den Gewerbetreibenden aus dem Stadtzentrum. Sie fürchteten massive Umsatzverluste und einen irreparablen Kaufkraftabfluss.

Mehr als 4000 Quadratmeter Verkaufsfläche gestrichen

„Mit der Überplanung des Famila-Areals entsteht praktisch ein neues Stadtteilzentrum, das außer dem Investor niemand braucht“, erklärte seinerzeit Kai Jentsch, Inhaber der gleichnamigen Gärtnerei. Zumal es 2019 einen mehrheitlich gefassten Beschluss gab, wonach neue Einzelhandelsprojekte nur noch in einer Maximalgröße von 6000 Quadratmetern zulässig seien.

Von den zuerst geplanten 10.750 Quadratmetern Gesamtverkaufsfläche sind am Ende zwar tatsächlich mehr als 4000 gestrichen worden. Dennoch zeigten sich vor allem die Grünen mit dem ausgehandelten Kompromiss höchst unzufrieden. Schließlich habe nicht nur die Landesplanungsbehörde mahnende Einwände erhoben. Völlig unbeachtet geblieben sei zudem ein Gutachten des renommierten Büros bulwiengesa geblieben, das Edeka Süllau in Auftrag gegeben hatte.

Umsatzeinbußen von bis zu 13 Prozent im Ortszentrum erwartet

Das brisante Papier war zu dem Schluss gekommen, dass Hauptwettbewerber im zentralen Versorgungsbereich der Stadt im Kernsortiment „Periodischer Bedarf“ mit Einbußen von bis zu 13 Prozent rechnen müssten. Damit sei das zu erwartende „Verdrängungspotenzial“ durch das neue Einkaufszentrum an der wichtigen Verkehrsverbindung zu den Autobahnen A1 und A21 deutlich höher, als im Verträglichkeitsgutachten der Cima Beratung + Management GmbH beschrieben, das die Stadtverwaltung veranlasst hatte.

Einer Prognose des Büros bulwiengesa zufolge werden den Gewerbetreibenden im Zentrum kontinuierlich Marktanteile verloren gehen. Der Bela-Komplex mit den beiden Fachmärkten und der Tankstelle wirke wie ein „vorgelagerter Abfangstandort“, der die wesentlichen Besuchs- und Einkaufsanlässe der Innenstadt weitgehend abdecke und damit ersetze.

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Da wirkt es nur wie ein schwacher Trost, dass die rund 1000 Quadratmeter große Fläche direkt neben dem neuen Jysk-Store vorerst eine Brache bleibt. „Sie wird für einen noch nicht absehbaren, längeren Zeitraum nicht bebaut“, teilte Bela-Sprecherin Solveig Hannemann auf Anfrage mit. Übergangsweise soll dort demnächst eine Streublumenwiese angelegt werden.

Das nächste große Bauvorhaben, die neue viergeschossige Verwaltungszentrale der VR-Bank, lässt offenbar noch etwas auf sich warten. Das rund 6000 Quadratmeter große Areal zwischen den Fachmärkten und der Lohe wird voraussichtlich erst ab 2026 bebaut, wie Philipp Maschmann, Prokurist der Genossenschaftsbank, wissen ließ. Mit der Fertigstellung des millionenschweren Projekts sei frühestens 2028 zu rechnen.