Bargteheide. Was die Grünen und die Wählergemeinschaft WfB in Bargteheide monieren. Und warum sogar die Stadtverwaltung mit dem Votum hadert.
Nach vielen Jahren kontroverser Debatten soll es nun in Kürze so weit sein: Die Stadt Bargteheide erhält ihre erste offizielle Hundeauslauffläche. Entstehen soll sie auf einer Grünfläche an der Kruthorst, unweit des neuen Wohnquartiers Am Maisfeld, das in Regie der Stadtwerke entsteht. Anfang vergangenen Jahres war das 4422 Quadratmeter große Areal von der Kommune als Ausgleichsfläche für innerstädtische Baumaßnahmen erworben worden. Nicht zuletzt deshalb bleibt die Umwidmung zur Hundewiese weiter umstritten. Bei der finalen Abstimmung im Planungsausschuss wurde sie nur mit einer Mehrheit von 8:5 Stimmen beschlossen.
„Wir gönnen den Hundebesitzern und ihren Vierbeinern die Wiese durchaus, sehen das Vorhaben an dieser Stelle aber nach wie vor kritisch“, bekräftigt Norbert Muras seine Ablehnung. Zum einen gebe es nach Ansicht des Fraktionschefs der Wählergemeinschaft WfB zu wenige Parkplätze. Zum anderen sei die Zuwegung nur als Wirtschaftsweg ausgebaut, was zu erheblichen Behinderungen des Verkehrs führen könne.
Grüne: Kosten stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen
„Ich sehe da Parallelen zu den Forderungen eines überdimensionierten Neubaus der KGB-Halle im Schulzentrum“, so Muras. Auch dort stünden nachweislich bei weitem nicht genügend Parkplätze zur Verfügung. Trotzdem hätte sich vor allem die SPD eine Arena mit 500 Zuschauerplätzen gewünscht. „Die Folgen solcher Entscheidungen für das Umfeld werden offenbar nicht genügend betrachtet und beachtet“, moniert der WfB-Frontmann.
Mit ihrer ablehnenden Haltung steht die Wählergemeinschaft bei Weitem nicht allein da. Auch die Grünen votierten im Planungsausschuss geschlossen gegen das Projekt. „Für uns stehen die Kosten in keinem Verhältnis zum behaupteten Nutzen“, sagt deren Fraktionsvorsitzender Matthias Leidner.
Einfriedung mit einfachem Zaun kostet 25.000 Euro
Einer ersten Schätzung der Verwaltung zufolge, müssten allein für die erforderliche Einfriedung des Geländes mit einem einfachen Zaun 25.000 Euro aufgebracht werden. Hinzu kämen noch bis zu 8000 Euro pro Jahr für die Pflege der Fläche durch Mitarbeiter des städtischen Bauhofs.
Zwar soll es in ganz Bargteheide rund 900 Hunde geben. Aber wie viele den Auslauf an der Kruthorst tatsächlich nutzen würden, sei laut Grünen völlig ungewiss. „Dass eine Mehrheit der Halter regelmäßig quer durch die Stadt fährt, um zu der Fläche zu gelangen, bezweifeln wir“, so Leidner. Mit Blick auf die angespannte Haushaltslage wäre dieser Kostenposten angesichts vieler anderer freiwilliger Leistungen für die Grünen eher ein Streichwert gewesen.
Kein gesetzlicher Anspruch auf eine Hundeauslauffläche
Bei der Verwaltung hält sich die Begeisterung offenbar ebenfalls in Grenzen. In deren Vorlage finden sich jedenfalls vornehmlich kritische Aspekte. Innerstädtische Ausgleichsflächen für Bauvorhaben seien ohnehin rar gesät und sollten deshalb bevorratet werden. Zumal sich das Areal an der Kruthorst ideal für die restlichen Bauabschnitte des Westrings geeignet hätte.
An anderer Stelle wird explizit darauf hingewiesen, dass die Herrichtung einer Hundeauslauffläche „keine öffentliche Aufgabe“ sei und es deshalb auch „keinen gesetzlichen Anspruch“ darauf gebe. Ganz im Gegensatz zur Verpflichtung, möglichst nahe Ausgleichsflächen vorzusehen und vorzuhalten.
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Die Parkplatzsituation und die Verkehrssituation werden im Rathaus ebenso als problematisch eingeschätzt wie die Sicherstellung der Pflege des Areals. Offenbar wird bezweifelt, dass Hundebesitzer die Hinterlassenschaften ihrer Hunde ordnungsgemäß aufnehmen und selbst entsorgen. Um dieses Problem zu lösen, hatte die FDP vorgeschlagen, eine Art Trägerverein zu gründen. Dieser Lösungsansatz ist allerdings mit großer Mehrheit abgelehnt worden.
In jedem Falle sollte laut Verwaltung die Option auf einen Rückbau zur Ausgleichsfläche gewahrt bleiben. Vorliegenden Planungen zufolge würde der knapp 1,5 Kilometer lange dritte Abschnitt der Westring-Trasse zwischen dem Kreisel Jersbeker Straße und Lübecker Straße das betreffende Grundstück sogar durchschneiden. Was bedeutet, dass die nördliche Hälfte ohnehin nur temporär als Hundeauslauf genutzt werden kann.
Zahl der Hunde in Bargteheide steigt von Jahr zu Jahr
CDU, SPD und FDP dürften den aktuellen Beschluss dennoch als Erfolg für sich verbuchen. Sie hatten bereits im Oktober 2021 einen interfraktionellen Antrag zur Schaffung der Auslauffläche sowohl im Bau- wie später auch im Finanzausschuss durchgebracht. Hunderte Bargteheider Hundebesitzerinnen und Hundebesitzer würden schon seit Langem auf die Auslauffläche warten, hieß es seinerzeit. Zumal die Zahl gemeldeter Hunde in Bargteheide seit Jahren kontinuierlich steige und inbesondere während der Corona-Pandemie zugenommen habe.
Wann die Grünfläche an der Kruthorst jetzt für ihren neuen Zweck ertüchtigt wird, steht momentan noch nicht fest. Nach Angaben des Fachbereichs im Rathaus müssen zuvor noch diverse Genehmigungen verschiedener Behörden eingeholt werden.