Reinbek. Fahrlehrer Daniel Lucht baut ein ehemaliges Rettungsfahrzeug zum Camper aus. Der 46-Jährige verrät, warum das ganz unkompliziert ist.

Wer hätte gedacht, dass ein Rettungswagen einmal so gemütlich und einladend sein kann: Leichte Vorhänge an der Rückseite, ein Bett mit einer dicken Matratze, schilfgrün lackierte Schränke, farblich passende Fliesen an der Rückwand und ein heller Fußboden. Daniel Lucht ist in Reinbek vor allem als Inhaber der gleichnamigen Fahrschule am Rosenplatz und als freiwilliger Feuerwehrmann bekannt. In jüngster Zeit wird der 44 Jahre alte Reinbeker jedoch vor allem auf ein Fahrzeug seines Fuhrparks angesprochen: Auf den alten Rettungswagen Baujahr 2000, den er seit zwei Wochen zum Wohnmobil ausbaut. Mit dem aktuellen Trend in den sozialen Medien habe das nichts zu tun, sagt der Fahrlehrer.

„YouTube ist ja voll mit Videos zu dem Thema“, erzählt er. „Da habe ich zwar mal hineingeguckt, aber für meine Freundin und mich hat sich das Thema eher zufällig, aus einer Laune heraus ergeben.“ Im Sommer 2023 hat er den Rettungswagen auf der Zoll-Auktionsseite entdeckt. „Diese Rettungsfahrzeuge sind meist zwar recht jung, haben aber eine hohe Laufleistung und sind nicht gerade schonend gefahren worden; also so um die fünf Jahre und 400.000 Kilometer. Das war bei unserem Modell ganz anders: Obwohl er 23 Jahre alt war, hatte er erst 173.000 Kilometer herunter.“ Denn er sei zuletzt als Fahrzeug der Einsatzleitung der Berufsfeuerwehr Neumünster unterwegs gewesen. Eigentlich hatte er sich ein Limit von 11.000 Euro gesetzt. Dann packte ihn doch das Bietfieber und schließlich bekam er bei 13.000 Euro den Zuschlag.

Wie ein Rettungswagen zum gemütlichen Wohnmobil wird

Als Lucht und zwei seiner Freunde das Auto aus Neumünster abholten, leuchtete es noch hellrot, trug die Feuerwehraufschrift und das Blaulicht auf dem Dach. „Wir mussten erstmal das Blaulicht und die Klebefolien mit der Feuerwehraufschrift herunterholen“, berichtet der Fahrlehrer. Mittlerweile ist das Reisemobil hellgrau und die hintere Kabine ziert ein himbeerroter Streifen. Ihm gefällt die neue Farbgebung nicht, räumt Lucht ein. „Wir haben alles selbst lackiert, aber eigentlich sollte alles einige Nuancen dunkler werden.“ Die Tagesleuchtfarbe als Untergrund habe den beiden einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Die Farbe seines selbst lackierten Wohnmobils sollte eigentlich dunkler werden. Doch die Tagesleuchtfarbe darunter hat dies vereitelt.
Die Farbe seines selbst lackierten Wohnmobils sollte eigentlich dunkler werden. Doch die Tagesleuchtfarbe darunter hat dies vereitelt. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Typisch für den Rettungswagen sei aber auch der relativ unkomplizierte Ausbau. „Strom, Licht und sogar eine Dieselstandheizung sind schon vorhanden und können weiter genutzt werden“, berichtet Daniel Lucht, der bereits zuvor ein Reisemobil hatte, einen Carthago. Daher hat der Unternehmer auch kein Lebensprojekt aus dem Ausbau gemacht. „Es ist sogar der zweite Ausbau, den ersten haben wir innerhalb einer Woche wieder heraus gekloppt“, gesteht der 44-Jährige. „Den haben wir nur für die Genehmigung als Wohnmobil gemacht: einen Tisch an der Wand festgeschraubt, ein altes Ikea-Bett und eine Kochgelegenheit montiert und fixiert. Die Zulassung war danach problemlos, alle Voraussetzungen waren erfüllt.“ Wegen seines Gewichts von mehr als 3,5 Tonnen muss der Wagen jedes Jahr zur Hauptuntersuchung und alle Kriterien müssen erfüllt sein, damit er seine Zulassung behält.

In der Wohnkabine können Reisende bequem stehen

„Aber die Einrichtung hat uns nicht gefallen und sie war auch nicht praktikabel“, sagt Daniel Lucht. „Wir hatten beispielsweise nur knapp einen halben Meter Platz, um am Bett vorbeizukommen.“ Wie die Einrichtung perfekt angeordnet werde, müsse auf Reisen erprobt werden, „Wo es überall knirscht oder zwickt, das kann man nicht einfach im Kopf durchdenken“, erklärt der Fahrprofi. Das Gefährt hat den Vorteil, dass der hintere Aufbau mit einer Breite von etwa zwei Metern und einer Länge drei Metern relativ geräumig ist und mit 1,80 Meter auch eine recht angenehme Höhe hat, sodass Lucht noch frei im Raum stehen kann, ohne sich bücken zu müssen.

Praktisch sind auch die Einbauschränke an der Rückseite der Wohnkabine, die alle bleiben durften, inklusive eines kleinen Medikamentenkühlschranks. Da er zu klein ist, haben der Reinbeker und seine Freundin einen neuen bestellt. Die Schränke haben sie lindgrün lackiert, es riecht noch nach frischer Farbe. Den Boden ziert ein heller Linoleumbelag, einer mit farbigen orientalischen Musterfliesen prangt jetzt an der Rückwand. „Das war die Idee meiner Freundin“, sagt Lucht, dem das zuerst überhaupt nicht gefiel. „Sie hat da ein paar Designelemente eingebracht.“ Jetzt verleiht das Muster dem Innenraum das gewisse Etwas.

Dusche und Toilette? Verzichtbarer Luxus

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Neu sind ein Ausziehbett, das Lucht auf 1,70 Meter Länge gekürzt hat, und ein kleiner Schrank aus naturbelassenem Holz, der Platz für ein kleines Waschbecken birgt. „Wenn das Bett ausgeklappt ist, kann man sich auch schräg hineinlegen“, erläutert der 44-Jährige das Bett Marke Eigenbau. „Aber so haben wir im Innenraum mehr Platz.“ Auf eine Dusche und eine reguläre Toilette verzichtet das Paar. „Das ist Luxus. Die sanitären Einrichtungen auf den Campingplätzen sind mittlerweile so modern, dass wir uns den Platz lieber sparen.“ Nur eine Nottoilette in einer Box haben die Camper noch an Bord. Für den Tisch und die Kochplatte müssen sie erst noch den optimalen Platz finden. „Das ergibt sich im Praxistest“, ist der Fahrlehrer überzeugt.

Für das schwarze Waschbecken hat Daniel Lucht ein eigenes Schränkchen gezimmert.
Für das schwarze Waschbecken hat Daniel Lucht ein eigenes Schränkchen gezimmert. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Zwei Solarpaneele auf dem Dach und eine Infrarotheizung an der Wand versorgen die Reisenden. „Denn die Dieselstandheizung ist entweder kalt oder heiß, dazwischen gibt es nichts“, hat Lucht bemerkt. Bisher waren die Reinbeker mit ihrem Camper Marke Eigenbau schon an der Ostsee in Mecklenburg und am Strand von Rømø in Dänemark. Aussteigerträume hat er nicht: „Wir nutzen den Wagen vor allem für Wochenendreisen und Kurztrips“, erzählt Lucht.

Der ideale Camper für Kurztrips

Die Fahrkabine darf so bleiben wie sie war, sogar eine Rückfahrkamera war installiert. Inklusive Kaufpreis hat das Paar etwa 22.000 Euro investiert. Der Wagen fahre sich gut, wenn auch ein wenig ungewohnt. „Einen Tempomat hat der Camper nicht, auf weiteren Strecken müssen wir ganz schön Gas geben“, hat der Fahrprofi festgestellt. Am Wochenende geht es wieder los – ganz unkompliziert.