Aumühle. Der Jurist wurde von den Nationalsozialisten 1944 ermordet. Was ein Kulturwissenschaftler noch über ihn herausgefunden hat.

Die Sachsenwaldgemeinde Aumühle erhält an diesem Montag, 19. August, ihren vierten Stolperstein, der an das Schicksal von Walter Pauly (1904-1944) erinnert, der von den Nazis ermordet wurde. Initiator ist der Kulturwissenschaftler Nikolaj Müller-Wusterwitz, der bereits dafür gesorgt hat, dass in der Pfingstholzallee 1 drei der kleinen Mahnmale an das Schicksal der 1945 ermordeten Aumühler Jüdin Anita Zoellner und ihrer Kinder Annemarie (1913–1998) und Kurt (1917–2002) erinnern.

Der Künstler Günter Demnig hat die Aktion „Stolpersteine“ ins Leben gerufen. Bisher erinnern in 1265 Kommunen in Deutschland und in 21 Ländern in Europa Stolpersteine an die Opfer der NS-Zeit. Die kleinen Messingtafeln, die vor dem jeweils letzten, selbstgewählten Wohnort der Menschen in den Gehweg eingelassen werden, sind glänzende Mahnmale.

Walter Pauly wurde in Reinbek geboren und wuchs in Aumühle auf

Damit die Stolpersteine immer gut sichtbar sind, werden Paten gesucht, die sich um die Mahnmale kümmern. Für Aumühles vierten Stolperstein konnte Müller-Wusterwitz als Paten Ulrich Schröder gewinnen, der in unmittelbarer Nachbarschaft zum Elternhaus von Walter Pauly wohnt. „Ich beschäftige mich schon länger mit dem Thema Nationalsozialismus in Aumühle, das ist mein Hobby“, erklärt der 72 Jahre alte Dipl.-Sozialpädagoge und Familientherapeut Schröder.

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Der Kulturwissenschaftler Nikolaj Müller-Wusterwitz hat die Initiative zur Setzung eines vierten Stolpersteines in Aumühle ergriffen.
Der Kulturwissenschaftler Nikolaj Müller-Wusterwitz hat die Initiative zur Setzung eines vierten Stolpersteines in Aumühle ergriffen. © Stephanie Rutke | Stephanie Rutke

Auf Walter Pauly und sein Schicksal ist Nikolaj Müller-Wusterwitz bei Recherchen zu den Kriegstoten in Aumühle gestoßen. „Walter Pauly wurde 1904 in Reinbek geboren und wuchs in Aumühle auf“, erklärt der Kulturwissenschaftler. „Pauly war schizophren, hat aber trotzdem Jura studiert.“ 1936 wurde Walter Pauly entmündigt, lebte anschließend in verschiedenen geschlossenen Anstalten und wurde schließlich in die Landeskrankenanstalt in Meseritz-Obrawalde verlegt, wo er 1944 ermordet wurde. Ein Eintrag im Kirchenbuch bestätigt, dass Walter Pauly 1944 auf dem Aumühler Waldfriedhof beerdigt wurde.

Zum Festakt am Montag wird auch Bürgermeister Knut Suhk erwartet

Der Stolperstein wird um 16 Uhr in die Auffahrt zur Villa in der Sachsenwaldstraße 10 gesetzt. Der Termin wurde mit Bedacht gewählt. „Das ist der 80. Todestag von Walter Pauly“, sagt Müller-Wusterwitz. Er erwartet zu dem kleinen Festakt Aumühles Bürgermeister Knut Suhk (Grüne) und hat außerdem die Fagottistin Emma Napret eingeladen, die für den passenden musikalischen Rahmen sorgt.