Glinde. Baugenossenschaft Sachsenwald ändert Plan für Projekt im Glinder Stadtteil Wiesenfeld. Vieles hängt vom Fördergeld ab.
Bei der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE) hat die Baugenossenschaft Sachsenwald bereits vorgefühlt und kommuniziert, was sie im Glinder Stadtteil Wiesenfeld vorhat, sagt Vorstand Dirk Reiche. Auch die Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) sei in Kenntnis gesetzt. Im Zusammenspiel bearbeiten diese beiden Institutionen Förderanträge für den Bau von Mietwohnungen. Im kommenden Jahr will das Unternehmen mit Sitz in Reinbek Geld abgreifen, um endlich mit seinem Projekt am Buchenweg beginnen zu können. Dort soll ein Neubaugebiet entstehen. Es ist der zweite Anlauf. „Und der muss sitzen“, sagt der 45-Jährige. Allerdings gibt es beim Vorhaben Änderungen. Die Anzahl der Gebäude sowie der Wohnungen werden reduziert.
Eigentlich waren auf dem 1,3-Hektar-Areal sieben Mehrfamilienhäuser mit bis zu vier Geschossen plus Staffelebene vorgesehen, die 149 Wohnungen fassen. Weitere Merkmale: eine Tiefgarage mit Platz für 60 Autos, die direkt mit vier Gebäuden verbunden ist. Dazu 37 Abstellmöglichkeiten im Erdgeschoss von zwei Häusern, die zu einem späteren Zeitpunkt durch Wohnungen ersetzt werden können. Asphaltierte Pkw-Stellplätze für die Privatwagen der Mieter vor den Immobilien gibt es nicht, nur fünf Sharing-Fahrzeuge stehen im Außenbereich. Bürgermeister Rainhard Zug lobte das „herausragende Mobilitätskonzept“. Auch die Politik war angetan und fasste Mitte 2021 einstimmig den Entwurfs- und Auslegungsbeschluss für den Bebauungsplan. Im Jahr darauf sollte Baubeginn sein.
Großes Neubaugebiet in Glinde: Gelingt es im zweiten Anlauf?
Zur Überraschung von Reiche und seinem Vorstandskollegen Stefan Ellendt stellte die Bundesregierung das Förderprogramm der staatlichen KfW für energieeffiziente Gebäude im 55er-Standard ein. Fünf Millionen Euro, als Zuschuss einkalkuliert, waren weg. Ohne diese Unterstützung war das Quartier nicht machbar. Planungen wurden vorübergehend gestoppt.
Für 2025 gibt es wieder einen Topf. Das Antragsverfahren startet am 1. September. Voraussetzung für eine Berücksichtigung ist eine Stellungnahme der Stadt bis Anfang August, in jener der Bedarf an gefördertem Wohnraum bestätigt wird. Das ist kein Problem. Im Glinder Rathaus sind mehr als 300 Fälle registriert für eine öffentlich geförderte Bleibe. Für die Baugenossenschaft Sachsenwald sieht der Fahrplan so aus: Sie vereinbart in sechs Wochen einen sogenannten Ersttermin mit der ARGE, muss dann binnen vier Wochen den eigentlichen Antrag bei der Investitionsbank Schleswig-Holstein stellen. „Damit verbunden ist die Fördermittelreservierung für das Bauvorhaben“, heißt es auf der Internetseite der IB.SH. Von diesem Zeitpunkt bleiben Reiche und Ellendt sechs Monate, um einen städtebaulichen Vertrag mit Glinde abzuschließen. Außerdem muss der Beschluss des Bebauungsplans erfolgt sein. Nur wenn der vorhanden ist, wird eine Zusage erteilt.
Investitionsvolumen wird 30-Millionen-Euro-Marke überschreiten
Der Entwurf muss nochmals ausgelegt und von der Politik abgesegnet werden. „Wir werden voraussichtlich nur drei Gebäude mit rund 140 Wohnungen erstellen, beim Investitionsvolumen die 30-Millionen-Euro-Marke auf jeden Fall überschreiten“, sagt Reiche. Die Objekte seien höchstens dreigeschossig und natürlich breiter als bei der ersten Planung. „Deswegen bedarf es einer Vergrößerung der Baufenster.“ 30 Prozent der Einheiten müssen öffentlich gefördert sein. Das schreibt Glinde dem Investor vor. In diesem Segment ist laut Reiche ein Zuschuss von bis zu 1500 Euro pro Quadratmeter möglich. Die Miete beim ersten Förderweg: 6,80 Euro kalt für den Quadratmeter. Für maximal 70 Prozent aller Wohnungen im Quartier gibt es zinsgünstige Darlehen.
Die Domizile haben zwei bis vier Zimmer und sind zwischen 50 und 100 Quadratmeter groß. Wie viel die Baugenossenschaft im frei finanzierten Bereich nehmen wird, steht noch nicht fest. „Auf 13 oder 14 Euro Kaltmiete muss man sich schon einstellen. Es kann aber auch mehr sein“, sagt Reiche. Viel wird davon abhängen, welchen Umfang die Förderung hat.
Hinter Bau von Tiefgarage steht noch ein Fragezeichen
Damit die Kosten bei Projekten sinken und Investoren auch tätig werden, wurde der Regelstandard Erleichtertes Bauen entwickelt. Er definiert, was förderfähig ist beim sozialen Wohnungsbau. Das Innenministerium in Kiel hat dazu eine Tabelle veröffentlicht. Es gilt der Energiestandard GEG 2024. Beim Schallschutz ist die DIN-Norm 4109 Mindestanforderung. Aufgeführt sind 18 Zentimeter dicke Stahlbetondecken sowie ein 11,5-Zentimeter-Mauerwerk. Keller und Tiefgaragen sind bei dem Standard eigentlich ausgeklammert, werden nur berücksichtigt, „wenn städtebaulich unabweisbar“, heißt es im Dokument. Begrünte Dächer sind nicht notwendig.
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Ob die Baugenossenschaft Sachsenwald an einer Tiefgarage festhält und Dächer mit Solaranlagen ausstattet, ist laut Reiche offen. Es gelte noch einige Fragen zu klären. Zum Beispiel, ob der Fahrstuhl in einem Dreigeschosser förderfähig sei. Der Vorstand verspricht Mietern im neuen Quartier: „Wir reduzieren zwar an Quantität, aber nicht an Qualität. Ein Haus soll bei uns 80 Jahre oder länger stehen.“
Auf ihrem Grundstück am Buchenweg hat die Genossenschaft zwei von fünf Häusern des Altbestands abgerissen. Von vormals 52 Wohnungen sind 28 übriggeblieben, die zu einem späteren Zeitpunkt weichen. „Das Baufeld für das erste neue Gebäude ist frei. Alles steht unter dem Vorbehalt der Förderung. Wenn es optimal läuft, würden wir gern 2025 starten“, sagt Reiche. Die Bauzeit beziffert er auf rund eineinhalb Jahre. Das geänderte Vorhaben muss vom Aufsichtsrat beschlossen werden, bevor sich die politischen Gremien in Glinde damit befassen. Visualisierungen auch für Mitglieder hält Reiche deswegen noch unter Verschluss.