Oststeinbek. Einige Straßen nach Unwetter in Stormarn immer noch gesperrt, Einsatzkräfte weiter vor Ort. Polizei berichtet von kuriosem Nebeneffekt.

Riesige Wassermassen haben am Mittwochnachmittag und -abend während des Unwetters die Straßen Stormarns geflutet. Besonders betroffen war der Süden des Kreises mit Barsbüttel, Glinde, Oststeinbek und Reinbek. Bis Donnerstagmorgen mussten die Feuerwehren nach Angaben eines Sprechers der Rettungsleitstelle in Bad Oldesloe zu mehr als 350 Einsätzen ausrücken. Am Vormittag waren noch immer Einsatzkräfte in Barsbüttel und Oststeinbek vor Ort.

„Die Vielzahl von Einsätzen in dem räumlich sehr begrenzten Gebiet binnen kurzer Zeit war für die Kollegen eine große Herausforderung“, sagt der Sprecher. Glücklicherweise habe es keine Verletzten gegeben. Besonders dramatisch war die Lage in Oststeinbek. Allein hier rückten die Einsatzkräfte nach Angaben des Kreisfeuerwehrverbands rund 200-mal aus.

Unwetter: Starkregen sorgt für mehr als 350 Einsätze im Süden von Stormarn

„Das Wasser drückte von allen Seiten in die Orte“, sagt Tim Knüppel vom Kreisfeuerwehrverband Stormarn. Unzählige Keller seien vollgelaufen. Teilweise habe das Wasser in Tiefgaragen bis an die Decke gestanden. Straßen seien zu Flüssen geworden.

Gegen 17.20 Uhr sei der erste Notruf eingegangen, sagt Kira von Hardenberg von der Freiwilligen Feuerwehr Oststeinbek. „Bereits auf der Anfahrt erkannte Wehrführer Michael Lüders, dass die Gemeindefeuerwehr den sichtbaren Lagebildern auf den überfluteten Straßen nicht allein gewachsen ist.“

Einsatzkräfte richten Lagezentrum in Oststeinbeker Feuerwache ein

„Notrufe und Hilfegesuche der Bürgerinnen und Bürger erreichten uns im Sekundentakt. Die Gemeinde befand sich im Ausnahmezustand.“ Umgehend sei Unterstützung aus anderen Kommunen angefordert worden. Die Technische Einsatzleitung (TEL) des Kreises Stormarn richtete ein Lagezentrum in der Oststeinbeker Feuerwache ein.

„Notrufe wurden direkt an die Feuerwache umgeleitet, dort vom Personal priorisiert und durch ausrückende Einheiten abgearbeitet“, so von Hardenberg. Zur weiteren Unterstützung seien acht zusätzliche Feuerwehren sowie die erste, zweite und dritte Brandschutzbereitschaft des Kreises Stormarn und die zweite Brandschutzbereitschaft aus dem Herzogtum Lauenburg alarmiert worden.

Ortsteil Havighorst wird durch Wassermassen von restlicher Gemeinde abgeschnitten

Besonders schwer betroffen waren das Oststeinbeker Gewerbegebiet sowie der Ortsteil Havighorst. Letzterer sei aufgrund der Wassermassen vollständig vom Rest der Gemeinde abgeschnitten gewesen. In dem Bereich zogen die Einsatzkräfte auch die Feuerwehr aus Hamburg hinzu, um das Wasser unter Kontrolle zu bekommen. Außerdem waren das Technische Hilfswerk (THW), das Rote Kreuz, die Polizei, der Bauhof, das Ordnungsamt sowie Vertreter des Energieversorgers e-Werk Sachsenwald und des Abwasserzweckverbands Südstormarn vor Ort.

Unwetter Stormarn 7.8.2024
An der Straße Im Hegen im Gewerbegebiet von Oststeinbek liefen Lagerhallen voll Wasser. © Christoph Leimig | Christoph Leimig

Auf dem Parkplatz des Ostkreuzcenters, auf dem sich die Helfer sammelten, stand das Wasser so hoch, dass Autos darin stecken blieben. Auch diverse Lagerhallen im Gewerbegebiet wurden überschwemmt, der Sachschaden dürfte immens sein.

Kreiswehrführer: „Habe so etwas in meiner Zeit bei der Feuewehr noch nicht erlebt“

Mehr als 400 Einsatzkräfte waren laut von Hardenberg unter anderem mit vier Hochleistungspumpen des Landes Schleswig-Holstein und aus Lübeck stundenlang im Einsatz gewesen. Die Feuerwehr setzte auch eine Drohne ein, um aus der Luft einen besseren Überblick zu bekommen. Am frühen Donnerstagmorgen um kurz vor 4 Uhr waren laut Oststeinbeker Feuerwehr 196 Einsätze erfolgreich abgeschlossen.

„Die Dorfstraße war ein reißender Bach“, sagt Stormarns Kreiswehrführer Olaf Klaus, der gemeinsam mit Kreisrat Joachim Wagner (CDU) ins Überschwemmungsgebiet nach Havighorst eilte, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. „In meiner Zeit bei der Feuerwehr habe ich das noch nicht erlebt, dass ein Ort so voller Wasser läuft“, sagt Klaus. Der Kreiswehrführer lobt die Arbeit der Einsatzkräfte. „Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehren, THW und Gemeinde hervorragend funktioniert.“

Hang an der A1 rutscht ab, Fahrstreifen werden zeitweise gesperrt

Kreisrat Joachim Wagner dankte den Helfern für ihren Einsatz. „Es zeigt, wie gut wir uns auf unsere überwiegend ehrenamtlich tätigen Kräfte in Krisensituationen verlassen können“, so der Stellvertreter von Landrat Henning Görtz.

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Auch der Verkehr auf der Autobahn 1 war von den Starkregenfällen betroffen. Auf mehreren Fahrbahnabschnitten im Bereich Barsbüttel und Kreuz Hamburg-Ost stand das Wasser. Es war von angrenzenden Feldern auf die Autobahn gelaufen. Die Feuerwehr und die Autobahnmeisterei rückten aus, um verstopfte Abläufe am Fahrbahnrand zu reinigen. Bei Barsbüttel rutschte ein Hang auf die Fahrbahn, sodass mehrere Spuren gesperrt werden mussten.

Unwetter Stormarn 7.8.2024
Am Autobahnkreuz Hamburg-Ost bei Barsbüttel lief das Wasser von angrenzenden Feldern auf die Fahrbahn. © Christoph Leimig | Christoph Leimig

Polizei sucht Eigentümer zahlreicher „herrenloser“ Nummernschilder

In der Nacht und am Donnerstagvormittag waren die Einsatzkräfte weiter gefordert. Gegen Mittag waren noch immer Helfer vor Ort und Straßen gesperrt. „Es ist davon auszugehen, dass das Einsatzgeschehen noch den gesamten Donnerstag und vielleicht auch am Freitag andauern wird“, sagt Kreiswehrführer Klaus. Vielerorts sei Geröll von Grundstücken auf den Straßen gespült worden. Die Aufräumarbeiten gestalteten sich umfangreich.

Ein kurioser Nebeneffekt des Unwetters sind zahlreiche „herrenlose“ Nummernschilder, deren Besitzer die Polizei jetzt sucht. Sie seien in Glinde, Oststeinbek und Barsbüttel gefunden worden, nachdem das Wasser von den Straßen abgelaufen war, so Polizeisprecherin Jacqueline Fischer. „Sie sind vermutlich beim Durchfahren des Hochwassers abgefallen.“ Wer ein Nummernschild vermisst, kann sich unter der Telefonnummer 040/710 90 30 bei der Polizeistation Glinde melden.