Glinde. Neuer Vorstoß in Glinde, damit Grundstück an Dorfstraße ins Eigentum der Stadt übergeht. Wer war dabei, was sind die Positionen?

Der Teilnehmerkreis war bewusst klein gehalten. Vor Kurzem trafen sich Fraktionsspitzen oder deren Vertreter von CDU, FDP und Grünen sowie das Mitglied einer Bürgerinitiative im Glinder Bürgerhaus. Die Verwaltung fehlte. Organisator Claus Peters, Ortsvorsitzender der Christdemokraten, hatte Bürgermeister Rainhard Zug nicht eingeladen. Thema der Zusammenkunft: der Erwerb eines Grundstücks, auf dem eine Brandruine steht. Sie ist bekannt als Suck‘sche Kate, ein 1855 erbautes Haus im Fachwerkstil mit Reetdach. Ein Feuer im Juli vergangenen Jahres zerstörte das Objekt, das die Stadt eigentlich kaufen wollte. Seit Monaten herrscht jedoch Funkstille zwischen Zug und dem Besitzer. Das soll sich ändern. Peters hat ein Strategiepapier entwickelt, will die Verhandlungen wieder aufnehmen und zu einem Abschluss kommen.

Das Dokument wurde dieser Redaktion zugespielt und umfasst acht Seiten. Kernaussage: Glinde macht dem Geschäftsführer einer Firma für Schadstoffsanierungen ein Angebot in Höhe von 550.000 Euro. Diese Summe hatte der Eigner vor dem Inferno aufgerufen, die Politik 600.000 Euro im Etat 2023 verankert wegen Grunderwerbssteuer und Gebühren für den Notar. Ohne Gebäude war es Entscheidungsträgern dann doch zu viel. Die Immobilie stand unter Denkmalschutz. Dieser Status ist erloschen und nicht wiederzubekommen. Und das rund 2000 Quadratmeter große Grundstück gilt als nicht bebaubares Gartenland. Der Bodenrichtwert, festgelegt vom Gutachterausschuss des Kreises, beträgt 45 Euro für den Quadratmeter.

Brandruine Suck‘sche Kate in Glinde: Geheimtreffen wegen möglicher Kaufverhandlungen

Das würde sich ändern, wenn die Stadt einen Bebauungsplan aufstellt. Dieses Wissen hat natürlich auch der Eigner und war nicht bereit, Abstriche zu machen. Dass man vor dem Brand keinen Kaufvertrag unterschrieben hat, lag an der ungeklärten Finanzierung einer Sanierung. Das Gebäude war marode. Es auf Vordermann zu bringen hätte rund zwei Millionen Euro gekostet. Diesen Wert ermittelte ein Architekt, der die Kate zusammen mit der Bürgerinitiative inspiziert und eine Drohne einsetzt hatte. Die Gruppe hatte für den Erhalt gekämpft.

Es gab die Idee, die Arbeiten über zehn Jahre zu strecken und dafür junge Menschen einzusetzen, die ein Freiwilliges soziales Jahr in der Denkmalpflege absolvieren. Als Vorbild diente das historische Hufnerhaus am Moorfleeter Deich in Hamburg. Auch wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich mit einer künftigen Nutzung von Immobilie und Filetgrundstück befasste. Man kam nicht wirklich voran.

Suck‘sche Kate in Glinde: Die Politik hatte ein Enteignungsverfahren erwogen

Bestrebungen der Stadt, sich das Areal in zentraler Lage zuzulegen, hätte es niemals gegeben, wäre der Eigner sorgsam mit der Kate umgegangen. Er hatte sie 2012 gekauft, eine Sanierung versprochen und angekündigt, selbst einzuziehen. Stattdessen ließ der Geschäftsmann das Haus verkommen, unternahm das Nötigste, damit es nicht zusammenbricht. Und das auch nur, weil die Denkmalschutzbehörde Druck machte. Die Parteienvertreter wollten Erklärungen, luden ihn zu Ausschusssitzungen. Auf ein Erscheinen warteten sie vergebens. Der Eigner hatte schlichtweg kein Interesse, sich zu rechtfertigen. Die Wut wurde immer größer und ein Enteignungsverfahren erwogen. Ein Gutachter kam zu dem Schluss, dass die Erfolgsaussichten gering sind. Deshalb verzichtete Glinde auf diese Option.

Auch jetzt macht der Besitzer keine Anstalten, die Optik zu verbessern, indem er die Ruine an der Dorfstraße abreißt. Um diese ist lediglich ein Metallzaun gezogen, das Grundstück mit Wildwuchs übersät. Büsche ragen bis auf den Gehweg. Peters möchte in Vorbereitung auf Verhandlungen prüfen, ob und wenn ja wie viel Geld der Eigentümer von der Versicherung für den Brandschaden sowie Diebstahl einer Gedenktafel erhalten hat. Der Politiker vermutet einen Betrag in Höhe von 200.000 Euro. So steht es im Strategiepapier. Er will etwaige Zahlungen ins Feld führen für den Fall, dass der Mann die 550.000 Euro ausschlägt und mehr verlangt. Nach dem Motto: Bitte nicht unverschämt werden.

Brandruine Suck‘sche Kate: Bürgervorsteher will mit dem Eigentümer verhandeln

Es wird viel spekuliert. Licht ins Dunkel bringen könnte der Eigentümer. Er war für diese Redaktion wie immer nicht erreichbar. Über Gesprächsinhalte des Geheimtreffens machen die Politiker keine Angaben. Peters sagt nur: „Wir wollen ausloten, was man machen kann. Ich möchte, dass Bewegung in die Sache kommt. Der Zustand soll nicht bleiben.“ Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Martina von Bargen äußert sich zum Standpunkt ihrer Partei: „Wir sind für den Kauf. Über die Bedingungen, also auch den Preis, müssen wir in der Fraktion diskutieren.“ Die FDP ist laut Fraktionschef Thomas Kopsch weiterhin gegen den Erwerb.

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Trotz Einladung sind die Sozialdemokraten dem Meeting ferngeblieben. Das begründet der Vorsitzende Frank Lauterbach so: „Ich sehe keinen Sinn darin. Es gibt keine neuen Erkenntnisse und Anträge. Wir müssen Beschlüsse in den Fachgremien fassen.“ Die SPD möchte das Grundstück auch ins Eigentum der Stadt überführen und daraus einen Naherholungspark machen. Ein Teilverkauf für zum Beispiel Wohnungsbau ist für die Partei ausgeschlossen.

Peters, der zugleich Bürgervorsteher ist, schlägt vor, dass in den Fraktionen über sein Konzept diskutiert wird und man bis Ende September zu Ergebnissen kommt. Er hofft auf positive Rückmeldungen und will dann selbst mit dem Eigentümer verhandeln. Das ist eigentlich Aufgabe des Bürgermeisters.