Oststeinbek. Versicherung kommt nicht für Brandschaden auf. Das Elbrus hat Außenstände im fünfstelligen Bereich. Und es gibt noch weitere Probleme.

Der Vermieter hat Ekaterina Baturina ein bisschen Luft verschafft und die Pacht ausgesetzt. Die 53-Jährige, inzwischen alleinige Betreiberin des Restaurants Elbrus im Oststeinbeker Ortsteil Havighorst, kämpft um den Fortbestand und sagt: „Ich bin ein Mensch, der keine Angst vor Problemen hat, schalte den Kopf ein und suche einen Weg aus der Misere.“ Ob sie es schafft? Die Außenstände beziffert die Gastronomin auf einen mittleren fünfstelligen Betrag. Jüngster Nackenschlag war ein Brand im Juni mit einer Schadenshöhe von rund 20.000 Euro. Die Versicherung zahlt nicht. Auf einer Spendenplattform im Internet bittet die Unternehmerin jetzt um Unterstützung und unternimmt weitere Schritte zur Rettung des Lokals.

Dieses eröffnete sie im August 2021 mit ihrem Mann Kazimieras. Das Paar hat sich in diesem Jahr getrennt, seit fünf Monaten leitet Baturina die Geschicke ohne Partner. Ihr Ex sei erkrankt und habe sich einige Verfehlungen geleistet. „Er war für Teile des Papierkrams zuständig, hat Rechnungen nicht bezahlt. Deswegen besteht kein Versicherungsschutz“, sagt die Selbstständige. Vor fünf Wochen zerstörte ein Feuer die Terrasse hinter der Immobilie. Laut Baturina ist vermutlich ein technischer Defekt an einem Boiler die Ursache. Das Mobiliar, Kühlschränke, der gemauerte Grill, ein Brotofen, Zaun sowie eine kleine Holzhütte wurden zerstört. Am Gebäude platzten Fensterscheiben, Stromleitungen gingen kaputt.

Restaurant Elbrus in Oststeinbek kämpft ums Überleben – Grill ist wieder an

Momentan wird dieser Bereich wieder hergerichtet, der Grill ist in Betrieb und mit einer provisorischen Plane vor Regen geschützt, der neue Brotofen geformt, aber noch nicht funktionsfähig. Teile der Fläche sind bereits mit Bodenplatten abgedeckt. Normalerweise haben 25 Gäste Platz. Gerade an warmen Tagen platzieren sich die Gäste gern hier. Klar, dass Baturina den Abschnitt so schnell wie möglich auf Vordermann bringen will.

Das Elbrus befindet sich an der Dorfstraße in Havighorst. Die obere Etage hat die Betreiberin zu einem Konzertsaal umgebaut.
Das Elbrus befindet sich an der Dorfstraße in Havighorst. Die obere Etage hat die Betreiberin zu einem Konzertsaal umgebaut. © René Soukup | René Soukup

Es war nicht der erste Brand im Elbrus, in dem Kunden mit kaukasischen Spezialitäten und georgischen Weinen verwöhnt werden. Im Oktober 2021 waren die Zerstörungen noch größer. Auslöser war eine defekte Lichtleiste in einem Kühlschrank. Die starke Hitzeeinwirkung ließ den PVC-Boden an einigen Stellen schmelzen, Teile des Putzes fielen ab. Viele Elektrogeräte und auch Mobiliar mussten ersetzt werden. In allen Räumen des Erdgeschosses wurden Wände und Decken gestrichen. Den Gesamtschaden belief sich auf rund 400.000 Euro. Die Betriebsausfallversicherung steuerte zwar Geld bei, die Summe reichte laut Baturina aber nicht, um die Verluste auszugleichen. Einnahmen generierte man nach der Renovierung erst wieder zu Weihnachten.

Restaurant Elbrus in Oststeinbek: Söhne der Betreiberin hatten Idee zum Spendenaufruf

Auch zu Beginn dieses Jahres gab es Probleme. Wie berichtet, bestellte das Amtsgericht Reinbek im Februar einen vorläufigen Insolvenzverwalter. Den Antrag auf Eröffnung eines Verfahrens hatte die Krankenkasse DAK-Gesundheit verfasst, weil die Elbrus Unternehmergesellschaft in Zahlungsrückstand geraten war. Baturina entrichtete die vom Gläubiger geforderten 4800 Euro binnen zwei Wochen und war von dem Vorgang überrascht. Ihr Mann habe viele Briefe nicht geöffnet. Und sie ihm vertraut.

Das Lokal ist geschmackvoll eingerichtet. Für Kinder gibt es einen eigenen Raum mit Spielzeug.
Das Lokal ist geschmackvoll eingerichtet. Für Kinder gibt es einen eigenen Raum mit Spielzeug. © René Soukup | René Soukup

Hilfe bekommt die Geschäftsfrau in schweren Zeiten von ihren Söhnen. Der 27 Jahre alte Alexander arbeitet als Kellner und kümmert sich nun auch um das Begleichen von Rechnungen und schriftliche Angelegenheiten, der jüngere Spross Peter (18) packt ebenfalls mit an. Vor Kurzem ist das Trio von Hamburg nach Havighorst gezogen, lebt jetzt in einer Wohnung in dem Haus neben dem Restaurant. Ihre Kinder seien Ideengeber gewesen für die Spendenkampagne auf der Internetplattform mit dem Namen gofundme. Genannt ist die Zielsumme 30.000 Euro. Die Rede ist auch von Schicksalsschlägen und einem Rückstand, „der uns nun an den Rand des Ruins bringt“. Dramatischer kann man die Situation nicht beschreiben. „Es muss nicht unbedingt Geld sein als Unterstützung. Wenn uns jemand ein Holzhaus für die Terrasse für die Hälfte des eigentlichen Preises verkauft, wäre das auch eine sehr gute Sache“, sagt die Gastronomin.

Restaurant Elbrus in Oststeinbek: Der Chefkoch verunglückte beim Bergsteigen tödlich

Ein Schicksalsschlag war zum Beispiel der Verlust des Chefkochs vor rund einem Jahr. Der Mann verunglückte im August tödlich beim Bergsteigen, stürzte in eine Schlucht. Er sei mehr als ein Angestellter gewesen, ein Freund der Familie, sagt Baturina. Einen adäquaten Ersatz mit Blick auf das Können hat sie bislang nicht gefunden. Derzeit arbeiten drei Köche zur Probe.

Der Grill auf der Terrasse ist nach dem Brand erneuert. Links davon ist der Brotofen zu sehen, der noch nicht fertig ist.
Der Grill auf der Terrasse ist nach dem Brand erneuert. Links davon ist der Brotofen zu sehen, der noch nicht fertig ist. © René Soukup | René Soukup

Restaurant Elbrus in Oststeinbek: Gute Rezensionen bei Google

Am Sonntag waren im Elbrus Tische für 60 Personen reserviert, in diesem Monat sei das Gästeaufkommen leicht rückläufig, sagt Baturina. Den Grund kann sie sich nicht erklären. Die Qualität der Speisen ist hoch. Bei Google sind 279 Rezensionen gelistet. Das Restaurant kommt im Schnitt auf 4,7 von fünf möglichen Sternen. „Vielen lieben Dank für unsere Hochzeitsfeier. Wir, das Brautpaar, und alle unsere Gäste waren begeistert von der köstlichen Küche, vom schönen Ambiente und einem ausgesprochen guten Service. Es war in jedem Detail eine wirklich gelungene Feier“, schreit eine Nadja. Julia Schult ist ebenfalls begeistert. Ihre Bewertung klingt so: „Tolle, authentische Gerichte. In Hamburg noch kulinarisch überrascht zu werden ist nicht einfach. Hier hat es absolut funktioniert.“

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Die letzte Preiserhöhung war vor einem Jahr. Im Schnitt sind die Gerichte damals um einen Euro teurer geworden, sagt Baturina. In Kürze wird das Elbrus wieder anziehen für die Rettung. Chkmeruli, das ist Hähnchen in einer Knoblauch-Crème-fraîche-Soße aus dem Ofen, kostet dann 30 statt 27 Euro. Weitere Kunden will die Betreiberin auch durch neue Gerichte gewinnen. Eines davon zeigt sie auf ihrem Handy. Die Optik macht Appetit: Zu sehen sind panierte Auberginen mit Walnüssen und Käse. Eine Betriebsaufgabe wäre auch für den Ortsteil bitter. Das Elbrus ist das einzige Restaurant in Havighorst.