Ahrensburg. DB plant nur 2,50 Meter für Fuß- und Radweg im Verlauf der Straße Brauner Hirsch. Kommunalpolitik schaltet Fachanwalt ein.
Die neue Brücke über die Bahngleise im Südwesten von Ahrensburg sollte für die Stadtverordneten breiter werden als bislang von der Deutschen Bahn (DB) geplant. Das Bauwerk im Verlauf der Straße Brauner Hirsch sollte am Rand einen kombinierten Geh- und Radweg mit drei bis vier Metern Breite bekommen. Die Bahn hält 2,50 Meter für ausreichend. Ganz wichtig: Die Mehrkosten – je nach Variante zwischen 700.000 und 2,1 Millionen Euro – soll die DB komplett übernehmen. Einen entsprechenden gemeinsamen Antrag haben Grüne, CDU, SPD, FDP und Wählergemeinschaft WAB einstimmig beschlossen.
Die knapp 120 Meter lange Brücke soll den beschrankten Bahnübergang Brauner Hirsch ersetzen. Für die künftige S-Bahnlinie 4 werden in dem Abschnitt zwei zusätzliche Gleise verlegt. Die Bahn plant eine 15,40 Meter breite und 5,70 Meter hohe Brücke. Ein erster Entwurf sah noch einen voluminösen, 17 Meter hohen Rundbogen vor. Bei der Präsentation vor sieben Jahren waren die Kosten auf mehr als zehn Millionen Euro geschätzt worden.
Neue Brücke für die S4 in Ahrensburg: Stadt fordert breiteren Fuß- und Radweg
„Der einseitige kombinierte Fuß- und Radweg sollte mindestens drei Meter breit sein“, sagte Béla Randschau (SPD) bei der Vorstellung des fraktionsübergreifenden Antrags. Diese Einschätzung bekräftige ein Fachanwalt, den die Kommunalpolitik eingeschaltet hatte. Für den Juristen entsprechen 2,50 Meter Breite nicht mehr dem Stand der Technik. Auf Basis dieser anwaltlichen Stellungnahme soll Bürgermeister Eckart Boege nun mit der DB AG darüber verhandeln, dass sie einen drei bis vier Meter breiten Weg baut und auch bezahlt. „Wir helfen der Bahn gern bei der besten Planung“, meinte Randschau.
Bei einem Ortstermin am Braunen Hirsch hatten sich Parteienvertreter die Situation im Juni genau angesehen. Es herrschte Einigkeit, dass bei Gegenverkehr 2,50 Meter Breite schon aus Sicherheitsgründen unzureichend seien. Der Fachanwalt verwies zudem auf die Mobilitätswende mit immer schnelleren Rädern, E-Bikes und Lastenrädern. „Wir sind guter Hoffnung, dass durch Gespräche mit der Bahn vieles möglich ist“, sagte Uwe Gaumann (CDU). Als Beispiel nannte er die durchsichtigen Lärmschutzwände, die nach Protesten aus Ahrensburg gegen die konventionellen Wände in der Stadt erstmals zum Einsatz kommen.
Bewertung des Fachanwalts könnte Ahrensburg viel Geld sparen
Auch das Rathaus ging bislang davon aus, dass die DB nur verpflichtet sei, den Fuß- und Radweg richtlinienkonform in einer Breite von insgesamt 2,50 Meter herzustellen. Alles andere sei von der Stadt zu finanzieren. „Nach interner Prüfung sehen wir die Position der DB als berechtigt an“, so die Verwaltung vor wenigen Wochen auf eine CDU-Anfrage. Der Fachanwalt ist anderer Meinung. Seine Bewertung soll nun der Stadt helfen, eine Menge Geld zu sparen.
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Der Bau der S4 macht Ahrensburg über Jahre zur Großbaustelle. Unter anderem werden zusätzliche Gleise, kilometerlange Lärmschutzwände, mehrere Brücken und die S-Bahnstation Ahrensburg West gebaut. Laut Gesamtprojektleiterin Amina Karam dauert dies von Anfang 2027 bis Ende 2029.
Menschen in Ahrensfelde und im Hagen fürchten viel Baustellenverkehr
Bewohner aus Ahrensfelde und der Siedlung Am Hagen äußerten in der Einwohnerfragestunde der Stadtverordnetenversammlung zum wiederholten Male die Sorge, dass ihr Stadtteil besonders stark unter dem zusätzlichen Verkehr zu leiden habe. Eine Befürchtung ist, dass der Anlieferungsverkehr von der Autobahnabfahrt Ahrensburg durch Wohngebiete zu den Baustellen rollt.
Bürgermeister Boege betonte, dass es keinen Sinn mache, jetzt schon ein Verkehrskonzept für die Bauphase zu erstellen. „Das hängt letztlich alles davon ab, wann was gebaut wird“, sagte er. Dafür müsse erst einmal die detaillierte Terminplanung der Bahn feststehen.
S4 fährt in der Hauptverkehrszeit im Zehn-Minuten-Takt nach Ahrensburg
Bei einem Infoabend im vergangenen September hatte die Projektleitung angekündigt, große Teile der Baustellenlogistik über die Schienen abzuwickeln. Dies sei möglich, weil die Bahntrasse Hamburg–Lübeck spätestens 2028 ohnehin für Sanierungsarbeiten gesperrt werde. Außerdem setze man auf Fertigteile, die vor Ort nur noch eingesetzt werden müssten.
Die S4 soll ab Ende 2029 zwischen Hamburg–Altona, dem Hauptbahnhof und Bad Oldesloe pendeln und die Regionalbahn RB81 ersetzen. In der Hauptverkehrszeit ist ein Zehn-Minuten-Takt bis Ahrensburg vorgesehen, bis Bargteheide ein 20-Minuten-Takt. Gebaut wird in drei Abschnitten. Zwischen Hamburg-Hasselbrook und Luetkensallee sind die Arbeiter bereits seit Mai 2021 im Einsatz.
Der 8,3 Kilometer lange Planfeststellungsabschnitt 3 (PFA3) reicht von der schleswig-holsteinischen Landesgrenze bis zum Ahrensburger Stadtteil Gartenholz. Von Hasselbrook bis zum Regionalbahnhof Ahrensburg kommen zwei zusätzliche Gleise hinzu. Bis zur Haltestelle Gartenholz ist ein weiteres Gleis vorgesehen. Die Bestandsstrecke soll nach Fertigstellung des Fehmarnbelttunnels verstärkt für den Güterverkehr genutzt werden.
Die Gesamtkosten für das Projekt werden auf 1,85 Milliarden Euro geschätzt. Der Bund übernimmt mit circa 84 Prozent den Großteil. Die restlichen rund 290 Millionen Euro teilen Hamburg (70 Prozent) und Schleswig-Holstein (30 Prozent) unter sich auf.