Reinbek. Kindergruppe Kunterbunt muss seit Monaten in Containern ausharren. Zustände sind schlimm. Jetzt geht die Stadt ungewöhnliche Wege.
Die Stadt Reinbek hat einen öffentlichen Aufruf gestartet, um neue Räume für die Kindergruppe Kunterbunt zu finden. Wie berichtet hatte Leiterin Jeannette Scharwächter mehrfach in Reinbeker Ausschüssen von schlimmen Zuständen berichtet. Im August 2023 hatte der Verein aus den bisherigen Räumen in der Grundschule Klosterbergen ausziehen müssen, weil sie die Anforderungen des Gute-Kita-Gesetzes nicht mehr erfüllten. Es fehlte an ausreichend Toiletten und Waschplätzen, einer separaten Küche, Büro und Personalraum.
Seitdem werden die rund 30 Kinder in zwei Gruppen in Containern betreut. Diese befinden sich auf dem Gelände der Grundschule Klosterbergen, hatten übergangsweise Schüler beherbergt, die mittlerweile ins Schulzentrum am Mühlenredder gezogen sind. Doch der Alltag für die Kinder und Erzieher sei herausfordernd und frustrierend.
Vandalismus und Schimmel: So will Stadt Reinbek der Kindergruppe Kunterbunt helfen
Die Leiterin berichtete, dass die Räume extrem fußkalt und die hygienischen Bedingungen inakzeptabel seien, weil in den Containern keine Wasseranschlüsse installiert werden können. Auch der Lärmpegel sei für alle Beteiligten eine Belastung, die Geräusche der einen Gruppe in der anderen deutlich zu hören. Zudem berichteten die Beteiligten von Schädlingsbefall und Vandalismus. Es soll Ratten geben, und jeden Morgen lägen Zigarettenkippen und Scherben auf dem Gelände.
Nicht nur für Kinder, Eltern und Erzieher sei die Situation belastend. Die Kindergruppe Kunterbunt des Vereins zur Förderung im Vorschulalter besteht seit rund 50 Jahren. Und sie steht in Konkurrenz zu anderen Einrichtungen. Gerade angesichts des Fachkräftemangels müsse die Einrichtung für potenzielle Mitarbeiter attraktiv sein. Auch Eltern, die ihr Kind möglicherweise in der Kita betreuen lassen wollen, sei schwer zu vermitteln, dass es dort schön sein kann.
Ein Neubau war ursprünglich erst im Finanzplan 2028 vorgesehen gewesen
Eine schnelle Lösung schien zunächst nicht in Sicht. Denn ein Neubau war ursprünglich erst im Finanzplan 2028 gewesen. Das ist zu lange, fanden die Verantwortlichen. Und: Das öffentliche Hinweisen auf die prekären Zustände hat Früchte getragen. Im Reinbeker Sozial- und Schulausschuss Ende Mai hatten sowohl die FDP- als auch die CDU-Fraktion Anträge gestellt, um dauerhafte Räumlichkeiten für die Kita zu finden.
Einstimmig war eine Kombination beider Anträge angenommen worden. Die Verwaltung war demnach gebeten worden, gemeinsam mit Vertretern des Trägers und der Kita-Leitung einen Vorschlag zu erarbeiten, wie der Kindergruppe Kunterbunt dauerhaft nutzbare feste Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden können. Dabei sollte auch eine Erweiterung der Betreuung auf drei oder vier Gruppen diskutiert werden.
Stadt Reinbek sucht Räume zur Miete möglichst in Alt-Reinbek
Der Vorschlag soll laut Beschluss im Jahr 2024 so rechtzeitig dem Sozial- und Schulausschuss vorgelegt werden, dass erforderliche Haushaltsmittel im Rahmen der Beratungen zum Haushaltsplan 2025 berücksichtigt werden können. Außerdem soll laut Beschluss zusammen mit der Kita eine Mängelliste erarbeitet werden, in der transparent dargelegt wird, wie und in welcher zeitlichen Schiene die Mängel beseitigt werden können.
Auch interessant
- HVV Trittau: Bushaltestelle wird Plushaltestelle – für 600.000 Euro
- Autohaus-Chef vor Gericht – wegen Hehlerei, Betrug, Unterschlagung und vielem mehr
- Restaurant Elbrus in Oststeinbek kämpft ums Überleben
Unklar war bis zuletzt noch, ob ein Neubau her soll oder ob bestehende Räume genutzt werden können. Mit ihrem Aufruf will die Stadt Reinbek nun offenbar abklopfen, ob letzteres der Fall sein könnte. Gesucht werden laut Aufruf Räumlichkeiten „zur Miete möglichst in Alt-Reinbek mit viel Platz für Kinderlachen“.
Die jeweils 15 Kinder der zwei Gruppen sind zwischen drei und sechs Jahren alt und werden von 8 bis 14 Uhr betreut. „Es wird Raum für mindestens zwei Gruppen á 15 kleine Weltveränderer und einem großzügigen Außenbereich für kleine Entdecker gesucht, idealerweise mit Platz für eine weitere Gruppe, um in Zukunft weiteren Kindern einen Betreuungsplatz anbieten zu können“, so der Aufruf der Stadt Reinbek. Wer das passende Zuhause für die Kinder und Erzieher der Kindergruppe haben könnte, wird gebeten, sich bei Leiterin Jeannette Scharwächter per E-Mail an info@kindergruppe-kunterbunt.de oder unter der Telefonnummer 040/722 88 09 zu melden.