Reinbek. Die neue Kalkulation für das Projekt der Gertrud-Lege-Schule hatte Aufsehen erregt, zumal intakte Gebäude abgerissen werden sollen.
„Wenn wir die Schule so umbauen, wie von den Architekten vorgeschlagen, haben wir eine Grundschule, die für die nächsten Jahrzehnte gut aufgestellt ist“, sagt Christian Naterski, Leiter der Gertrud-Lege-Schule in Neuschönningstedt. „Wir sind extrem überzeugt von dem, was hier entsteht. Wenn es sein muss, könnten wir dann an diesem Standort sogar eine gebundene Ganztagsschule gründen.“
Das vom Büro Dohse und Partner jüngst im Sozialausschuss vorgestellte Projekt hatte Aufsehen erregt, weil die kalkulierten Kosten mittlerweile auf fast 19 Millionen Euro geklettert sind. Dass die Schule erweitert werden muss, ist unter den Fraktionen unbestritten. Naterski betrachtet diese Millionen als eine vernünftige Investition in die Zukunft.
Gertrud-Lege-Schule: 19 Millionen Euro für eine moderne Grundschule
„Dafür gibt es viele Gründe“, sagt Christian Naterski. „Und dass unsere Mensa zu klein ist, ist nur einer davon.“ Aktuell gibt es nur 80 Plätze in der Mensa, in der jeden Schultag bis zu 280 Kinder essen. Denn von 355 Grundschulkindern werden heute etwa 280 am Nachmittag in der Offenen Ganztagsschule betreut. Der Bedarf steige, er rechnet mit 300 Kindern, die das Nachmittagsangebot wahrnehmen werden.
„Die zu kleine Mensa hat zur Folge, dass die Kinder zwischen 12.30 und 14.30 Uhr in vier Schichten essen“, erläutert Jonathan Rubarth, Leiter des Offenen Ganztags. „Das heißt, sie müssen sich an der Ausgabe anstellen, um ihr Essen abzuholen, sollen in Ruhe essen und ihren Teller wieder abgeben. Dafür haben sie eine halbe Stunde. Besonders für die Erstklässler, die es aus der Kita gewohnt sind, in ihrem Tempo zu essen, ist das herausfordernd.“
Aus Schultischen wurde eine zweite Essensausgabe aufgebaut
Auch die Essensausgabe ist zu klein, im Winter ist kaum Platz für die Jacken der Kinder. Die Schule hat eine provisorische zweite Ausgabe aus Schultischen eingerichtet, um die Abläufe zu beschleunigen. Außerdem wurden eigens Garderoben angeschafft, die im Sommer an die Wand geklappt werden können. Zudem fehlt es an Toiletten für die Mitarbeitenden der Mensa.
In dem Vorentwurf gibt es im zentralen Neubau, dem „Herz“ der Schule, eine etwa 200 Quadratmeter große Mensa für 150 Schülerinnen und Schüler. „Dort könnten alle ersten und zweiten sowie alle dritten und vierten Klassen in zwei Schichten essen“, erläutert Rubarth. „Dann hätten sie eine Stunde Zeit für ihre Mittagspause.“ Direkt nebenan könnte man auch noch auf die Aula ausweichen, sagt Naterski.
Großes Manko: Vorhandenem Komplex fehlt die Barrierefreiheit
Der vorhandene Komplex besteht aus vielen Bauwerken, die nach und nach um den Pausenhof herum errichtet wurden. Differenzierungsräume, Platz für die Ranzen während der Nachmittagsbetreuung oder Fächer in der Klasse gibt es nicht. Viele Räume sind nur über den Schulhof zu erreichen. Auch eine Aula und auch ein ausreichend großer Raum für Lehrerkonferenzen fehlen.
Ein großes Manko sei die fehlende Barrierefreiheit, sind sich Naterski und Rubarth einig. Bei den Garderoben, Fächern und Möbeln für Lerndifferenzierung in den Fluren spiele auf Dauer der Brandschutz nicht mehr mit. Die Räume für Lehrende und die Schulverwaltung seien ebenfalls zu klein.
Schulterschluss zwischen Nachmittagsbetreuung und Unterricht
„Als wir 2018 Raumbedarf anmeldeten, habe ich gesagt: ‚Bitte stellt uns nicht einfach zwei zusätzliche Räume hin‘“, erzählt der Schulleiter. Sein Wunsch: „Lasst uns die Chance nutzen und ein vernünftiges Konzept entwickeln, wie eine moderne Schule für den Vormittag und den Nachmittag aussehen könnte.“
Naterski war glücklich, dass die Politik zustimmte und 50.000 Euro für eine Planungsphase bereitstellte. „Ich war so froh, dass wir alles auf den Kopf stellen durften.“ Die gesamte Schule, Kinder, Eltern und das Kollegium wurden an der Planung beteiligt. Dann kam die Coronazeit, die alles etwas ausbremste.
„Wichtig war uns von Anfang an, dass wir sowohl im Unterricht am Vormittag als auch in der Betreuung am Nachmittag alle Räume nutzen“, unterstreicht der Schulleiter. „Wir sind eine Schule und wollen das nicht trennen.“ Rubarth sagt: „Es ist total sinnlos, wenn Klassen oder Fachräume am Nachmittag leer stehen.“ Dass am Ende nur zwei Bestandsgebäude erhalten bleiben sollen, habe die bauliche Prüfung der Architekten ergeben. Damit habe auch Naterski nicht gerechnet.
Freude auf die Zukunft während der Bauarbeiten im Vordergrund
Werde der Vorentwurf umgesetzt, werden die Kinder jahrgangsweise in sogenannten „Clustern“ untergebracht: Vier Klassenräume, dazwischen jeweils ein kleinerer Differenzierungsraum werden um einen großzügigen Flur, den „Marktplatz“, gruppiert. Dort ist ausreichend Platz für Begegnungen und Rückzugsmöglichkeiten.
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Außerdem gibt es einen „Flexraum“ als Reserve, falls die Schule viereinhalb zügig wird. Zudem gibt es jeweils einen kleinen Raum für Lehrer, für die Technik und IT sowie einen eigenen kleinen Sanitärbereich. Im „Herz“ sind auch ein zentrales Lehrerzimmer, ein Konferenzraum und Aufenthaltsräume vorgesehen.
Der Umbau soll während des laufenden Betriebs passieren. „Das wird herausfordernd, das wissen wir“, sagt Naterski. „Aber die Freude auf das, war wir später haben, steht für uns im Vordergrund. Wir haben die einmalige Chance, die Schule so zu entwickeln, wie man sich das wünscht.“ Jetzt fehlt nur noch die Zustimmung der Politik.