Barsbüttel. Barsbütteler Grundschule ehrt bekannte Autorin auf Initiative von Kindern, Eltern und Lehrern. Politiker der Gemeinde stimmen zu.
Sie ist eine der berühmtesten Stormarnerinnen, hat rund 100 Kinder- und Jugendbücher geschrieben, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Mehrere Millionen Exemplare fanden in drei Jahrzehnten begeisterte Leser. Die Werke fesseln Jungen ebenso wie Mädchen. Jetzt wird der Schriftstellerin Kirsten Boie eine besondere Ehre zuteil und die Grundschule Barsbüttel nach ihr benannt. Die 68-Jährige lebt seit 1979 in der 13.700 Einwohner zählenden Gemeinde.
Es ist Freitagmorgen. Auf Bitte des Abendblattes ist Kirsten Boie in die Schule gekommen, auch Leiterin Ute Hickmann und fünf Schüler sind dabei. Im Eingangsbereich erfährt die Literaturexpertin, dass die Politik die Namensänderung befürwortet. „Super, ich freue mich total“, entgegnet sie Milla (9), Finnja (9), Allegra (10), Jannis (10) und Imran (10). Boie trägt eine weiße Bluse und eine blaue Jeans. Wenn Schreiben jung hält, dann ist sie der beste Beweis dafür. In ihren Worten klingt Stolz und auch Dankbarkeit.
Ausschussmitglieder einstimmig für Umbenennung
Am Vorabend war die Autorin nicht beim Ausschuss für Schule, Kultur und Soziales (SKS) zugegen. Dort wurde einstimmig beschlossen, dass die Lehranstalt mit ihren 320 Kindern nach den Sommerferien Kirsten Boie Schule – Grundschule in Barsbüttel heißt. „Wir haben dem Wunsch von Lehrern, Eltern und Schülern entsprochen, sind von der Idee angetan“, sagt SPD-Fraktionschef Hermann Hanser. Auch die Schulaufsichtsbehörde ist einverstanden. Am 5. Juli müssen noch die Gemeindevertreter die Sache absegnen. Das ist aber nur eine Formalie.
Insbesondere der Schülerrat hatte sich stark gemacht für die neue Bezeichnung, Klassensprecher überreichten einen entsprechenden Antrag Bürgermeister Thomas Schreitmüller. Finnja aus der 3 a war mit dabei, begründet ihr Engagement so: „Kirsten Boie tut viel für unsere Schule, ist jedes Jahr beim Vorlesewettbewerb dabei.“ Und ihre Bücher seien Bestandteil des Unterrichts. Finnja hat auch Werke in ihrem Kinderzimmer sortiert. Ihr liebstes heißt „Sommer im Möwenweg“.
Bundesweit tragen bereits mehrere Schulen den Namen der Autorin
In Niedersachsen und Baden-Württemberg sind bereits Schulen nach Kirsten Boie benannt. Doch Barsbüttel ist für sie etwas Spezielles. Ihre beiden Kinder haben in der Bildungseinrichtung gelernt. „Ich war immer sehr glücklich mit dieser Schule“, sagt Boie. Ohnehin sei sie gern Gast in Lehranstalten, denn da gebe es direkte Reaktionen. „Und das ist auch meine Zielgruppe.“ Rund 100 Lesungen hält Kirsten Boie pro Jahr bundesweit, ein Drittel davon in Schulen.
Sie weiß, wie Kinder ticken. Boie ist nämlich Pädagogin, hat Deutsch und Englisch studiert, als Lehrerin zuerst am Gymnasium in Rahlstedt und dann an der Gesamtschule in Mümmelmannsberg gearbeitet. Nach der Adoption des ersten Kindes musste sie den Job aufgeben. So wollte es das Jugendamt in Bad Oldesloe. Also fing Boie mit dem Schreiben an. „Paule ist ein Glücksgriff“ erschien 1985 und wurde ein großer Erfolg. Dutzende Werke folgten. Sie erzählen von Seeräubermoses und dem kleinen Ritter Trenk, von dem Jungen, der Gedanken lesen kann und dem kleinen Piraten.
Für ihr Wirken wurde die Barsbüttelerin mehrfach ausgezeichnet: 2007 mit dem Sonderpreis des Deutschen Jungendliteraturpreises, 2008 mit dem Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur und 2011 mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis. Im selben Jahr erhielt sie das Bundesverdienstkreuz.
Schule sammelt Spenden für Hilfsprojekt in Afrika
„Die Kinder lieben ihre Bücher“, sagt Schulleiterin Hickmann. Jene steigerten die Lesemotivation. Durch den neuen Namen erhoffe sie sich eine noch engere Zusammenarbeit mit der Autorin. Das wäre nach dem Geschmack von Finnja. Sie hat Kirsten Boie ins Herz geschlossen und interessiert sich für Details ihrer Arbeit. Das Mädchen erfährt, dass die Künstlerin am Tag nie länger als drei Stunden am Stück schreibt, inzwischen ausschließlich den Laptop dafür nutzt und für das Buch „Der kleine Ritter Trenk“ vier Monate benötigt hat.
„Je größer der Spaß beim Schreiben, desto mehr Ideen kommen einem in den Sinn“, sagt die Schriftstellerin. Den Kindern rät sie zu Büchern. „Weil dort drinsteht, was jemand denkt und fühlt. Das schult die Empathie.“ Die kleine Allegra hat schon einen Plan, wie das neue Logo der Grundschule gestaltet sein soll, sagt: „Auf jeden Fall müssen da Bücher zu sehen sein.“
Nicht nur nehmen, sondern auch geben – so lautet das Motto der Schule in Bezug auf Kirsten Boie. Die Lehranstalt unterstützt die Autorin bei ihrem Engagement für Waisenkinder in Swasiland, sammelte zuletzt bei einer Kunstausstellung sowie einem Geigenkonzert der Schüler-AG in den eigenen Räumen rund 1600 Euro an Spenden. Was die Jungen und Mädchen seit Freitag übrigens auch wissen: Boies nächstes Buch soll im Frühjahr erscheinen. Es beinhaltet eine Tiergeschichte.