Reinbek. Architektin stellt Vorentwurf für Gertrud-Lege-Grundschule vor: Die Kalkulation ist von 9 auf 19 Millionen Euro gestiegen.
Schwer schlucken mussten die Politikerinnen und Politiker in Reinbeks Schul- und Sozialausschuss, als die Summe endlich heraus war: Mit einer 19-Millionen-Euro-Investition müsste die Stadt rechnen, wenn sie die Gertrud-Lege-Grundschule erweitern und sanieren will, erklärten die Architektin Wiebke Hübenbecker und Katrin Zabel, ihre Kollegin aus dem Hamburger Architekturbüro Dohse und Partner. Vorab hatten sie ihnen den Vorentwurf für die Schulerweiterung und -sanierung ausführlich erläutert.
Denn die Gertrud-Lege-Schule unterrichtet mit 355 Kindern die meisten Grundschüler in Reinbek. Das aber spiegelt sich nicht in den Räumen wider. Vor allem für die Offene Ganztagsschule fehlen dringend Räume, zumal künftig noch mehr als die 280 Kinder zu erwarten sind, die ebenfalls nachmittags eine Betreuung brauchen. Denn ab 2026 haben die Familien in Schleswig-Holstein einen Rechtsanspruch auf die Ganztagsbetreuung von Schulkindern.
Kostenschock: Schulerweiterung in Reinbek zehn Millionen Euro teurer?
Als die Gertrud-Lege-Schule 1959 am Querweg gegründet wurde, war das Thema Offene Ganztagsschule (OGS) noch keines. Heute sind 280 der 355 Kinder an der Neuschönningstedter Grundschule in der Ganztagsbetreuung. Schulleiter Christian Naterski prognostiziert, dass die Nachfrage noch steigen wird, er geht künftig von 300 Schülerinnen und Schülern in der Nachmittagsbetreuung aus. Malte Harlapp (Grüne), der die Sitzung leitete, bestätigte, dass auch der Schulentwicklungsplan für die Zukunft mit mehr Kindern in der OGS kalkuliere.
Doch dafür gibt es an der Gertrud-Lege-Schule keine Räume. Auch die alten Räume seien mit 60 Quadratmetern für die heutigen Klassen mit um die 25 Kinder zu klein, sagte der Schulleiter. Naterski berichtete der Politik, dass der Unterricht und der Offene Ganztag an seiner Schule daher eng verzahnt seien. Durch dieses pädagogische Konzept komme man mit 18 Klassenräumen und vier Räumen für den OGS-Bereich aus.
Kostenschock: Nur knapp 30 Prozent der Flächen können saniert werden
Das beauftragte Architekturbüro habe die Grundlagen für das Raumprogramm im engen Austausch mit der Schule und der OGS ermittelt, berichtete Hübenacker. „Die Ziele der Erweiterung und Sanierung sind vor allem eine zentrale und barrierefreie Erschließung. Und die Räume sollen komplett trockenen Fußes erreichbar sein.“ Daraus habe man die Verteilung der Räume entwickelt, berichtete sie.
Als Ergebnis erläuterte sie der Reinbeker Politik, dass allein Verwaltung und einige Fachräume in den bestehenden Gebäuden realisierbar seien. „Dies können wir aber für das ‚Herz‘ der Schule, die Mensa, sowie für die Unterrichts- und Klassenräume so nicht bestätigen“, erklärte Katrin Zabel. „Sie müssten neu gebaut werden.“ In einer ersten Planungsphase waren die Planer noch davon ausgegangen, dass sich knapp 50 Prozent der bestehenden Flächen sanieren und weiter nutzen ließen. Nach den jüngsten Planungsergebnissen treffe dies nur noch auf knapp 30 Prozent der Flächen zu.
Getrud-Lege-Schule Reinbek: Neubauten werden den bestehenden Gebäuden angepasst
In einem ersten Vorentwurf schlagen die Architekten Dohse und Partner nun vor, zwei Gebäuderiegel im Norden (Kirschenweg) und Süden (Querweg) stehenzulassen. Die Gebäude im Osten und Westen aber müssten abgerissen werden. Dann wäre der Weg frei für einen zentralen Neubau im Osten. Dort könnte der gesamte Eingangsbereich samt Aula, Klassen- und Fachräumen untergebracht werden. „Wir folgen den Bestandshöhen und dem Geländeverlauf, damit wir barrierefreie Übergänge ermöglichen können“, erklärte Wiebke Hübenbecker.
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Die Energieversorgung soll über eine Photovoltaik-Anlage, die Wärmeversorgung über eine Wärmepumpe gewährleistet werden. Für die Schulklassen wäre eine Holzbauweise möglich, das zentrale Gebäude müsste aus Gründen des Brandschutzes und der Statik aus anderen Materialien errichtet werden.
Gertrud-Lege-Schule Reinbek: Abriss und Neubau bei laufendem Schulbetrieb möglich
Die beiden Mitarbeiterinnen des Architekturbüros führten aus, dass die Arbeiten bei laufendem Schulbetrieb möglich wären, wenn die Schulverwaltung zeitweilig in einem Container untergebracht würde. Hintergrund ist, dass die Campusschule zwischen Freizeitbad und Schulzentrum Mühlenredder, die als kurzfristiges Ausweichgebäude gedacht war, längere Zeit für die Unterbringung Geflüchteter benötigt wird.
Dafür müssten die Kinder für den Unterricht und die Nachmittagsbetreuung zuerst in den Altbau im Westen ziehen, während die drei Gebäude im Osten abgerissen würden und schließlich der zentrale Neubau errichtet würde. „Wenn wir nächsten Sommer mit den Arbeiten begönnen, können wir innerhalb von drei Jahren fertig werden“, sagte Wiebke Hübenbecker.
Kostenschock: Die Kalkulation macht der Politik zu schaffen
Die Politiker, die über den Entwurf erst nach der Sommerpause beraten und voraussichtlich im Herbst darüber beschließen, hatten noch einige Fragen. Insbesondere, was die Kosten betrifft. Gerd Prüfer (SPD) fragte: „Zuerst war von neun Millionen Euro die Rede, und jetzt sprechen wir von wie viel? 17 Millionen Euro? Wie soll ich das den Finanzpolitikern meiner Partei erklären?“ Die Architektin entgegnete: „Ja, knapp 19 Millionen Euro brutto sind erst mal eine große Zahl – aber wir haben bei unseren Kosten nicht in die oberste Schublade gegriffen, wir sind trotzdem immer noch unter dem Mittelwert. Denn wir wollen, dass dieses Projekt realisiert werden kann.“ Sie wies darauf hin, dass jetzt nur noch 30 Prozent der Bestandsgebäude erhalten bleiben können, im Gegensatz zur ersten Planungsphase, als es noch die Hälfte war. „Das sind leider die Kosten für die Neubauten“, sagte sie.
Bernd Uwe Rasch (FDP) missfiel, dass so viel Bausubstanz abgerissen werden soll. „Das ist eine superschicke Planung, der Entwurf gefällt mir sehr gut“, erklärte er. „Das Problem ist: Wir reißen zwei Gebäude ab, die wir erst saniert haben.“ Die Architektin versicherte ihm, dass ihr dies aus ökologischer Sicht ebenfalls nicht behage. „Aber wir haben alle Varianten durchgeplant. Es gibt keine bessere Lösung“, sagte sie.
Schulleiter Naterski nimmt die Probleme pragmatisch hin
Patricia Böge (Grüne) störte sich daran, dass die Kinder während der Bauzeit weiter vor Ort unterrichtet werden. „Da gibt es doch viel Lärm?“, fragte sie. „Wir reden hier von Grundschülern, ich habe da meine Sorgen und würde es ihnen gern ersparen.“ Schulleiter Naterski sieht jedoch keine andere Möglichkeit: „Da rücken wir dann halt eng zusammen. Es geht um 18 Monate, vielleicht auch zwei Jahre. Aber was sollen wir denn anderes machen?“, sagte er. Darüber wird noch die Politik zu entscheiden haben.