Reinbek. Gerade hatten die Bauarbeiten für die Aufstockung zum Campus für Gesundheitsberufe begonnen. Verzögert sich die Millionen-Investition?

Gerade sollte es richtig losgehen mit den Bauarbeiten für den neuen Campus für Gesundheitsberufe am Reinbeker Krankenhaus St. Adolf-Stift auf der Rettungswache an der Hamburger Straße. Doch jetzt mussten die Arbeiten kurzfristig unterbrochen werden. Denn das Starkregenereignis am Donnerstag, 27. Juni, hat die Rettungswache am Krankenhaus Reinbek (Hamburger Straße 47) geflutet und beschädigt. Dort stehen in den Büros jetzt Eimer, die das Regenwasser auffangen, Schreibtische sind notdürftig mit Planen abgedeckt worden.

Da das Gebäude aufgestockt werden soll, war dort die Bitumenschicht des Daches entfernt worden. So konnte der Starkregen während des Unwetters in den Bau eindringen. Seitdem sind die Aufenthaltsräume und somit die Wache unbenutzbar. Die Freiwillige Feuerwehr Reinbek konnte jedoch eine Lösung anbieten.

Starkregen flutet Räume der Rettungswache

„Dafür sind wir happy und dankbar“, sagt Jan Karrasch, Leiter der Rettungswache Reinbek und Leiter der Aus- und Fortbildung bei der Rettungsdienst Stormarn GmbH. „Das funktioniert sehr gut und war die naheliegendste Möglichkeit.“ Die Rettungssanitäter hätten ohnehin seit Jahrzehnten an allen Standorten einen guten Kontakt zu den Feuerwehren, wie auch in Reinbek.

Die Freiwilligen Feuerwehrleute haben dem Rettungsdienst in Reinbek ihre Hilfe und Asyl angeboten.
Die Freiwilligen Feuerwehrleute haben dem Rettungsdienst in Reinbek ihre Hilfe und Asyl angeboten. © Christoph Leimig | Christoph Leimig

„Am 12. Juni, als unsere Ausfahrt wegen der Aufstellung des Baukrans gesperrt war, waren wir schon einmal für zwei Tage zu Gast in der Wache am Mühlenredder. Als am Donnerstag dieser Wassereinbruch passierte, war das unser Anker.“ Alle Beteiligten würden jetzt mit Hochdruck daran arbeiten, wie die Situation dauerhaft gelöst werden könne. Karrasch bekräftigt: „Auf unsere Tätigkeit hat das alles keinen Einfluss.“

Dach trotz Unwetterwarnung abgedeckt

„Am Donnerstagvormittag hat das bauausführende Unternehmen, trotz des angekündigten Starkregenereignisses, das bestehende Dach der Rettungswache in Teilen abgedeckt – ohne Rücksprache mit uns als Eigentümer“, bestätigt Andrea Schulz-Colberg, Sprecherin des Krankenhauses Reinbek. „Grundsätzlich ist das nicht schlimm, da trotz des Abdeckens immer noch eine erste Dichtebene verbleibt. Weil diese Dichtebene jedoch beschädigt gewesen ist, hatten wir starken Wassereinfall im Aufenthaltsraum und den Büros der Rettungssanitäter.“

Beim Bauen im Bestand könne so etwas leider passieren. „Dieses hat aber keine Auswirkung auf die geplante Aufstockung oder gar auf die Statik“, betont Schulz-Colberg. An dem Fertigstellungstermin im Sommer 2025 ändere sich dadurch nichts. „Weil der Aufenthaltsraum nicht mehr nutzbar war, ist die Rettungswache noch am Donnerstagabend in die neue Feuerwache mit eingezogen“, berichtet sie. „Die Idee wurde auf dem kleinen Dienstweg umgesetzt.“

Feuerwehr rückt für Rettungsdienst zusammen

Marcus Bradtke-Hellthaler, Wehrführer der Feuerwehr Reinbek, erzählt: „Wir arbeiten ja ohnehin eng zusammen, da war es für uns selbstverständlich, zusammenzurücken, damit die Kollegen vom Rettungsdienst bei uns unterkommen können. Die Wehrführung saß gerade zur Besprechung der Wetterlage mit Vertretern der Stadt zusammen, als sie von dem Dilemma erfuhr. „Jetzt haben wir zwei Mannschaftswagen im Freien abgestellt, damit zwei Rettungswagen und der Wagen des Notarztes in unserer Fahrzeughalle stehen können“, erläutert der Feuerwehrchef. „Wir teilen uns den Aufenthaltsraum, und die Sanitäter im Schichtdienst können sich in unserem Ruheraum für Großeinsätze ausruhen.“

Auch interessant

Das Krankenhaus Reinbek St.-Adolf-Stift will auf dem Gebäude auf 1328 Quadratmetern zweigeschossig aufstocken und dort eine neue Berufsfachschule gründen. Diese soll nicht nur Nachwuchs am Reinbeker Krankenhaus fördern, sondern durch die Ausbildung auch dem Fachkräftemangel über den eigenen Bedarf hinaus entgegenwirken.

Auf der Rettungswache soll eine Pflegeschule entstehen

Die Gesamtkosten für den Bau sind mit sieben Millionen Euro kalkuliert, knapp 4,7 Millionen Euro davon werden vom Land Schleswig-Holstein gefördert. Der Baustart war im Mai, die Fertigstellung ist für Sommer 2025 geplant. Während der Bauzeit müssen die Besucherinnen und Besucher des Krankenhauses auf etliche Parkplätze an der Hamburger Straße verzichten. Durch die Schäden entstandene Kosten müsse die Baufirma begleichen, sagt Schulz-Colberg.

Der Neubau des Campus für Gesundheitsberufe soll sechs Klassenräumen, vier Gruppenräumen und zwei Bereichen für Praxisanleitung Platz bieten. Er ist auf bis zu 200 Auszubildende in den Bereichen Pflegefachkraft, Pflegehelfer, Operationstechnischer Assistent, Anästhetischer Assistent und gegebenenfalls auch Medizinische Technologen in der Radiologie und Hebammen ausgelegt.

Zurzeit laufen Trockengeräte in den Räumen

Die entstandenen Undichtigkeiten seien bereits am Freitag von einem Dachdecker abgedichtet worden, berichtet Schulz-Colberg. „Jetzt hat eine Bautrocknungsfirma ihre Geräte in den betroffenen Räumen aufgestellt. Noch ist unklar, wann der Betrieb wieder in der Rettungswache aufgenommen wird“, sagt sie. „Unsere technische Betriebsleitung ist dazu im ständigen Austausch mit allen Betroffenen.“