Reinbek. Eigentlich wollte die Stadt keinen neuen Durchgang schaffen. Doch Anwohner vermissen den Weg. Jetzt gibt es Neuigkeiten in der Sache.

Gute Nachrichten für alle Bürgerinnen und Bürger in Reinbek, die in und um die Bogenstraße herum wohnen und den gekappten Verbindungsweg zwischen Bogenstraße und dem Grünstreifen Richtung Klosterbergenstraße nahe dem Täbyplatz vermissen: Es gibt Hoffnung, dass entgegen ursprünglicher Überlegungen doch ein Ersatz geschaffen werden kann.

Wie Jürgen Vogt-Zembol, Leiter des Fachbereichs Umwelt, Klimaschutz und Innere Dienste bei der Stadt Reinbek, im jüngsten Ausschuss für Umwelt und Verkehrsplanung mitteilte, habe am 14. Juni ein Gespräch mit Vertretern der Stadtverwaltung, der Kirchengemeinde Reinbek-West und der Baugenossenschaft Sachsenwald stattgefunden.

Beliebter Verbindungsweg in Reinbek gekappt: Stadt spricht mit Eigentümerin

Die Kirchengemeinde Reinbek-West ist Eigentümerin der Fläche, auf der sich einst der Verbindungsweg befand. Die Baugenossenschaft Sachsenwald hat einen Vertrag mit der Kirchengemeinde geschlossen und als Erbbauberechtigte mittlerweile einen zusätzlichen Parkplatz mit 16 Stellplätzen für ihre 36 neuen Wohnungen an der Berliner Straße 4 errichtet. Der wird noch erweitert.

„Sowohl Kirchengemeinde als auch Baugenossenschaft haben ihre Bereitschaft zur Wiederherstellung des Weges bekräftigt“, so Vogt-Zembol. Aktuell seien noch Haftungsfragen zu klaren und sei gegebenenfalls das Grundbuch zu ändern. „Wir müssen eine vertragliche Regelung finden“, so der Fachbereichsleiter.

Beliebter Verbindungsweg in Reinbek gekappt: 2022 wurde der Durchgang aus den 1960er Jahren abgebaut

2022 wurde der Durchgang aus den 1960er-Jahren inklusive einer Treppe zur Überwindung des Höhenunterschieds aus Sicherheitsgründen abgebaut. Die Treppe war in die Jahre gekommen und baufällig. Doch seitdem vermissen Anwohner den Durchgang schmerzlich. Die Menschen wollen ihn zurückhaben.

Obgleich es den Anschein erwecken mag, dass ein Ersatzbau für den entfallenen Durchgang nicht mit allzu viel Aufwand und Kosten verbunden sein kann, scheint die Realität eine andere zu sein. Das Problem ist nicht nur, dass die Fläche nicht im Besitz der Stadtverwaltung ist, sondern zum Beispiel auch, dass bei einer Neuerrichtung viele Bedingungen erfüllt werden müssen und zum Beispiel auf Barrierefreiheit geachtet werden muss.

Eigentlich wollte die Stadt wegen zu hoher Kosten von dem Vorhaben absehen

Eigentlich wollte die Stadtverwaltung, auch wegen zu hoher Kosten, von dem Vorhabe absehen und hat dies in einer Vorlage erläutert, die bereits mehrfach Thema im Ausschuss für Umwelt und Verkehrsplanung war. „Eine Wiederherstellung des Durchgangs an selber Stelle durch die Stadt Reinbek ist nicht umsetzbar – das Eigentum an den Flächen ist nicht gegeben, und die Flächen stehen auch aufgrund der erfolgten baulichen Tätigkeiten nicht für einen Weg zur Verfügung“, hieß es dazu in der ursprünglichen Vorlage.

Überlegungen hatte es auch in die Richtung gegeben, einen Ersatzweg etwas weiter nördlich auf städtischem Grund zu errichten: „Hierbei wäre zwingend zu beachten, dass aufgrund der Rechtslage nur ein barrierefreier Weg hergestellt werden darf – der Höhenunterschied in diesem Bereich, der früher eben durch die genannte Treppe überwunden wurde, müsste heute durch einen Weg mit Steigungen und ebenen Flächen im Wechsel allmählich überwunden werden. Das erfordert nicht nur wesentlich mehr Fläche als eine Treppenanlage, sondern auch ein Vielfaches an finanziellen Mitteln.“

Ein Planungsbüro hatte seinerzeit drei Vorschläge erarbeitet

Um eine Realisierung auszuloten, war damals ein Planungsbüro gebeten worden, eine Lösungsmöglichkeit zu skizzieren. Drei Vorschläge waren entwickelt worden. Daraus war abzulesen gewesen, „dass jeweils ein umfangreicher Eingriff in den vor­handenen Baum- und Strauchbereich im Hangbereich und eine Verlegung der bestehenden Nord-Süd-Wegeverbindung erfolgen müsste und dass die Anbindung an die Kehre Bogenstraße an verschiedenen Stellen erfolgen würde.“ Grob überschlagen hätten die Kosten zwischen 100.000 und 200.000 Euro gelegen.

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Doch der Ausschussvorsitzende Günther Herder-Alpen (Grüne) wollte nicht hinnehmen, dass viele Reinbekerinnen und Reinbeker, darunter Ältere und Schulkinder, von nun an einen Umweg in Kauf nehmen müssen und stattdessen eine Lösung finden. Er lud zu einer Ortsbesichtigung ein, an der neben zahlreichen Anwohnern auch Dirk Reiche, Vorstand der Baugenossenschaft Sachsenwald, teilnahm.

Beim Vor-Ort-Termin waren zeitweise die Emotionen hochgekocht. Viele Bürger betonten, wie wichtig ihnen der Verbindungsweg gewesen sei. Mehrere äußerten Unverständnis darüber, dass der Weg „bei Nacht und Nebel“ abgebaut worden sei. Dass er baufällig war, hätten sie, auch das sagten mehrere Bürger, nicht gemerkt. Reiche kritisierte das Verhalten einiger Bürger und berichtete davon, dass in der Vergangenheit Handwerker beschimpft worden waren. Man hatte sich darauf geeinigt, Gespräche mit der Kirchengemeinde zu führen.