Trittau. Trittaus Kulturausschuss sieht Erweiterungspotenzial und will Machbarkeitsstudie in Auftrag geben. Doch der Bauausschuss hat Bedenken.
Es gibt so einiges, woran in Trittau kein Mangel herrscht: Die Gemeinde hat ein reges Vereinsleben, viel Natur drumherum, jede Menge Supermärkte, sportliche Angebote, ein eigenes Freibad und mit der historischen Wassermühle am Mühlenteich ein Wahrzeichen mit hohem Erkennungswert. Eines fehlt in Trittau jedoch nach wie vor: eine Kulturstätte, die den heutigen Anforderungen genügt, genug Platz für größere Veranstaltungen bietet.
Der letzte Versuch, den die Gemeinde in dieser Richtung unternommen hat, ist krachend gescheitert. Nachdem die Fraktionen von CDU, SPD und Grünen im November 2023 in einem Dringlichkeitsantrag den sofortigen Planungsstopp für den Neubau einer Multifunktionshalle als Ersatz für die marode Dreifeld-Tennishalle gefordert hatten, verschwanden die Pläne in der Schublade. Das Interesse an einem Ort für die Kultur in Trittau ist jedoch nach wie vor groß. Das zeigte sich jüngst bei der Vorstellung des Entwurfs für ein Ortsentwicklungskonzept, das die Agentur Cima im Auftrag der Gemeinde unter Mitwirkung der Bevölkerung erstellt hat. Darin wurde das Kulturzentrum Wassermühle als eines der Schlüsselprojekte definiert, deren Weiterentwicklung für die Zukunft des Ortes eine übergeordnete Rolle spielen.
Wassermühle Trittau: Anbau sorgt für politische Debatte – Plan ist nicht neu
Denn nach aktuellem Stand wird die Wassermühle ihrem Ruf als Kulturzentrum nur in sehr beschränktem Umfang gerecht. „Durch die begrenzten Räumlichkeiten, ihren Status als Kulturdenkmal und die nicht barrierefreie Gestaltung ist die Wassermühle für größere Veranstaltungen nicht geeignet“, heißt es in der Analyse der Cima. Dass dieser Zustand nicht in Stein gemeißelt sein muss, zeigte sich bei der Sitzung des jüngsten Bau- und Umweltausschusses. Offensichtlich besteht bei dem 1701 errichteten, denkmalgeschützten Gebäude noch erhebliches Entwicklungspotenzial.
Durch die vierte Änderung des Bebauungsplans Nummer 17 im Jahr 2013 hat sich Trittau die Möglichkeit eines Anbaus planungsrechtlich offengehalten. Die Idee dazu liegt aber noch viel weiter zurück. Bereits 2005 hatte die Gemeindevertretung beschlossen, die Änderung des B-Plans auf den Weg zu bringen. Anlass war die geplante Errichtung des Atelierhauses. Im Zuge dessen war auch eine Erweiterung der Wassermühle angedacht, das Planverfahren wurde jedoch zunächst ausgesetzt und erst 2013 wieder aufgenommen.
Bedarf an mehr Platz für kulturelle Veranstaltungen gab es schon vor 20 Jahren
Die Konzeptstudie, auf deren Basis die Pläne für den Bau des Atelierhauses erstellt wurden, ging als Siegerbeitrag aus einem studentischen Wettbewerb einer Architekturklasse der FH Lübeck hervor. Architektin Inga Mueller-Haagen hat damals den Entwurf erstellt. Sie berichtet, dass es eine Vorgabe gewesen sei, den Anbau in der Studie mitzudenken. Sie habe beides als Einheit betrachtet, sowohl von der Gestaltung als auch der Stellung der Gebäudekörper zueinander. Ihre Idee: eine leichte und offene Pfosten-Riegel-Konstruktion mit großen Fensterflächen, die sich harmonisch in das Ensemble einfügt.
In der Begründung für das Vorhaben war schon damals die Rede von einem zusätzlichen Veranstaltungsraum. Darin hieß es: „Von Seiten der Betreiberin besteht konkretes Interesse an einer Erweiterung des Kultur- und Veranstaltungszentrums Wassermühle.“ Die Gemeinde habe sich intensiv mit den Möglichkeiten auseinandergesetzt, wie das Raumangebot im Bereich des historischen Gebäudes für kulturelle Veranstaltungen optional erweitert werden könne.
Kulturausschuss spricht sich dafür aus, neue Konzeptstudie in Auftrag zu geben
Vor dem Bauausschuss hatte sich der Kulturausschuss bereits mit der Frage beschäftigt, inwieweit der Standort Wassermühle und das Gebäude selbst zur Förderung der kulturellen Landschaft Trittaus beitragen könne. Mit dem Ergebnis, dass der Bauausschuss gebeten wurde, eine Machbarkeitsstudie über eine mögliche Erweiterung in Auftrag zu geben.
Dort berichtete Bürgermeister Oliver Mesch, dass Mueller-Haagen bereit sei, die Machbarkeitsstudie für 5000 Euro zu erstellen. Manfred Gärtner (CDU) sagte: „Wir haben als Gemeinde andere Prioritäten. Selbst wenn wir 5000 Euro ausgeben, haben wir ein Konzept, das wir nicht umsetzen können mit den ganzen anderen Projekten vor der Brust.“ Ulrike Plorin (Grüne) gab zu bedenken: „Wir haben nicht viele attraktive Punkte in Trittau. Wir müssen etwas tun, damit dieses historische Gebäude aufgewertet wird.“ Peter Sierau (BGT) fragte, wo das Geld denn herkommen solle. „Wir haben nichts über.“
Denkbar wäre auch die Beantragung von Mitteln aus dem Bundes-Förderprogramm mit dem sperrigen Namen Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK). Es unterstützt die Schaffung von Einrichtungen, die für Veranstaltungen und als Begegnungsstätte genutzt werden können. Thies Grothe (SPD) schlug vor, bei der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn anzufragen, ob sie bereit sei, die Finanzierung des Vorhabens zu übernehmen. Nach lebhafter Diskussion entschied sich der Ausschuss dafür, den Bürgermeister zu beauftragen, mit der Sparkassenstiftung darüber zu sprechen. Alternativ sei ein Spendenaufruf denkbar.
Eine Überlegung, Kultur voranzubringen: Gründung eines Förder- und Kulturvereins
Swen Faustmann verfolgte die Diskussion interessiert von den Zuschauerplätzen aus. Er engagiert seit vielen Jahren in der örtlichen Kulturszene, unter anderem organisiert er das beliebte Straßenfest „Ziegelbergweg rockt“ mit. Er weiß aus eigener Erfahrung, dass die örtlichen Bedingungen in der Mühle nicht nur wegen der beschränkten Platzkapazitäten und mangelnder Barrierefreiheit, sondern auch sonst alles andere als optimal sind. Zusammen mit befreundeten Musikern hat er eine neue Veranstaltungsreihe, den „Musikclub Trittau“, ins Leben gerufen. Beim Auftakt stellte sich schnell heraus, dass die Bühnenelemente so schwer waren, dass es nur unter Aufbietung vereinter Kräfte gelang, sie ins Obergeschoss zu transportieren.
„Es ist unbedingt notwendig, etwas Neues zu machen“, sagt Faustmann. „Die Wassermühle ist eine Perle, die überregional bekannt ist. Ihrer Aufgabe als Kulturzentrum wird sie aber nicht gerecht.“ Er ist überzeugt, dass die Kultur sich mit „relativ geringem Aufwand voranbringen“ ließe. „Eine Überlegung ist die Gründung eines Förder- und Kulturvereins“, so Faustmann, um den sich eine Gruppe von zehn weiteren Engagierten gebildet hat. Faustmann hatte auch den Kontakt zur Architektin hergestellt. Sie war vor Kurzem an der Wassermühle, um sich selbst ein aktuelles Bild von den Gegebenheiten zu verschaffen. Sie sei positiv überrascht, dass man das Vorhaben wieder angehen wolle. Faustmann fände es „perfekt, wenn sie die Machbarkeitsstudie übernimmt, weil sie sich bereits mit allem auskennt“.
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Faustmann nennt als Ziel: „Eine überregionale Kulturstätte, die für alle Menschen erreichbar und barrierefrei ausgebaut ist“. Die Pläne für das Campe-Areal seien keine Alternative. Bei der Vorstellung des Ortsentwicklungskonzepts habe es geheißen, dass Konzerte aufgrund der Lautstärke wegen der umgebenden Wohnbebauung dort auch künftig ausgeschlossen seien.