Hamburg. Wie sieht die Zukunft des bezahlbaren Wohnens in Hamburg aus? Ausstellung im Jupiter präsentiert bis 14. Juli innovative Ideen.
Der Hamburger Wohnungsmarkt ist ein hart umstrittener: So bilden sich nicht selten lange Schlangen bei Wohnungsbesichtigungen. Es wird immer schwieriger, überhaupt bezahlbaren Wohnraum zu finden. Die Ergebnisse eines Ideen-Wettbewerbs, die im Jupiter nahe dem Hamburger Hauptbahnhof gezeigt werden, sollen innovative Lösungen bieten.
Wie könnten geförderte Wohnungen in der Zukunft aussehen? Mit welchen innovativen Grundrisslösungen kann der geförderte Wohnungsbau auf neue Lebensmodelle, steigende Wohnkosten und die Auflösung der strikten Trennung von Wohnen und Arbeiten reagieren? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Ausstellung „Innovative Grundrisse im geförderten Wohnungsbau“, die vom 3. bis 14. Juli im Jupiter in der Mönckebergstraße präsentiert wird.
Wohnen in Hamburg: Ideen zeigen die Zukunft von geförderten Wohnungen auf
Die Ausstellung präsentiert die Konzepte von 42 Planungsteams, die im Rahmen eines Wettbewerbs im Jahr 2023 entstanden sind. Gleichzeitig dient sie als Dokumentations- und Ausstellungsraum für die Ergebnisse interaktiver Veranstaltungsabende. Organisiert und kuratiert wird diese von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten der Freien und Hansestadt Hamburg e.V., der Hamburgischen Architektenkammer, der HafenCity Universität Hamburg und der D&K drost consult GmbH.
„Bei dem Wettbewerb ging es nicht um spektakuläre Häuser, es geht ums Eingemachte, darum, wie zukünftig Wohnen in Hamburg aussehen kann“, sagt Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor der Freien und Hansestadt Hamburg beim Ortstermin. Die große Frage, die den Ideen-Wettbewerb überschattet: „Schaffen wir es überhaupt noch bezahlbaren Wohnraum hinzubekommen?“
Neue Wohnkonzepte werden nicht direkt gebaut – Bauträger sind eingeladen
Vorweg: Der Wettbewerb habe nicht den Anspruch, dass die daraus entstandenen Ideen auch „morgen gebaut werden“, so Höing. Trotzdem werden Bauträger eingeladen, um sich die Entwürfe anzusehen. Genau deshalb wurde auch das Jupiter ausgewählt, als zentraler Ausstellungsort mitten in der Hamburger City.
Karen Pein, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, betont: „Wohnungen sind persönliche Rückzugsorte, gleichzeitig spielen Nachbarschaft und soziales Miteinander heute eine große Rolle. Die Entwürfe des Wettbewerbs zeigen mit ihren innovativen Grundrisslösungen und Wohnformen, wie sich all das in Zukunft vereinbaren lassen könnte – und zwar innerhalb der Flächenobergrenzen der Hamburger Wohnraumförderung. Ich hoffe, dass die Ideen aus dem Wettbewerb auch von den Akteuren auf dem Wohnungsmarkt aufgegriffen werden und die Investoren den Mut zu mehr Innovation im Wohnungsbau haben.“
Sozialwohnungen in Hamburg: „Innovation ist möglich, und auch notwendig“
Große Skizzen hängen an den weißen Wänden des Ausstellungsraums im dritten Stock des Jupiter, die Zeichnungen im Detail verstehen wohl vermehrt nur Leute vom Fach. Auf den ersten Blick erscheinen die Ideen zwar konventionell, sie seien aber eine andere Art von Städtebau, so Höing.
So bricht ein Entwurf die traditionelle Wohneinteilung in Küche, Bad, Schlaf- und Wohnzimmer auf, verwandelt eine Wohnung in nutzungsneutrale Zimmer. Heißt: Küche und Badezimmer können flexibel angeordnet werden. Auf wenig Fläche, dafür aber mit hohen Decken bis zu 5,20 Meter, können Räume individuell ausgebaut und genutzt werden.
„Für die nächsten 50 Jahre sind die Räume für gesellschaftliche Veränderungen anpassbar“, sagt Patrick Gmür, Vorsitzender des Preisgerichts. Der Schweizer beschäftigt sich seit 30 Jahren ausschließlich mit Wohnungsbau und stellt fest: „Innovation ist möglich, und auch notwendig.“
Werden sich in Hamburg künftig zwei Wohnungen eine Küche teilen?
Andere Zeichnungen zeigen fließende, offene Räume. So soll ein 25 Quadratmeter großer Raum modulhaft auch von einem Einpersonenhaushalt in einen Zweipersonenhaushalt umgewandelt werden können.
Eine Idee für zukünftige Sozialwohnungen in Hamburg umfasst einen Wohnkomplex, in dem einzelne Räume entweder der einen oder der anderen Wohnung zugeordnet werden, diese können aber auch gemeinsam genutzt werden. Auch sei es denkbar, dass sich zwei Wohnungen eine Küche teilen: „Warum nicht? Es wird ja immer weniger gekocht“, sagt Gmür als er in die skeptischen Gesichter während des Rundgangs blickt.
Immobilien Hamburg: Gemeinschaftsräume werden mitgedacht
Wiederum eine andere Skizze zeigt, wie sich Wohnflächen in einem Hochhaus über mehrere Geschosse ziehen könnten. Hier könnten Hamburgerinnen und Hamburger quasi in mehreren, kleinen Einfamilienhäusern mit eigenem Treppenhaus in einem Hochhaus leben. Auch werden in vielen Entwürfen Gemeinschaftsräume wie Dachterrassen mitgedacht. „Die Sehnsucht in einer Großstadt, nicht immer allein zu sein, wollen wir unterstützen“, sagt Höing.
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Der Wettbewerb musste sich zwar an Vorgaben zu Flächenobergrenzen der Hamburger Wohnraumförderung halten, trotzdem bot er allen Raum zur Freiheit. Die Ideen seien entgegen von Routinen, so der Oberbaudirektor. Es hat sich gezeigt: „Büros trauen sich, auch mal über den Schatten zu springen.“
Auch ein Architekturbüro aus Hamburg hat das bewiesen, wurde mit dem ersten Preis in der Kategorie Zeilengebäude ausgezeichnet. Ein Punkt, der alle Entwürfe eint: Wohnen muss bezahlbar sein, Baukosten niedrig gehalten werden. „Eine Stadt, die keinen sozialen Wohnungsbau anbietet, hat es schwierig“, so Gmür.
Ausstellung im Jupiter: Bis Mitte Juli können innovative Wohnkonzepte bestaunt werden
Noch bis zum 14. Juli können Besucherinnen und Besucher die Skizzen zu zukünftigen Sozialwohnungen im Jupiter bestaunen. In dieser Zeit gibt es auch immer wieder verschiedene Veranstaltungen. So präsentieren am Freitag (5. Juli) rund 20 Studierende der HafenCity Universität ihren kollektiven Ausstellungsbeitrag, statten einen 25 Quadratmeter großen Raum mit Möbeln aus. Weitere Veranstaltungen finden Sie auf der Website der Stadt Hamburg.
Jupiter, Mönckebergstraße 2 bis 4, Ausstellung: 3. bis 14. Juli, 3. OG, Öffnungszeiten: Montag und Dienstag 10 bis 21 Uhr, Mittwoch und Donnerstag 10 bis 24 Uhr, Freitag und Sonnabend 10 bis 1 Uhr, Sonntag 10 bis 18 Uhr