Bargteheide. Finanzierungslücke für das Prestigeprojekt des Trägervereins beträgt bereits 250.000 Euro. Kein Stadtfest in Bargteheide 2023.

Die galoppierende Inflation hat endgültig auch das Prestigeprojekt des Kleinen Theaters in Bargteheide erreicht. Der geplante Bau eines neuen, barrierefreien Foyers auf dem rückwärtigen Parkplatz wird deutlich teurer, als mit 1,2 Millionen Euro ursprünglich prognostiziert. „Die eingegangenen Angebote für etliche Gewerke liegen durchweg über unseren Ansätzen, für den wichtigen Stahlbau ist überhaupt kein Angebot eingegangen“, sagte Bürgermeisterin Gabriele Hettwer in der jüngsten Sitzung der Stadtvertretung. Stand jetzt gebe es bereits eine Finanzierungslücke von rund 250.000 Euro.

Mehr Platz für Garderoben und Pausenversorgung

Wie bereits mehrfach berichtet, will der Trägerverein des Kleinen Theaters ein 150 Quadratmeter großes und durch eine breite Glasfront lichtdurchflutetes Vestibül in Leichtbauweise errichten, das den Viertelkreis des bestehenden Haupteingangs aufnimmt, um ihn gen Südseite des Theatersaals zu einem Halbkreis fortzuführen.

Das neue Foyer soll nicht nur Platz für Garderoben, den Kassenbereich und eine neue Toilettenanlage bieten, sondern auch Kollisionen mit dem im Kleinen Theater ansässigen Restaurantbetrieb des „Papillon“ auflösen. „Vor allem ist der Vorbau aber zugleich Freifläche für die Versorgung in den Pausen und kann darüber hinaus auch als Veranstaltungsraum für Lesungen oder Empfänge genutzt werden“, erläutert der Vereinsvorsitzende Olaf Nehls.

Kosten für Tischlerarbeiten haben sich vervierfacht

Darüber hinaus sollen die verschiedenen Nutzungen des Kleinen Theaters künftig klarer strukturiert, potenzielle Unfallschwerpunkte eliminiert, störende Gegenverkehre abgebaut und lange Rampen für gehbehinderte Besucher vermieden werden, weil die Seiteneingänge des Theatersaals dann faktisch ohne großes Gefälle erreichbar sind.

Doch nun sind durch die Ergebnisse der Submissionen für wesentliche Gewerke dunkle Wolken über dem Projekt aufgezogen. So liegt das günstigste Angebot für die notwendigen Erdarbeiten mit 167.000 Euro dreimal so hoch wie der Ansatz von 51.000 Euro. Für den Rohbau sind statt 146.000 Euro mindestens 238.000 Euro aufgerufen worden, die Kosten für die Tischlerarbeiten haben sich von 11.750 Euro auf 48.600 Euro vervierfacht. „Wir als Verwaltung werden jetzt zeitnah mit dem Verein sprechen, was die explodierenden Baupreise für den Fortgang des Projekts bedeuten und welches die nächsten Schritte sein können“, sagte Hettwer.

Puffer von 20 Prozent war bereits eingepreist

Die Stadtvertretung hatte bereits 500.000 Euro für das Bauvorhaben des Kleinen Theaters bewilligt und weitere 250.000 Euro als Reserve im Etat des laufenden Jahres vorgesehen. Zugesagt worden sind zudem Fördermittel aus dem Fonds für Barrierefreiheit des Landes Schleswig-Holstein in Höhe von 400.000 Euro sowie 100.000 Euro der Aktivregion Alsterland. 100.000 Euro will der Trägerverein aus Spenden und Beiträgen selbst aufbringen.

Rainer Wiegard, Finanzvorstand des Trägervereins, sieht das Projekt aktuell trotz der Preisentwicklung prinzipiell nicht in Gefahr. „Wir haben mit solch einer Entwicklung durchaus gerechnet und deshalb von vornherein 20 Prozent für außergewöhnliche Preissteigerungen bei Materialien, Ausstattung und Bauleistungen in den Kalkulationen unseres Finanzkonzepts eingepreist“, sagte Wiegard unserer Redaktion.

Ausschreibung für Stahlbau soll erweitert werden

Dass die Kosten explodieren würden, sei spätestens nach Ausbruch des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine klar gewesen. Nicht minder problematisch sei indes die Tatsache, dass sich für den wichtigen Stahlbau bislang kein Auftragnehmer gefunden habe. Denn der vom Ahrensburger Architekten Günter Haase vorgelegte Entwurf gründet sich auf ein Stahlskelett in Leichtbauweise, das durch breite Glasfronten für viel Licht und Transparenz sorgen soll.

Laut Wiegard habe es auch für dieses Gewerk bislang nur eine auf die Region beschränkte Ausschreibung gegeben. „Deshalb sehe ich gute Chancen ein Unternehmen zu finden, wenn wir die Ausschreibung jetzt möglichst schnell überregional erweitern“, so der Herr über die Theaterfinanzen. Im Grunde befinde sich der Verein in einer ähnlich schwierigen Lage wie alle Bauherren landauf, landab. „Fehlende Fachkräfte und gravierende Lieferengpässe beeinträchtigen viele Vorhaben, da geht es uns nicht anders als anderen“, so Wiegard. Nach eigenem Bekunden wartet er selbst seit mehr als sechs Monaten auf ein Ersatzteil für sein Auto.

Fest steht damit, dass der avisierte Termin für die Übergabe des neuen Foyers auf gar keinen Fall gehalten werden kann. Eine Woche nach dem Ende der kommenden Sommerferien sollten sich die Pforten nämlich erstmals öffnen. Um wie viele Monate sich der feierliche Akt nun verzögern wird, ist momentan überhaupt nicht absehbar.

Das blieb indes nicht die einzige Hiobsbotschaft, die Bürgermeisterin Gabriele Hettwer in der Stadtvertretung verkünden musste. So wird es in diesem Jahr auch kein Stadtfest geben. Der Ring Bargteheider Kaufleute (RBK), der sich ursprünglich bereit erklärt hatte, die Veranstaltung federführend zu organisieren, habe diese Zusage kürzlich zurückgezogen. „Das hat nunmehr zur Absage des Stadtfests für 2023 geführt“, so die Verwaltungschefin.