Bargteheide. Das neue Foyer der beliebten Kulturstätte soll 1,2 Millionen Euro kosten. Die Stadt wird sich mit 500.000 Euro beteiligen.

20 Jahre wurde lebhaft diskutiert, wo und wie dem Kleinen Theater Bargteheide (KTB) mehr Platz verschafft werden könnte für sein vielseitiges Programm. Und wie das mit jährlich 40.000 Besuchern am zweitmeisten besuchte Gebäude Bargteheides nach dem Bahnhof endlich barrierefrei gestaltet werden kann, damit auch Menschen mit Behinderung die Angebote problemlos wahrnehmen können. „Nun ist es endlich so weit. Weil Mutter Natur ein wenig nachgeholfen hat“, sagt der Vorsitzende des Trägervereins, Olaf Nehls.

Ein absterbender Ahorn auf der südwestlichen Seite des Theatersaals, um den lange Zeit herumgeplant worden ist, musste Ende vergangenen Jahres gefällt werden, weil seine Standsicherheit nicht mehr gegeben war. „Das hat uns nun die unverhoffte Baufreiheit verschafft für eine städtebaulich, architektonisch und ästhetisch bestechende Lösung“, sagt Vorstand Günther Russ.

Flächenzuwachs beträgt rund 150 Quadratmeter

Für den Entwurf zeichnet der Ahrensburger Architekt Günter Haase verantwortlich. „Das war ein überaus spannender Auftrag. Es galt, ein Bestandsgebäude aus den 1960er-Jahren um einen funktionalen wie auch optisch ansprechenden Anbau zu ergänzen“, so Haase.

Entworfen hat er schließlich ein rund 150 Quadratmeter großes Vestibül in Leichtbauweise, das den Viertelkreis des Haupteingangs aufnimmt, um ihn gen Südseite des Theatersaals zu einem Halbkreis fortzuführen. Das durch eine breite Glasfront lichtdurchflutete neue Foyer bietet Platz für Garderoben, den Kassenbereich und eine neue Toilettenanlage, die allesamt komplett barrierefrei erreichbar sind. „Vor allem ist der Vorbau aber zugleich Freifläche für die Versorgung in den Pausen, kann aber auch als Veranstaltungsraum für Lesungen oder Empfänge genutzt werden“, schwärmt Russ.

Potenzielle Unfallschwerpunkte werden eliminiert

Zudem werden mit Haases Entwurf die Kollisionen mit dem ebenfalls im Kleinen Theater ansässigen Restaurantbetrieb aufgelöst, was auch Papillon-Gastronom Baki Abazi außerordentlich begrüßt. „Insgesamt sind die verschiedenen Nutzungen des Objekts jetzt klarer strukturiert. Potenzielle Unfallschwerpunkte werden eliminiert, Gegenverkehre abgebaut und lange Rampen für gehbehinderte Besucher vermieden, weil die Seiteneingänge des Theatersaals faktisch ohne großes Gefälle erreichbar sind“, erklärt der Architekt.

Sein Entwurf war offenbar dermaßen überzeugend, dass er bei seiner Präsentation am 15. März im Tagungszentrum Malepartus von Kommunalpolitik und Stadtverwaltung in seltener Einmütigkeit gelobt und befürwortet worden ist. In ihrer finalen Jahressitzung im Dezember 2021 hatten die Stadtvertreter bereits einen Investitionszuschuss von 500.000 Euro gewährt, um das Projekt möglichst zügig voranzubringen.

700.000 Euro müssen noch eingeworben werden

Es darf zweifelsfrei als kluger Schachzug der Stadtverwaltung verbucht werden, dass sie die Planung und Umsetzung des Projekts konsequent in die Hand des KTB-Trägervereins gegeben hat. „Im Ranking der prioritären Baumaßnahmen fand es sich jedenfalls ziemlich weit hinten“, so Finanzvorstand Rainer Wiegard. Da könne man sich leicht ausrechnen, wann es denn realisiert worden wäre.

Unterdessen lässt es mit dem von der Kommunalpolitik abgesegneten Investitionszuschuss bei Weitem nicht finanzieren. Laut Kostenschätzung des Architekten Günter Haase werden rund 1,2 Millionen Euro benötigt. Aus diesem Grund sollen jetzt weitere Fördermittel eingeworben werden. Zum einen beim Fonds für Barrierefreiheit des Landes Schleswig-Holstein zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Zum anderen über eine Stiftung.

100.000 Euro bringt der Verein selbst auf

„Rund 100.000 Euro wollen wir als Verein selbst aufbringen, aus Spenden und Beiträgen“, ergänzt Wiegard das Finanzierungskonzept. In dem auch schon ein Puffer von 20 Prozent für außergewöhnliche Preissteigerungen bei Materialien, Ausstattung und Bauleistungen berücksichtigt sei.

Um das Engagement des Trägervereins auf eine sichere Rechtsgrundlage zu stellen, hat er mit der Stadtverwaltung einen Vertrag über die Nutzung des städtischen Grund und Bodens abgeschlossen. „Er beinhaltet einerseits, dass wir den Ergänzungsbau in eigener Verantwortung realisieren, und andererseits, dass wir dabei frei von jeglichen Weisungen der Stadt agieren können“, erklärt Rainer Wiegard. Nach Fertigstellung gehe der Anbau gleichwohl in den Besitz der Stadt über, die dann auch alle laufenden Betriebskosten tragen wird.

Feierliche Eröffnung ist im Sommer 2023 geplant

In der kommenden Woche erwartet der Trägerverein des Kleinen Theaters die finale Genehmigung der Stadt. Sie stelle laut Finanzvorstand Wiegard aber nur noch eine Formalie dar, da alle verfahrensrelevanten Fragen längst ausführlich beraten und abgestimmt seien. So stehe dem Baustart im Frühjahr eigentlich nichts mehr im Wege. Läuft alles wie geplant, soll das neue Foyer des Kleinen Theaters eine Woche nach dem Ende der Sommerferien nächsten Jahres feierlich eingeweiht werden.

Info: Benefizkonzert für die Ukraine

Das Kleine Theater Bargteheide lädt am Sonntag, 1. Mai, um 19 Uhr zu einem Benefizkonzert für die Ukraine ein.

Vadim Neselovskyi aus Odessa, einer der namhaftsten Jazz-Pianisten der Welt, wird seine Komposition „Odessa – a musical walk through a legendary city“ vorstellen, mit der er die Zuhörer auf eine musikalische Reise durch seine Heimatstadt mitnehmen will.

Unterstützt wird Neselovskyi von der Sängerin Tamara Lukasheva, die ebenfalls aus Odessa stammt. Beide werden zusätzlich über ihre Heimatstadt berichten.

Der Eintritt kostet 20 Euro. Die Erlöse kommen Hilfsmaßnahmen für die Ukraine zugute.