Bad Oldesloe. Majka Weber und Marvin Lindenberg geben Ämter auf. Die Gründe dafür und warum sie dennoch hoffen, dass die Arbeit fortgeführt wird.
Nach sechs Jahren im Vorstand der Kreissportjugend (KSJ) Stormarn wirft die VorsitzendeMajka Weber das Handtuch. Und auch der stellvertretende Vorsitzende Marvin Lindenberg will nicht erneut kandidieren. Der Frust sitzt tief. Zu den Gründen sagt Weber: „Wir haben jetzt gesagt, es reicht irgendwo. Ich habe mich die ganzen Jahre hindurchgearbeitet und habe keine Lust mehr dazu. Es ist einfach schade, wenn man viele Ideen hat und es kommt nichts zurück, man bekommt wenig Feedback.“
Nach eigenen Angaben waren Weber und Lindenberg zuletzt die einzig beiden Aktiven im Vorstandsteam. Und es ist fraglich, ob sich für die Vorstandswahl bei der Jugendvollversammlung Anfang März neue Kandidaten aufstellen lassen. Und wie es mit der Jugendabteilung des Kreissportverbandes Stormarn weitergeht – wenn überhaupt. Der Weggang von Weber und Lindenberg könnte das vorläufige Aus für die Kreissportjugend und ihre Aktivitäten bedeuten.
Anspruch und Realität klaffen oftmals auseinander
Als Majka Weber anfing, sich bei der Kreissportjugend zu engagieren, herrschte eine Art Aufbruchsstimmung. Weber erinnert sich: „Zu der Zeit existierte kein Jugendvorstand, wir wollten das wieder aufbauen.“ Eine kleine Gruppe hatte sich das Ziel gesetzt, die Angebote für Jugendliche voranzubringen, sie startete zunächst als Beisitzer. „Wir haben uns gesagt, wir probieren das als Team und waren alle anfangs sehr motiviert.“
Doch die anfängliche Euphorie war schnell verflogen, die Auflösungstendenzen in der Gruppe wurden unübersehbar. „Die anderen stellten im Alltag fest, das passt nicht.“ Anspruch und Realität ließen sich nicht in Einklang bringen. Weber gab sich jedoch nicht so schnell geschlagen. Was vielleicht auch damit zu tun hatte, dass sie zuvor bereits Jugendsprecherin und danach Jugendwartin im Kreispferdesportverband Stormarn war. Sie konnte den zeitlichen Aufwand einschätzen, den solch ein Ehrenamt mit sich bringt.
Aufgaben kein Problem, aber fehlende Mitstreiter
„Seitdem bin ich Vorsitzende und habe probiert, ein Team um mich herum aufzubauen.“ Es habe immer mal Leute gegeben, „die wir bekniet haben mitzumachen, aber es blieb im Großen und Ganzen an mir hängen“, so Weber. Auf Marvin Lindenberg wurde sie durch sein Engagement als Jugendbetreuer aufmerksam. Lindenberg sagt: „Majka habe ich auf einer Jugendleitercard-Ausbildung kennengelernt.“ Damals habe sie gerade frisch den Vorsitz übernommen und Mitstreiter gesucht. „Sie hatte viele Ideen, was sie gern in der KSJ anbieten wollte, und bei vielem davon war ich gern mit dabei und habe unterstützt.“
Doch Lindenberg ist der Einzige. „Sehr schade war die verschwindend geringe Beteiligung des restlichen KSJ-Teams, was leider die Motivation, Dinge zu planen und zu unternehmen, immer mehr beeinflusst hat“, erläutert er. Die Hauptlast trägt seit Jahren Majka Weber. „Nach sechs Jahren ist es auch mal gut“, meint die Reitsportlerin, zudem sei sie beruflich mehr eingebunden und auch gar nicht mehr in Stormarn ansässig. Klar ist aber auch, dass vor allem die fehlenden Mitstreiter und das mangelnde Interesse anderer junger Sportler der Hauptgrund für ihren Abschied sind. Denn an den Aufgaben lag es offensichtlich nicht.
Vor Corona wurden die Angebote gut angenommen
„Alles, was ich angeboten habe, hat mir Spaß gemacht“, sagt Weber, und es schwingt noch immer ein Hauch von Begeisterung in ihren Worten mit. „Natürlich hat man bei Veranstaltungen wie den Skifreizeiten so etwas wie einen 24-Stunden-Job.“ Doch dafür dürfe man Ski fahren und eine tolle Zeit mit den Jugendlichen verbringen. Lindenberg ergänzt: „Die Arbeit mit Majka und den Jugendlichen hat mir immer viel Freude bereitet.“
Vor Beginn der Pandemie seien die Angebote sehr gut wahrgenommen worden. Dazu zählten relativ regelmäßig Ausflüge wie beispielsweise zum Sprungraum in Hamburg, Wasserski in Süsel, Skifreizeit in Obertauern. „Das Jugendwarte-Café wurde ebenfalls gut angenommen“, so Lindenberg. Dort hätten sich Stormarner Jugendwarte zu wechselnden Hauptthemen und zum allgemeinem Austausch getroffen.
„Die Aktiven wissen gar nicht, was ihnen entgeht“
Während Corona hätten sie eine Jugendleiter-Ausbildung organisiert. Mit der Aufhebung der meisten Corona-Maßnahmen hätten sie versucht, Aktionen wie die Obertauern-Skireise zu starten, doch die Anmeldezahlen seien zu gering gewesen. „Oft haben wir auch das Gefühl, dass die Infos in den E-Mail-Posteingängen der Vereine und Übungsleiter verloren gehen, da ich von vielen aktiven Sportlern aus unterschiedlichen Vereinen vernommen habe, dass sie noch nie von unseren Aktivitäten und Angeboten gehört haben.“ Ein neuer Vorstand der KSJ stehe sicherlich als Erstes vor der Herausforderung, überhaupt die Aufmerksamkeit der Vereine, Übungsleiter und Aktiven zu bekommen.“
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Die Aktiven wüssten aktuell schlicht gar nicht, was ihnen entgehe „und entsprechend fehlt es ihnen auch nicht“, sagt Lindenberg, der 2020 die Abteilungsleitung der Turnabteilung des VfL Oldesloe übernommen hat. „Bei aktuell 800 Mitgliedern in dieser Abteilung ist das ein enormes Arbeitspensum“, sagt er. Hinzu kommt sein eigener Verein Mindbreakers. „Alles in allem bleibt für mich persönlich momentan zu wenig Zeit am Ende des Tages über“, sagt Lindenberg.
„Es wäre aber ein Wunsch von Majka und mir, dass der nächste Vorstand es schafft, die Vereine stärker zu erreichen um dann viele – altbewährte und neue – Veranstaltungen anbieten zu können.“ Weber sagt: „Wer Lust und Ideen hat, sich im Vorstand zu engagieren und seine Vorhaben auf einer größeren Ebene als in einem kleineren Verein zu realisieren, kann sich total ausprobieren.“ Kandidaten müssten nur Organisationstalent mitbringen, Erfahrung werde nicht vorausgesetzt. Nach dem Motto: „Einfach machen und nicht nur reden.“
Jugendvollversammlung Di 7.3., 19.00, Vereinsheim TSV Bargteheide, Alte Landstraße 81 (Anfahrt über Straße Am Volkspark)