Reinbek. Das Abendblatt stellt die Kandidaten für die Wahl zu Stormarns Sportler des Jahres vor. Heute: Corre Ahnsehl.

Corre Ahnsehl hat ein neues Hobby entdeckt: Motorradfahren. „Ich liebe es einfach, herumzufahren. Ich fühle mich frei“, erzählt der Kampfsportler von der TSV Reinbek. Zu seiner eigentlichen Passion gebe es sogar Parallelen. „Es ist ähnlich wie beim Karate, ich mag das Adrenalin, bin fokussiert und fühle mich sehr lebendig.“

Der 18-Jährige bezeichnet Nominierung als „eine ganz große Ehre“

Klar, ganz ungefährlich sei das bekanntlich nicht. „Einige sagen, zu gefährlich. Aber es gefällt mir einfach zu gut.“ Und der 18-Jährige lässt Vorsicht walten, wenn er über Norddeutschlands Landstraßen kurvt. Sportlich hingegen hat der Karateka 2022 mal wieder Vollgas gegeben. Bei der Deutschen U21-Meisterschaft holte er die Silbermedaille und belegte auch beim Euro-Cup in Österreich den zweiten Platz. Als „eine ganz große Ehre“ bezeichnet er zudem die Nominierung bei der Sportlerwahl.

Fünf Sekunden fehlten ihm zur Titelverteidigung

Wie ehrgeizig Ahnsehl nach Siegen strebt, lässt sich schnell heraushören, wenn man ihn auf seine Deutsche Vize-Meisterschaft anspricht. Denn so richtig kann er sich auch Monate später nicht über die silberne Medaille freuen. „Ich bin immer noch sauer, wenn ich über das Finale nachdenke“, gibt er lachend zu. Im Kampf um Gold der Gewichtsklasse bis 60 Kilogramm gegen seinen Dauerrivalen Mohammed Özdemir fehlten Ahnsehl nur fünf Sekunden zur erfolgreichen Titelverteidigung. Dann kassierte er doch noch den entscheidenden Punkt.

Die Leistung bei der Deutschen Meisterschaft und im gesamten Jahr schmälerte das aber nicht. Ahnsehls Trainer Timo Stieger-Fleischer lobt: „Corre hat bei der Deutschen Meisterschaft eine ganz tolle Leistung abgeliefert und allen gezeigt, was er so drauf haut. Das Finale war eine ganz enge Kiste, in der Vorrunde hat er starke Gegner absolut dominiert. Die DM war das Highlight, insgesamt war es ein Klassejahr für ihn.“ Mit Ahnsehls Entwicklung, sagt der Coach, könne man „absolut zufrieden sein“.

Ahnsehl nicht nur im Ring gewachsen, sondern auch als Persönlichkeit

Zu dieser Entwicklung gehört auch der Umgang mit Niederlagen. „Es ist ja schon ein kleiner Fluch“, sagt Ahnsehl, für den es schon die vierte Silbermedaille gegenüber „nur“ einer Goldmedaille bei Deutschen Meisterschaften war. „Früher hatte ich sehr große Probleme mit Niederlagen“, erinnert er sich. „Teilweise bin ich ausgerastet, wenn es nicht nach meinem Plan lief, was auch an meinem ADHS lag. Ich habe das mittlerweile viel besser unter Kontrolle.“

Der Reinbeker hat im Fitnessstudio massiv an Muskelmasse aufgebaut

So ist Ahnsehl nicht nur im Ring gewachsen, sondern auch als Persönlichkeit. Er schaffte den Mittleren Schulabschluss , „womit ich selber nicht gerechnet habe“. Danach besuchte er erfolgreich die Berufsschule. Seither sei es für ihn nur noch bergauf gegangen. Nun ist er 18 Jahre alt, erwachsen, steht vor ganz neuen Aufgaben. Persönlich, beruflich aber auch sportlich. In den vergangenen Monaten hat Ahnsehl im Fitnessstudio massiv an Muskelmasse aufgebaut. Das hat unterschiedliche Folgen. Zum einen fühle er sich jetzt wohler, sei viel durchtrainierter, sagt er. Aber: „Aktuell bin ich zu schwer für meine eigentliche Gewichtsklasse. In der neuen Gewichtsklasse wäre ich dann einer der Leichtesten, was gegen schwerere Gegner ein Nachteil ist.“ Dafür könnte er so eventuell dem starken Mohammed Özdemir aus dem Weg gehen. Es steht also eine Richtungsentscheidung an. Ahnsehl will das in Ruhe mit seinem Trainer besprechen. Ohne Druck. „Ich versuche einfach, Spaß zu haben.“

Olympia 2028 in Los Angeles ist im Hinterkopf

Timo Stieger-Fleischer sieht nach wie vor viel Potenzial in seinem Schützling. „Es kann sein, dass er Deutschlands Nummer eins wird. Das Talent ist das eine, man braucht aber auch das nötige Glück“, sagt der Trainer, der in den kommenden Jahren auf weitere Teilnahmen an Europa- und Weltmeisterschaften hofft. Das ganz große Fernziel könnte Los Angeles 2028 heißen, denn dann wird Karate wieder olympisch. „Wenn er den Weg im Sport weiter gehen will und kann, wäre das eine tolle Option, aber natürlich auch eine Mammutaufgabe“, sagt Stieger-Fleischer.

Olympische Spiele in fünf Jahren – ein konkretes Ziel oder ein wilder Traum? Corre Ahnsehl selbst nennt es „eine Mischung aus beidem. Ich würde nicht so trainieren, wie ich es tue, wenn ich gar nicht daran denken würde. Aber der Hauptgedanke ist jetzt erst mal, ins Leben reinzustarten.“

Nun sind Sie, liebe Leserinnen und Leser, aufgerufen, Ihre Stimme für das Team, die Sportlerin sowie den Sportler des Jahres abzugeben. Das geht per Onlinevoting auf der Internetseite des Kreissportverbands Stormarn (www.ksv-stormarn.de). Zeit ist noch bis zum 31. Januar 2023, 24 Uhr. Unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden Sachpreise verlost. Jeder kann nur einmal abstimmen.