Trittau. Das Abendblatt stellt die Kandidaten für die Wahl zu Stormarns Sportlerin des Jahres vor. Heute: Rhönradturnerin Karina Peisker.
An die bislang letzte Sportlerehrung mit ihrer Beteiligung kann sich Karina Peisker noch gut erinnern. „Das war eine total nette Veranstaltung“, sagt die 22-Jährige. „Ich habe mich sehr gefreut, nun wieder nominiert zu sein.“ Trotzdem wird es eine Premiere für die Rhönradturnerin – denn zwischen Stormarn und Peiskers früherer Heimat Freising, wo sie zuletzt vor der Pandemie von einem Kreissportverband ausgezeichnet wurde, liegen schlappe 700 Kilometer Luftlinie.
2022 war das erfolgreichste Jahr ihrer sportlichen Laufbahn
Das Medizinstudium verschlug die Bayerin in den hohen Norden. Eine Wohnung fand sie in Hamburg-Bahrenfeld, eine neue sportliche Heimat beim TSV Trittau. Und 2022 wurde das erfolgreichste Jahr ihrer sportlichen Laufbahn: Bei den im dänischen Sønderborg ausgetragenen Weltmeisterschaften gewann Peisker überraschend zweimal Gold und einmal Bronze.
Ein bestimmter Moment ist der Doppel-Weltmeisterin ganz besonders im Kopf geblieben. Ein Moment, in dem sie noch gar nicht Gewissheit über das Ergebnis hatte. „Im Mehrkampf, meinem ersten Wettbewerb bei der WM, war die erste von drei Disziplinen sehr gut gelaufen und in der zweiten hatte ich einen kleinen Patzer drin“, erzählt sie. „Die abschließende Musikkür ist dann perfekt gelaufen und ich weiß noch genau, wie ich zur Tribüne gerannt bin, wo meine Trainerin, meine Familie, mein Freund, meine Freunde und frühere Mannschaftskameradinnen aus Freising saßen. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht mal, ob ich eine Medaille gewonnen habe, aber die Erleichterung und Freude, dass die Musikkür so gut gelaufen war, war riesig.“
Ihr Vater sorgte mit einer Notlüge für Extra-Motivation
Auf dem Weg zu Gold half auch Papa Peisker mit einem Psychotrick mit. Nach dem kleinen Fehler seiner Tochter in der zweiten Disziplin rechnete er den Zwischenstand ein bisschen schön. „Er hat mir gesagt, dass sich das gar nicht groß ausgewirkt hätte. Später hat sich herausgestellt, dass das eine kleine Notlüge war. Aber das hat mir nochmal Motivation gegeben“, sagt Karina Peisker mit einem Lachen.
Rhönradturnen findet eben viel im Kopf statt. Das hob auch ihre Trittauer Trainerin Sandra Trepte nach den goldenen Weltmeisterschaften hervor. Die entscheidende Grundlage für Erfolge auf Weltklasseniveau sehe sie im psychischen Bereich, sagte die ausgebildete Diplom-Sportmentaltrainerin. „Mit dem enorm hohen Druck und Stress umzugehen und auf den Punkt die beste Leistung abzurufen, funktioniert nicht ohne die entsprechende mentale Stärke.“
Es ist kein Wunder, dass auch Peiskers Vater genau weiß, worauf es in den entscheidenden Moment ankommt. Er engagiert sich bereits seit Jahren als Kampfrichter im Rhönradturnen. „Meine Eltern haben mich immer sehr unterstützt“, erzählt Karina, die im Alter von zehn Jahren aus der Not heraus die Sportart wechselte. Die damalige Leistungsturnerin wollte eigentlich auf den Olympiastützpunkt nach Chemnitz wechseln, doch Rückenprobleme verhinderten die erhoffte Karriere früh. Damals brach eine Welt für sie zusammen. „Aber heute bin ich froh, dass es so kam. Es ist langfristig der gesündere Sport.“
Nächstes großes Ziel ist im Sommer der World-Team-Cup in den USA
Mit dem Status der Weltmeisterin haben sich für Peisker neue Türen geöffnet, oder genauer, Zeltplanen beiseitegeschoben. In diesem Jahr wird die Sportlerin des TSV Trittau ihre artistischen Kunststücke auf Zirkusmanegen vorführen. Wann und wo genau, darf sie noch nicht verraten, die Vorfreude ist aber schon groß.
Sportlich hofft Peisker im Sommer auf eine Teilnahme beim World-Team-Cup im US-Bundesstaat Wisconsin und wird zudem ihr Studium weiter vorantreiben. Bald hat sie das siebte Semester beendet, ihr nächstes Praktikum absolviert sie in der Rekonstruktions-Chirurgie. Das wäre für sie auch eine Option für die Zeit nach dem Studium. Dabei werden Formen und Funktionen des Körpers wiederhergestellt, etwa nach schweren Brandverletzungen oder Unfällen. Was sie an dem Gebiet so reizt? „Dass ein künstlerischer Aspekt dabei ist.“
Nun sind Sie, liebe Leserinnen und Leser, aufgerufen, Ihre Stimme für das Team, die Sportlerin sowie den Sportler des Jahres abzugeben. Das geht per Onlinevoting auf der Internetseite des Kreissportverbands Stormarn (www.ksv-stormarn.de). Zeit ist noch bis zum 31. Januar 2023, 24 Uhr. Unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden attraktive Sachpreise verlost. Jeder kann nur einmal abstimmen. Das Ergebnis des Onlinevotings fließt zu 50 Prozent in das Endergebnis ein. Die andere Hälfte machen die Stimmen der Jury aus, bestehend aus dem KSV-Vorstand, Stormarner Sportjournalisten und der Sparkasse Holstein mit ihren Stiftungen.